«Hohes Risiko für Straftäter»

«Das Risiko für Straftäter, gefasst zu werden, ist in Thüringen sehr hoch. Die hohe Aufklärungsquote von fast 60 Prozent zeigt, dass der Freistaat nach wie vor zu den sichersten Bundesländern in Deutschland zählt.» Dieses positive Fazit zog heute Innenminister Andreas Trautvetter bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2002 (PKS) in Erfurt. Die Aufklärungsquote (60 Prozent) stabilisierte sich nach 2001 erneut auf hohem Niveau. Insgesamt erfasst die PKS rund 166000 Straftaten im Freistaat. Der durch Straftaten verursachte Gesamtschaden hat ein Volumen von 187 Millionen Euro. Nach einer vorläufigen Bewertung geht Trautvetter davon aus, dass Thüringen im Bundesvergleich der Aufklärungsquoten auch in 2002 einen Spitzenplatz einnimmt.

«Die Bekämpfung politisch motivierter Straftaten zählte im vergangenen Jahr», so Trautvetter, «wieder zu den vorrangigen Aufgaben der Thüringer Polizei». Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität (PMK) wurden in 2002 rund 1000 Straftaten registriert. Rund 90 Prozent davon sind im so genannten rechten Spektrum angesiedelt. Mehr als die Hälfte der Straftaten wurden aufgeklärt. Schwerpunkt der rechtsextremistischen Straftaten waren Propagandadelikte. Ein Zehntel der Straftaten PMK-Rechts hatte fremdenfeindliche Hintergründe. Davon wurden über 60 Prozent aufgeklärt. Von 60 Straftaten mit antisemitischen Bezügen konnte über die Hälfte aufgeklärt werden.

Nach der Bilanz 2002 sind die politisch motivierten Straftaten insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurückgegangen. «Dieses Ergebnis bewerte ich als einen gemeinsamen Erfolg der Thüringer Polizei und des strikten Anti-Extremismuskurs’ der Landesregierung», betonte Trautvetter.

Das Thüringer Innenministerium dokumentiert die wichtigsten Eckdaten der Kriminalstatistik im Überblick:

Im Jahr 2002 sind im Freistaat Thüringen die in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Straftaten geringfügig um 5410 Fälle = 3,4 % auf 166121 Fälle angestiegen.

Aufklärung
Von 166121 erfassten Fällen wurden 99046 aufgeklärt. Die Aufklärungsquote erreichte mit 59,6 % das Niveau des Vorjahres.

Häufigkeitszahl
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer/Geschädigter einer Straftat zu werden, drückt sich in der Häufigkeitszahl (HZ) aus. Die Häufigkeitszahl ist die Zahl der bekannt gewordenen Fälle insgesamt oder innerhalb einer Deliktsart, berechnet auf 100000 gemeldete Einwohner. Sie ist in Thüringen geringer als in den meisten anderen Ländern der Bundesrepublik.

Trotz sinkender Bevölkerungszahlen ( -19868 ) und steigender Kriminalität (+5410 Fälle) im Freistaat Thüringen liegt die Häufigkeitszahl von 6889 deutlich unter der der Bundesrepublik des Jahres 2001: 7736.

Tatverdächtige
Die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen ist auf 69332 (+ 1442) im Jahr 2002 gestiegen. Davon waren 4263 Kinder, 10568 Jugendliche, 8627 Heranwachsende und 45874 Erwachsene (darunter: 4173 Senioren). Der Anteil männlicher Täter liegt bei 76,5 %. Der Anteil der Kinder (10,8 % der Wohnbevölkerung) mit 6,1 % und der Anteil der Jugendlichen (5,6 % der Wohnbevölkerung) mit 15,2 % an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen sind gegenüber den Vorjahren gleich. Senioren stellen mit rund 6 % einen vergleichsweise geringen Anteil an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) ist die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen errechnet auf 100000 Einwohner ohne Kinder unter acht Jahren. Sie beträgt 3027
Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen (4845) ist mit einem Anteil von 6,9 % an den Gesamttatverdächtigen erneut leicht gesunken.

Opfer
Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst unter Opfer eine natürliche Person, gegen die sich eine mit Strafe bedrohte, versuchte oder vollendete Handlung unmittelbar richtet.
Geschädigte von Diebstählen, Betrugshandlungen, Sachbeschädigungen usw. können aus der PKS-Opfer-Tabelle nicht analysiert werden.

2002 ist ein Anstieg von 22383 auf 22688 Opfer (+ 305) zu verzeichnen. Davon sind 13897 (61,3 %) männlichen und 8791 (38,7 %) weiblichen Geschlechts.

Schaden
Der durch Straftaten im Jahr 2002 verursachte Schaden beträgt 187 Millionen Euro. Davon entfallen 48 Millionen Euro auf Diebstahlshandlungen und 38 Millionen Euro auf Betrugsdelikte. Ein Schaden von jeweils ca. 13 Millionen Euro wurde durch Sachbeschädigung und durch Brandstiftung verursacht.

Kriminalitätsschwerpunkte

– Im Deliktsbereich «Politisch motivierte Kriminalität» (PMK) wurden insgesamt 1062 Delikte registriert. Davon entfallen 913 Straftaten auf den Bereich PMK-Rechts. Das ist ein Rückgang von ca. 20 % gegenüber dem Vorjahr. 48,7 % dieser Delikte wurde aufgeklärt. Hauptanteil der PMK-Rechts bilden mit einem Anteil von 81,6 % die so genanten Propagandadelikte.

Von den 39 im Bereich PMK-Links registrierten Straftaten wurden 76,9 % aufgeklärt.

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Der Anteil von fremdenfeindlichen Straftaten liegt bei 9,7 %.

– Delikte der Diebstahlskriminalität sind um 1,6 % auf 72567 Fälle gestiegen. Die Aufklärungsquote konnte mit 40,5 % auf dem Niveau der Vorjahre gehalten werden.

– Die Straftaten «Diebstahl von, in/aus und an Kfz» zeigen mit 13903 erfassten Fällen einen Rückgang um 4,1% (14495 Fälle im Jahr 2001).

– Diebstähle in/aus Wohnräumen stiegen mit 5304 erfassten Fällen (2001 = 5020 Fälle) um 5,7 %. Dabei sind erhöhte Fallzahlen beim Tageswohnungseinbruch mit 1076 Fällen (2001 = 955 Fälle), bei Diebstählen in/aus Wohnungen zur Nachtzeit/Tatzeit unbekannt mit 281 erfassten Fällen (2001 = 242 Fälle) und beim Diebstahl in/aus Wochenend- und Gartenhäusern mit 2883 Fällen (2001 = 2720 Fälle) festzustellen.

– Ladendiebstähle sind von 19094 Fällen im Jahr 2001 auf 18687 (= – 2,1 %) erfasste Fälle im Jahr 2002 zurückgegangen.

– Bei dem Delikt Erschleichen von Leistungen wurden 4879 Fälle erfasst. Damit ist seit dem Jahr 2001 (4065 Fälle) ein Aufwärtstrend von + 20 % zu erkennen. Ca. 90 Prozent der Delikte konzentrieren sich dabei auf die Polizeidirektionen Erfurt, Jena und Gera – die Großstädte mit besonders ausgebautem städtischem Nahverkehrsnetz (Straßenbahnen und Busse).

– Die Straftaten der Gewaltkriminalität (2,8 % der Gesamtkriminalität) sind mit Fällen 4651 (2001 = 4555 Fälle) um 2,1 % angestiegen. Dieser Anstieg wird durch steigende Fallzahlen bei Mord (Erfassung der 16 Straftaten aus dem Gutenberggymnasium), Vergewaltigung und gefährlicher/schwerer Körperverletzung bestimmt.

– Vergewaltigungen stiegen von 153 erfassten Fällen im Jahr 2001 um 22,2 % auf 187 Fälle im Jahr 2002 an.

– Die gefährlichen/schweren Körperverletzungen zeigen einen Anstieg von 3198 Fällen im Jahr 2001 auf 3234 Fälle im Jahr 2002. Damit entfallen im Berichtsjahr 7,7 % der Gewaltkriminalität auf Körperverletzungsdelikte.

– Im Deliktsbereich Körperverletzung insgesamt wurden 12794 Fälle registriert, im Jahr 2001 waren es 12912. Das entspricht einem Rückgang von – 0,9 %.

– Ein leichter Rückgang auf 8748 (- 1,6 %) Fälle ist auch im Deliktsbereich der vorsätzlichen einfachen Körperverletzung zu verzeichnen. Im Jahr 2001 wurden hier insgesamt 8894 Fälle bearbeitet. Der Anteil in der Straftatengruppe der Körperverletzung hat sich mit 68,4 % gegenüber dem Vorjahr (68,9 %) leicht verringert. Der Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 5,3 %.

– Straßenkriminalität stieg um 1,1% auf 32600 Fälle (2001: 32237 Fälle).

– Die Rauschgiftkriminalität ist um 228 Fälle (+ 4,0%) auf 5938 Fälle erneut gestiegen. Damit setzt sich der steigende Trend der vergangenen Jahre fort, allerdings ist das seit Jahren der geringste prozentuale Anstieg.

– Die Straftaten der Wirtschaftskriminalität sind mit 1864 Fällen gegenüber dem Vorjahr (2209 Fälle) um – 15,6 % rückläufig, jedoch stieg der verursachte Schaden auf 61 Mio. Euro an (2001 = 59 Mio. Euro). Die Aufklärung ist mit 98,9 % wie in den Vorjahren konstant.

– Ebenfalls rückläufig (- 21,3 %) sind Fälle der Computerkriminalität. In diesem Deliktsbereich wurden für das Jahr 2002 1077 Fälle erfasst, im Jahr 2001 waren es noch 1369 erfasste Straftaten. Die Aufklärungsquote hält mit 62,0 % annähernd das Niveau der Vorjahre.

– Die Zahl der Falschgelddelikte ist im Jahr der Euro-Bargeld-Einführung nur geringfügig gestiegen. Es wurden 11 Delikte der Geldfälschung und 62 Delikte Inverkehrbringen von Falschgeld registriert. Die Aufklärungsquote liegt hier durchgehend bei 100 %. Sichergestellt wurden sowohl Euro als auch DM.

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