Von kleinen Männchen und alten Tanten

Er zählt wohl zu den größten Philosophen des beginnenden 21. Jahrhunderts und vermochte es doch, hin und wieder ganz banal zu wirken. Walter Benjamin wurde 1892 in Charlottenburg geboren und nahm sich doch schon 1940 das Leben. Denn als Jude und bekennender Marxist lebte Benjamin während des Dritten Reiches mit ständiger Verfolgung.

Neben grundsätzlichen philosophischen und kulturkritischen Gedanken beschäftigte sich Walter Benjamin auch mit seiner eigenen Vergangenheit. Seine Wünsche und Träume spiegeln sich dabei vor allem in seinen Kindheitserinnerungen wieder. Einem Werk, das auch am Sonntag im Landestheater Eisenach gefeiert wurde.

Anlässlich der Reihe Frühstückchen las der Schauspieler István Vinzce in einem vollbesetzten Theaterrestaurant aus Benjamins Buch und weckte dabei bei manch einem Gast ganz persönliche Erinnerungen. So berichtete Vinzce mit seiner durchdringenden, warmen Vorleserstimme von Walter Benjamins Kindheitserinnerungen. Der Schauspieler las von kleinen buckeligen Männchen, die sich Ungeschick nennen und vom Mond, der den jungen Benjamin nicht schlafen ließ. Vinzce erzählte von alten Tanten in alten, dunklen Wohnungen und von der Erfindung und Nutzung des Telefons und vor allem von der unglaublichen Vorstellungskraft eines Kindes.

Starken Applaus gab es für diese wunderbare, mit Kaffee und selbstgeschmierten Brötchen unterlegte, Lesung von den 50 Zuhörern. Sie alle waren begeistert von der sonntäglichen Lesung im Landestheater.

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