Ausrufezeichen im Hessischen!

Auch wenn es nur ein Testspiel war, der 22:21 (13:9)-Sieg des ThSV Eisenach bei Erstbundesligist HSG Wetzlar verdient schon ein Ausrufezeichen.
Den an Körpergröße und Körpermasse deutlich überlegenen Gastgebern setzten die Wartburgstädter eine ausgesprochen beherzte Spielweise erfolgreich entgegen. Die Eisenacher Abwehr verengte geschickt die Räume, ließ sich von den Kraftpaketen auf der Gegenseite nicht einschüchtern.
Im zweiten Abschnitt behielt der Deckungsinnenblock mit Gabor Langhans und Roel Adams zumeist die Übersicht. Die Schlussleute Radek Musil und Stanislaw Gorobtschuk glänzten mit einer Vielzahl guter Paraden. «Das war schon eine tolle Abwehrleistung. Aber auch im Angriff probierten wir erfolgreich neue Kombinationen», freute sich Eisenachs Coach Adalsteinn Eyjolfsson.
Er musste noch auf die verletzten Rückraumspieler Daniel Luther und Eryk Kaluzinski verzichten. Bei der HSG Wetzlar standen Neuzugang Adrian Harmandic von Bjerringbro-Silkeborg (Dänemark) und WM-Teilnehmer Daniel Valo nicht zur Verfügung.

Seit gemeinsamen Punktspielzeiten in der ersten und zweiten Bundesliga bestehen zwischen beiden Vereinen freundschaftliche Kontakte. Das Eisenacher Team und ihre nach Dutenhofen mitgereisten Anhänger wurden daher besonders herzlich begrüßt. Rainer Dotzauer, «Mister Handball» der Region Dutenhofen/Wetzlar, viele Jahre der Manager der Hessen, kürzlich offiziell aus dem Amt verabschiedet, ließ es sich nicht nehmen, in der Partie mit den «Freunden aus Eisenach» in die Halle zu kommen. Im zweiten Abschnitt war es deutlich zu spüren, der gastgebende Erstbundesligist wollte keineswegs gegen den Zweitligisten aus Thüringen verlieren.
Sie erhöhten nach dem Halbzeitrückstand deutlich die Schlagzahl und gingen durch Philipp Müller in der Schlussphase auch mit 21:20 (54.) in Führung. Die besseren Argumente hatten jedoch unerwartet die Männer von der Wartburg, die in der Abwehr vorbildlich fighteten. Nach einer Parade von Keeper Stanislaw Gorobtschuk traf Adrian Wöhler von Linksaußen zum 21:21-Ausgleich (58.). Beim folgenden Angriffszug der Gastgeber stibitze Eisenachs Kapitän Benjamin Trautvetter sich das Leder und erneut war Adrian Wöhler von Linksaußen zur Stelle, lochte mit seinem fünften Treffer an Torwart Nikolai Weber vorbei zum 22:21 für seine Farben ein.
Der letzte Angriff der HSG Wetzlar endete mit einer «Fahrkarte» von Timo Salzer. Das Team mit der besseren Spielkultur und mit mehr Leidenschaft, der ThSV Eisenach, verbuchte völlig zu Recht dieses Achtungszeichen! Daran konnten auch die acht Treffer von Wetzlars Rückraumspieler Lars Friedrich nichts ändern.
In der Anfangsformation mit Adrian Wöhler auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Tomas Sklenak im linken und Gabor Langhans im rechten Rückraum, Alexander Koke in der Rolle des Regisseurs, Benjamin Trautvetter am Kreis und Radek Musil im Tor, spielten die Eisenacher von Beginn keck auf.
Radek Musil kaufte dem bulligen Kreisspieler Giorgios Chalkidis im großen Stil das Leder ab (8.), blieb auch gegen Philipp Müller Sieger (11.). Auf der anderen Seite ließ Alexander Koke Wetzlars Schlussmann Milos Hacko, einst bei der SG Werratal und zuletzt viele Jahre die «Nichtabstiegsgarantie» von Tuspo Obernburg, im gereifteren Alter in die 1. Liga zur HSG Wetzlar gewechselt, keine Abwehrchance. Die Eisenacher führten 5:4 (14.) und scheuchten mit schnellen Ballstafetten über Linksaußen die Abwehr der Hessen auf. Im Doppelschlag brachte Adrian Wöhler den ThSV Eisenach mit 8:6 in Führung (18.). ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson nutzte das Testspiel natürlich zum Testen. Nick Heinemann, zuletzt stets über 60 Minuten auf Rechtsaußen, nahm auf der Bank Platz. Girts Lilienfelds und Gabor Langhans besetzten die rechte Angriffsseite. Auch Gennadij Chalepo, der Coach der HSG Wetzlar, wechselte kräftig durch. Doch auch Alois Mraz vermochte dem Angriffspiel der Hessen keinen gefährlichen Zuschnitt zu verleihen. Die Eisenacher behielten den Kopf oben. Einen fast verhaspelten Tempogegenstoß schloss Alexander Schiffner mit dem 10:8 für den ThSV Eisenach ab (22.). Alexander Koke erhöhte vom Punkt, nach Regelwidrigkeit an Petr Hruby, gar auf 11:8 (24.). Die Außenspieler liefen immer wieder zur Mitte ein, sorgten für helle Aufregung in den Reihen des Erstligisten. Girts Lilienfelds nahm Maß, zog scharf und platziert zur 13:9-Pausenführung für die Wartburgstädter ab.
Während der Halbzeitpause dürften in der Wetzlaer Kabine klare Worte gefallen sein. Die Eisenacher liefen vier Angriffe ohne Zählbares. Die HSG Wetzlar glich zum 14:14 (38.) aus. Doch die Eisenacher spielten weiter munter mit. Tomas Sklenak über rechts und Alexander Schiffner über Linksaußen brachten die Thüringer wieder mit 16:14 (40.) in Vorhand. Dann behauptete sich Benjamin Trautvetter gleich zwei Mal gegen den kantigen Innenblock der Gastgeber-Deckung, verwertete zwei Koke-Zuspiele zum 18:16 (46.). Girts Lilienfelds schloss eine Ballstafette mit sattem Torwurf zum 19:17 ab (47.).
Das Zeichen für die Hessen, «eine Schippe drauf zu packen». Sie erhöhten den Angriffsdruck. Ihr körperliches Plus in die Waagschale werfend, die Gastgeber gingen durch Philipp Müller mit 20:19 (51.) in Führung. Tomas Sklenak egalisierte zum 20:20 (54.). Wer unter den Zuschauern gedacht hatte, in den Schlussminuten würde der Erstbundesligist sich den Sieg sichern, hatte die Rechnung ohne die Eisenacher gemacht. «Ein sehr gutes Testspiel», befand Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.

Am Mittwoch, 26.01.2011 empfängt der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit Erstbundesligist Füchse Berlin ein absolutes Spitzenteam.

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (ab 31.); Trautvetter (2), Wöhler (5), Heinemann (1), Koke (3/2), Sklenak (4), Lilienfelds (2), Langhans (1), Schiffner (4), Bitterlich, Adams, Hruby

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