18-jähriger Magier im ThSV-Kasten

Jürgen Hausburg, seit über 20 Jahren als Hallensprecher des ThSV Eisenach eine Institution, war nach Ankunft aus seinem Griechenland-Urlaub in die Werner-Aßmann-Halle geeilt, um das Mikrofon von Bernd Wagner zu übernehmen, der ihn vortrefflich vertreten hatte und um die erstmalige Führung des ThSV Eisenach im Heimspiel gegen den TV Gelnhausen zu verkünden.
Mit großartigem Einsatz hatte Daniel Baumgarten das Leder aus den Gästereihen erkämpft, Krisztian Szep-Kis zum 16:15 vollendet (38.). Die entscheidende Phase der Partie war im Gange. Die Wartburgstädter verwandelten einen 14:15-Rückstand (37.) in eine eigene 20:15-Führung (45.) und stellten damit die Weichen klar auf Sieg. In einer von Kampfgeist und Einsatzbereitschaft auf beiden Seiten geprägten Partie landeten die Wartburgstädter einen verdienten 24:21 (11:11) Erfolg.
Die Eisenacher brannten von Beginn erneut vor Leidenschaft. Doch im Übereifer produzierten sie zahlreiche Fehler. Der sonstige «Mister Zuverlässig» Andrej Kastelic brachte gleich einen Siebenmeter nicht am Gästeschlussmann vorbei. Gelnhausens Spielmacher Anders Indset narrte die ThSV-Abwehr mehrfach nach dem gleichen Strickmuster. 0:3 hieß es nach 170 Sekunden. Die Gäste meldeten Eisenachs Angriffssäulen Tomas Sklenak und Krisztian Szep-Kis durch frühes energisches Heraustreten aus der Abwehr zunächst ab. Beim Stand von 2:3 wehrte ThSV-Keeper Karsten Lehmann einen Siebenmeter des Ex-Suhlers Krzysztof Lisiecki ab (8.), die erhoffte Initialzündung nach vorn war dies nicht. Eisenachs sonstige Trümpfe, die Außen Zbynek Vesely und Andrej Kastelic scheiterten immer wieder am Gelnhausener Torhüter. Überhast und Missverständnisse regierten beim ThSV. Beim Stand von 4:6 versuchte es Krisztian Szep-Kis zunächst mit straff abgezogenem Ball, Sekunden später mit einem Heber. Der Gästekeeper war zur Stelle. Zbynek Vesely jagte das Leder nach einem Tempogegenstoß weit am Kasten vorbei (19.). Im Gegenzug erhöhte Sebastian Weber für Gelnhausen zum 5:8 (20.). Doch die Eisenacher steckten die Holpereinlagen weg, rauften sich zusammen. Ein jeder rackerte für den anderen mit, steckte den Kopf nach misslungenen Aktionen nicht in den Sand. Der 19-jährige Till Riehn marschierte mit Selbstbewusstsein vornweg. Er schmetterte zum 7:8-Anschluss ein (24.) und zeigte sich nervenstark vom Punkt zum 8:8 (26.). Um jeden Ball wurde mit Leidenschaft gekämpft. Daniel Baumgarten hatte in der Abwehr Schwerstarbeit zu verrichten. Doch noch fehlte die Besonnenheit nach vorn zum erfolgreichen Abschluss. Gedankenschnell drückte Florian Schindler einen Abpraller zum 10:11 für Gelnhausen ins Netz. Der Ausgleich zum 11:11-Halbzeitstand resultierte aus einem von Krisztian Szep-Kis direkt verwandelten Freiwurf (!) mit der Sirene. «Wir offenbarten zu große Lücken in der Abwehr», konstatierte Zdeno Vanek zur ersten Halbzeit. Klare Worte fielen dann auch in der Kabine.
Mit einer umgestellten Abwehr ging es in die zweite Hälfte. Philipp Emmelmann kam als Sonderbewacher für Gelnhausens Regisseur Anders Indset. Als Routinier Krysztof Liciecki Eisenachs Krisztian Szep-Kis rüde von den Beinen holte, zückten die Unparteiischen Jäger/Lindner (Görlitz/Niesky) die rote Karte (31.). Die Gäste stiegen ausgesprochen rustikal ein. Eisenachs medizinische Abteilung mit Mannschaftsarzt MR. Johannes Muthen und dem selbst angeschlagenen Physiotherapeuten Martin Münzberg war im Dauereinsatz. Die Eisenacher schonten sich nicht. Noch hatte der TV Gelnhausen die richtige Antwort parat (14:15, 37.). Karsten Lehmann räumte seinen Platz, Simon Herold kam ins ThSV-Gehäuse. Der 18-Jährige lief zu großer Form auf, parierte spektakulär mehrere Bälle. Die Phonstärke, der wie ein Mann hinter der eigenen Mannschaft stehende Kulisse, nahm noch zu. Zum Herzblut gesellte sich bei den Blau-Weißen auf dem Parkett nun auch Besonnenheit. Das Leder wurde zum am besten postierten Mitspieler gebracht. «Endlich ließen wir das Leder zielgerichtet laufen», freute sich Zdenek Vanek. der immer wieder zum Kreis aufrückende Stephan Mellack sorgte für heillose Verwirrung bei den Gästen. Die ThSV-Crew wandelte einen 14:15-Rückstand (37.) in eine 20:15-Führung (45.) um. Teufelskerl Simon Herold zog wie ein Magier das Leder an. Andrej Kastelic und Krisztian Szep-Kis fanden zu gewohnter Treffsicherheit. Vor Selbstbewusstsein strotzend versenkte der 19-jährige Till Riehn zum 21:16 (48.). Sekunden später meisterte der 18-jährige Simon Herold im großen Stil einen Siebenmeter. Der 21-jährige Philipp Emmelmann behielt auch im Getümmel den Durchblick. Die Youngster im ThSV-Trikot setzen die Bigpoints. Gelnhausen zeigte Nerven, fabrizierte in 6:4 Überzahl gar einen Fußfehler (49.). Till Riehn legte mit gutem Auge zu Andrej Kastelic ab, der technisch brillant zum 22:18 (56.) versenkte. Da standen die Fans bereits und feierten ihr Team.
«Der ThSV Eisenach hat leidenschaftlich gekämpft», gestand dann auch Gästetrainer Segej Budanov ein. Seine Schützlinge vermochten es nicht ihr kreuzgefährliches Tempospiel zum Tragen zu bringen. «Vor solch einer stimmgewaltigen Kulisse zu spielen, hat unsere jungen unerfahrenen Spieler wohl beeindruckt», so der Gästecoach. Die Eisenacher indes bildeten eine Freudentraube. 5:1 Punkte nach 3 Spieltagen; wer hätte dies der neuformierten Eisenacher Mannschaft zugetraut?
STATISTIK
ThSV Eisenach: Lehmann (1.- 37.), Herold (37.-60.), Nositschka (n.e.); Ladyguine (n.e.), Sklenak (2), Weiß (n.e.), Riehn (5/2), Emmelmann (1), Dau (2), Mellack (2), Vesely (3/1), Kastelic (4), Szep-Kis (5)
TV Gelnhausen: Comdzic, Poch; Grunwaldt, Hildebrand (2/1), Deinet (2), Justus (5), Djurdjevic , Schindler (5), Lisiecki (2), Indset (4), Hubbert, Weber (1)

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min. (Rot für Emmelmann nach grobem Foulspiel 55.); Gelnhausen 10 x 2 Min. (Rot für Lisiecki nach grobem Foulspiel 31., Rot für Hildebrand nach 3. ZS, 54.)
Siebenmeter: Eisenach 4/3; Gelnhausen 3/1

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