Ausrufezeichen! ThSV Eisenach beendet Saison auf Tabellenplatz 5

Die Serie von zehn Spielen ohne Niederlage (17:3 Punkte) riss am letzten Spieltag der Saison. Der ThSV Eisenach musste nach einer hochdramatischen Partie bei geradezu tropischen Temperaturen in einer mit 1200 Zuschauern restlos ausverkauften Angerhalle dem gastgebenden HSC Coburg knapp mit 25:24 (14:12) die Vorhand lassen.
Die Franken, mit hohen Ansprüchen in die Saison gestartet, sicherten sich mit diesem Doppelpunktgewinn quasi auf der Ziellinie den Klassenerhalt, verabschieden nach der Begegnung gleich sieben (!) Spieler. Der ThSV Eisenach beendet die Saison mit 37:31 Punkten auf Tabellenplatz 5. Eine Platzierung mit Ausrufezeichen, dümpelten doch die Eisenacher im Herbst im Tabellenkeller herum (7:15 Punkte nach 11 Spieltagen). Der ins Thüringische gerufene Norddeutsche Maik Handschke machte das Handball-Traditionsschiff von der Wartburg wieder flott. Mit ihm als Steuermann (Trainer) fuhr das ThSV-Schiff 30:16 Punkte ein. «Damit kann ich für meine Zeit ein positives Grundfazit ziehen. Wir alle können auf das Geleistete stolz sein», so der ehemalige Nationalspieler.
Die Partie in Coburg zeigte die gewachsene Qualität des Teams, zeigte aber auch, woran noch intensiv gearbeitet werden muss. Nur allzu gern hätten die Eisenacher – im letzten Spiel ihres Kapitäns Karsten Wöhler nach 16 Jahren Handballbundesliga – in Coburg gepunktet. «Letztendlich entschieden Kleinigkeiten. Wir nutzten unsere Torchancen nicht konsequent, ließen beispielsweise zwei Strafwürfe und weitere gute Möglichkeiten aus. Wir wussten im Vorfeld, Coburg würde mit Aggressivität die Chance zum Klassenerhalt angehen. Sie bewiesen, ihre Tabellensituation entspricht nicht ihrem Potential. In der Halle herrschte eine tolle, beide Teams stimulierende Atmosphäre. Fantastisch, wie die in so großer Zahl mitgereisten Anhänger unsere Mannschaft unterstützt haben», resümierte Maik Handschke.

Fans appellieren: ThSV Eisenach braucht noch mehr Partner!
Die Enttäuschung über die erste Niederlage nach zehn Spielen war rasch verflogen, hatte die Mannschaft in den letzten Wochen und Monaten doch hellauf begeistert, die Fans wieder in Scharen angelockt. Die Sorge um die zu Wochenmitte nicht erteilte Lizenz war schon vor dem Anpfiff allgegenwärtig, bestimmte die kleinen und großen Gesprächsrunden nach der Partie. Kopfschütteln, Fassungslosigkeit und auch ein Stück Frust auf die eigene Führung waren bei vielen der blau-weißen Fans offenkundig. «Die Meldung aus der HBL-Zentrale hatte keinerlei Einfluss auf die Leistung der Mannschaft, die alles gegeben hat», betonte ThSV-Coach Maik Handschke. Er zeigte sich schon verwundert, schließlich habe die Marketing GmbH stets alle Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Mannschaft pünktlich erfüllt. «Da habe ich in der Vergangenheit ganz Anderes erlebt», blickte Maik Handschke auf seine lange Laufbahn zurück. «Mannschaft und Trainer sind sich sicher, die Verantwortlichen im Verein, Gesellschafter und Vorstand, treffen die richtigen Entscheidungen, leiten alle erforderlichen Maßnahmen ein, damit der ThSV Eisenach noch die Lizenz erhält», verbreitete Maik Handschke vorsichtigen Optimismus. Die Angst konnte er damit den Fans freilich nicht vollends nehmen. «Wir hoffen auf zusätzliche Unterstützung aus dem Mittelstand, aus der Wirtschaft, für unser tolles Produkt ThSV Eisenach. Jeder Partner, auch mit kleinem Beitrag, kann helfen und ist herzlich willkommen», appellieren auch die ThSV-Fans an die Region. Der ThSV Eisenach hat nach Eingang der schriftlichen Begründung der Lizenzverweigerung durch die HBL eine Woche Zeit, Beschwerde einzulegen. Dieses Mittel wird der ThSV Eisenach, so die offiziellen Verlautbarungen, auch nutzen.

ThSV Eisenach mit Blitzstart – doch dann kam auch Coburg auf Touren
Schon lange vor dem Anpfiff war der Platz vor der Angerhalle in Coburg in Blau-Weiß getaucht. Die 120 aus Eisenach angereisten Handballfans – weitaus mehr wären gern gekommen, doch die Kapazität der Coburger Halle erlaubte es nicht – sorgten vor und nach dem Handballmatch für reichlich Umsatz bei Getränken und Speisen. Ausgesprochen freundlich die Aufnahme für die Gäste aus dem benachbarten Thüringen. Coburger Ordner halfen den ThSV-Fans sogar beim Anbringen von Fahnen an der Hallenwand. Die Stimmung in beiden Fanlagern war ausschließlich darauf ausgerichtet, die eigene Mannschaft zu unterstützen. Beste Handballstimmung! Völlig unpassend, weil völlig unnötig, die Polizeipräsenz!
Der ThSV-Express mit Lokführer Pavel Prokopec, der seine Rückenbeschwerden überwunden hatte, stand sofort unter Dampf. Der Aufbaubereich rotierte zur Verwirrung der einheimischen Defensive. Daniel Luther wuchtete mit seinem dritten Treffer nach exakt
4 Minuten zum 0:4 ein. Michael Werner zeichnete sich für den ersten Coburger Treffer zum 1:4 (5.) verantwortlich. Pavel Prokopec zog trocken aus dem linken (!) Rückraum zum 1:5 (6.) ab. Zu statisch zunächst die Angriffsbemühungen der Hausherren. Drei erfolglose Angriffe der Eisenacher nutzte Coburg zum 5:5 durch Jan Kästner vom Kreis (12.). Mit Ballstafetten zur Kreismitte sollten die Hausherren im gesamten Spielverlauf immer wieder zum Erfolg kommen. Girts Lilienfelds sorgte aus dem rechten Eisenacher Rückraum für belebende Aktionen, zog selbst erfolgreich ab, wie beim 6:7 (16.) und 7:9 (22.). Kurz zuvor hatten die Eisenacher mal wieder eine alte Weisheit nicht beachtet, dass ein gefoulter Spieler nicht selbst zum Punkt schreitet. Pavel Prokopec donnerte den an ihn verwirkten Strafwurf ans Gebälk (19.). Mit der Einwechslung von Philipp Schulz für Altmeister Anton Lakiza nahm Coburgs Angriffsspiel deutlich an Fahrt auf. Der Ex-Eisenacher Ronny Göhl, bis dahin nicht zu sehen, traf zum 8:9-Anschlußtreffer (22.). Eisenachs Angriffsmotor stotterte. Bei Ballbesitz schaltete Coburg blitzschnell auf Angriff um, bediente Jan Kästner am Kreis, der zur ersten Führung für seine Farben versenkte (10:9, 24.) und wenig später ein Eisenacher Zuspiel erspitzelte und gar zum 11:9 (24.) vollendete. Der eingewechselte Routinier Krisztian Szep-Kis sorgte für den Eisenacher Anschlusstreffer (12:11, 27.). Obwohl der knapp 38-jährige Vladimir Suma, einer der zahlreichen Coburger Spieler der Rubrik Ü 30, nach Foul an Krisztian Szep-Kis seine zweite Zeitstrafe kassierte (28.), erhöhte Coburg, erneut vom Kreis, durch Michael Werner zum 14:11 (29.). Benjamin Trautvetter traf zum Halbzeitstand (14:12).

Dramatische Schlussphase in Coburger «Sauna»
Mit Beginn der zweiten Halbzeit kam Karsten Wöhler für den blass gebliebenen Alexander Schiffner auf Linksaußen. Girts Lilienfelds blies zur Aufholjagd, traf im Doppelpack, Tomas Sklenak zog trocken zum 15:15 (34.) ab. Der eingewechselte Martin Hoffmann schmetterte das Leder von Rechtsaußen ans Holz (35.), Karsten Wöhler brachte vom Punkt den Ball nicht an Coburgs Schlussmann Havard Martinsen vorbei (36.). Vorbei die Chance zum Führungstreffer! «Wir gingen zu fahrlässig mit hochkarätigen Chancen um», ärgerte sich Eisenachs Trainer Maik Handschke. Coburgs Anspiele zum Kreis vermochten die Eisenacher nicht zu unterbinden, kamen dann auf Kosten von Strafwürfen zu spät. Anton Lakisza, knapp 35-jährig, ließ sowohl dem erfahrenen Radek Musil wie auch Youngster Julian Krüger vom Siebenmeterpunkt keine Chance, verwandelte alle fünf Strafwürfe, wie zum 17:16 (38.). Hellwach zeigte sich Ronny Göhl. Einen Martinsen-Abpraller nahm er auf und versenkte zum 19:17 (43.), roch ein ThSV-Zuspiel, spritzte dazwischen und lochte zum 20:17 (45.) ein und wurde vom eigenen Anhang lautstark gefeiert. Der sich steigernde Coburger Torhüter stand bei Würfen von Tomas Sklenak mehrfach richtig. Der Tscheche im ThSV-Trikot vermochte nicht wie gewohnt zu explodieren. Eine kräftezehrende Saison mit Nationalmannschaftseinsätzen hat wohl an seiner Substanz erheblich gezehrt. Coburg findet immer wieder über den Kreis zum Erfolg. Kaltschnäuzig lässt Routinier Anton Lakiza dem 18-jährigen Julian Krüger beim 23:19 vom Punkt (50.) keine Abwehrchance, muss wenig später nach Foul an Tomas Sklenak für zwei Minuten auf die Bank.
Der ThSV Eisenach, lautstark unterstützt durch seine große mitgereiste Anhängerschaft, setzt zum Zwischenspurt an. Karsten Wöhler markiert den letzten Treffer seiner Bundesliga-Kariere (23:21, 52.). Martin Hoffmann behält beim Konter die Nerven (23:22, 53.). Die Hausherren wanken, produzieren Fehler. Girts Lilienfelds kann nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Benjamin Trautvetter trifft vom Punkt zum 23:23 (54.). Spannung und Dramatik pur. Die letzten Kraftreserven werden auf beiden Seiten mobilisiert. Längst stehen die schweißgetränkten 1200 auf den Rängen. Michael Werner bringt – vom Kreis – den HSC Coburg mit 24:23 in Führung (55.). Ein Eisenacher Ball klatscht nur ans Holz. Benjamin Trautvetter kassiert eine Zeitstrafe (57.). Die Unparteiischen Kaiser/Schmitz (Linkenheim/Mannheim) behalten im Hexenkessel der Coburger Sauna kühlen Kopf, beweisen Standhaftigkeit, ahnden ein Coburger Stürmerfoul auch als solches, trotz wütender Proteste. Coburgs Keeper Havard Martinsen pariert, doch Karsten Wöhler, so wie ihn die Eisenacher Fans schätzen und lieben, erkämpft das Leder einsatzstark zurück. Girts Lilienfelds kommt von der rechten Angriffsseite frei zum Wurf, könnte seine Leistung krönen, doch bringt das Leder nicht am HSC-Torhüter vorbei. Im Gegenzug sorgt Michael Werner mit seinem 5. Treffer zum 25:23 für Coburger Glückseeligkeit. Zu spät das sechste Tor von Girts Lilienfelds zum 25:24-Endstand.

Statistik

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HSC Coburg: Martinsen, Selke; Ma. Werner (1), Göhl (5), Pack, Kästner (3), Lakiza (6/5), Schulz (1), Suma (2), Mi. Werner (5), Libergs, Lendner (1), C, Schuhmann (1)

ThSV Eisenach: Musil, Krüger; Hofmann (1), Trautvetter (6/2), Lipsky, Sklenak (2), A. Wöhler, Luther (3), Schiffner, K. Wöhler (1), Lilienfelds (6), Prokopec (4), Szep-Kis (1)

Siebenmeter: Coburg 5/5; Eisenach 4/2

Zeitstrafen: Coburg 4 x 2 Min.; Eisenach 3 x 2 Min.

Schiedsrichter: Kaiser/Schmitz (Linkenheim/Mannheim)

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