Carla del Ponte mit Wartburgpreis geehrt

Thüringens Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel (CDU) hat am Freitag als Vorsitzender des Stiftungsrates der Wartburg-Stiftung Carla del Ponte mit dem Wartburgpreis 2006 ausgezeichnet.

Die Chefanklägerin des UN-Kriegsverbrechertribunals erhält den Preis insbesondere für ihre beispiellose Courage bei der konsequenten Aufdeckung von Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Die Laudatio hielt die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts, Ingrid Schmidt.

Burghauptmann Günter Schuchardt konnte im Festsaal der Wartburg neben Ministerpräsident Dieter Althaus, Minister des Freistaates, Abgeordnete des Landtages und Mitglieder des Stiftungsrates der Wartburg sowie Vertreter des öffentlichen Lebens begrüßen.

Inge Schmidt würdigte das Wirken der Schweizer Juristin, ihren Einsatz für die Menschenrechte.
Carla Del Ponte freute sich sichtlich über diese Auszeichnung. In ihrer Rede betonte sie ausdrücklich die große Unterstützung Deutschlands bei der Arbeit des Tribunals in Den Haag. Sie sei auf das Wohlwollen der Staaten angewiesen, das Tribunal verfolge Straftaten, habe aber keine eigene Exekutive, was die Arbeit nicht einfach mache.

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Kritisch ging sie mit der deutschen EU-Präsidentschaft um. Hier erwarte sie eine härtere Gangart und keine Aufweichung von Vereinbarungen, in Bezug auf die neuen EU-Mitgliedsländer. Dies erschwere die Arbeit des Tribunals.

Carla Del Ponte wurde am 9. Februar 1947 in Lugano geboren. Bekannt wurde die Juristin durch ihr Engagement gegen Wirtschaftskriminalität, Drogen- und Waffenhandel sowie den Kampf gegen die sizilianische Mafia. Nachdem sie 1993 zur Bundesanwältin und damit zur obersten Strafverfolgerin der Schweiz berufen wurde, übernahm sie 1999 die Aufgabe als Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien in Den Haag. Besonderes Aufsehen erregt Carla del Ponte durch die Anklage gegen den früheren serbischen Präsidenten Milosevic. Auch dafür wurde sie im Jahr 2002 bereits mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Kultusminister Goebel gratuliert zum Wartburgpreis: «Carla del Ponte einen großen Anteil daran, dass unter Menschrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien kein Schlussstrich gezogen, sondern Aufarbeitung geleistet wurde. Mit ihrem Kampf gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit und Aussöhnung hat sie Voraussetzungen für dauerhaften Frieden in Europa geschaffen. Dabei war sie nicht nur Anklägerin in Rechtsfindungsverfahren, sondern Fürsprecherin vieler Opfer.»

Der Wartburg-Preis wird seit 1992 an Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens vergeben, die sich um die Entwicklung eines europäischen Denkens und die Verständigung der europäischen Völker verdient gemacht haben.
Bisherige Preisträger sind Hans Dietrich Genscher, Krzysztof Skubiszweski, Roland Dumas, Peter Schreier, Alfred Grosser, Richard Freiherr von Weizsäcker, Hilmar Hoffmann, Paul Oestereicher, Jack Lang, Franz Kardinal König, Joachim Gauck, Roman Herzog, Hildegard Hamm-Brücher, Bernhard Vogel und Felipe González Márquez.

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