Auszeit mit dem Präsidenten des ThSV Eisenach

Gero Schäfer vor dem Saisonstart:

Ich bin optimistisch! Bälle aber flach halten!

Sie steigen als Präsident zum zweiten Mal in die DKB Handball-Bundesliga auf. Worin ist Ihre Hoffnung begründet, dass es dieses Mal nicht nur ein einjähriges Intermezzo bleibt?
Wir haben in der Saison 2013/14 im Handballoberhaus viele Erfahrungen gesammelt, im organisatorischen, im wirtschaftlichen und im sportlichen Bereich. Wir werden jetzt versuchen, darauf aufzubauen. In diesem angesprochenen Jahr in der DKB Handball-Bundesliga lief es wirtschaftlich ganz gut, so dass wir es uns als Ziel setzten, den sofortigen Wiederaufstieg anzugehen. Wir haben das geschafft, Dank der Arbeit unseres Trainers Velimir Petkovic mit dem Team. In seiner Erfahrung liegt jetzt meine und sicherlich auch die Hoffnung des gesamten Umfeldes, dass das Abenteuer DKB Handball-Bundesliga nicht wieder nur ein einjähriges Intermezzo wird. Wir haben den Kader gezielt verändert, laut Aussagen unseres Trainer Velimir Petkovic und unseres Sportlichen Leiters Karsten Wöhler verstärkt. Jetzt muss aus jenen Spielern, die schon länger beim ThSV Eisenach spielen, und unseren 9 Neuzugängen so schnell wie möglich eine Einheit geformt werden, die dann hoffentlich die nötigen Punkte zum Klassenerhalt erobert.

Die 18:30-Niederlqage im DHB-Pokal gegen Ligakonkurrent MT Melsungen beunruhigt Sie nicht?
Die Niederlage gegen die MT Melsungen in dieser Höhe hatte ich nicht erwartet. Jeder Zuschauer hat gesehen, dass die Hessen eine topp eingespielte Mannschaft mit einer sehr guten Abwehr und einem Weltklasse-Torwart haben, aus der ein tolles Konterspiel aufgezogen wurde. In unseren Reihen waren sehr viele Schwächen in Abwehr und Angriff zu sehen. Ich glaube, diese Partie war für alle im Team sehr lehrreich. Es müssen nun die richtigen Schlüsse gezogen werden, um es in den bevorstehenden Aufgaben besser zu machen. Unser gesamtes Team braucht Zeit, um sich zu finden. Wir haben den personellen Umbruch gewollt, nun müssen wir auch Zeit und Geduld aufbringen. Ich bin optimistisch.

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Wie sehen Sie den Punktspielauftakt?
Der Saisonstart in heimischer Halle gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke ist für gleich ein ganz wichtiges Spiel. Die Gäste haben in der Vorsaison lange gegen den Abstieg gespielt, sich erst auf der Ziellinie gerettet. Personeller Wandel war angesagt. Ein neuer Trainer und sechs neue Spieler sind gekommen, die zu integrieren sind. Ich glaube, der TuS Nettelstedt-Lübbecke wird ein Kontrahent auf Augenhöhe sein Ich freue mich auf die Partie. Ich hoffe auf großen Rückhalt von den Rängen, ich hoffe auf unsere Fans, mit denen wir gemeinsam zwei Pluszähler erobern können. Nach diesem Spiel werden wir sehen, wo wir stehen!

Das Sportliche ist eine Seite, das Wirtschaftliche die andere. Die Handball-Bundesliga, die gerade ihr 50-jähriges Bestehen feiert, ist für jedes Team ein Wirtschaftsunternehmen. Sie, als seit Jahren erfolgreicher Geschäftsmann, haben bestimmt ein waches Auge auf die Zahlen, die Bilanzen?
Seit meinem Amtsantritt als Präsident im November 2009 habe ich mich verstärkt, gemeinsam mit Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler, der zugleich Sportlicher Leiter für den Bundesligabereich ist, um die Finanzen gekümmert. Unser Credo: Ohne solide und geregelte Finanzen kann man nicht in der Handball-Bundesliga bestehen. Das fordert auch die HBL. Die Zeiten, in denen Vereine Minus gemacht haben, die Verluste durch Bankdarlehen oder Gesellschaftereinlagen ausgeglichen haben, sind vorbei. Durch ein jedes Jahr verschärftes Lizenzierungsverfahren sind allen Vereinen der 1. und 2. Liga – und damit auch uns – klare Regeln vorgegeben. Das heißt, nur das Geld auszugeben, was eingenommen wird. Dem haben wir uns in den letzten Jahren erfolgreich gestellt. Wir haben die Lizenz in den vergangen Jahren ohne jegliche Auflagen erhalten! Das ist ein deutlicher Beleg für unsere gute Arbeit, in der Marketing-GmbH und im Verein sowie durch unsere Gesellschafter, basierend auf den vielen Sponsoren und Partner, die uns treu zur Seite stehen.

Das Bundesligateam ist das Aushängeschild, wie sieht es mit dem Unterbau im Verein aus?
Wir alle sind stolz über den Aufstieg unserer ersten Männermannschaft in die DKB Handball-Bundesliga. Natürlich wird der Großteil der finanziellen Mittel durch unser Bundesligateam gebunden. Der Bundesligabereich ist zugleich der größte Teil, über den Einnahmen erzielt werden.
Wir haben in der letzten Saison mit fast allen unserer Nachwuchs-Mannschaften den Thüringer Landesmeistertitel erobert. Unsere B-Jugend, die 15/16-jährigen Talente, bejubelten die Meisterschaft im Mitteldeutschen Handballverband, ließen den großen SC Magdeburg und den amtierenden Deutschen Meister SC DHfK Leipzig hinter sich. Das war der herausragende Erfolg in unserer Nachwuchsarbeit der letzten Jahre! Unsere A-Jugend, das sind die 17/18-jährigen Talente, betraten völliges Neuland, spielten erstmals in der Jugend-Bundesliga. Zahlreiche Verletzungen und die gleichzeitige personelle Hilfe für unsere 2. Männermannschaft, dadurch konnte nicht jener Platz erreicht werden, den wir uns gewünscht haben. In der anstehenden Saison unternehmen wir einen erneuten Anlauf in der Jugend-Bundesliga. Die im Sommer des Vorjahres vereinbarte Kooperation mit dem SV Wartburgstadt Eisenach dazu geführt, dass Eisenach weiterhin auf der Landkarte der höchsten Thüringer-Männerspielklasse vertreten ist. Durch einige namhafte Neuzugänge wird der ThSV Eisenach II in der Thüringenliga Männer in der Saison 2015/2026 sicherlich eine bessere Rolle spielen. Die Nachwuchsarbeit genießt auch in den nächsten Jahren einen hohen Stellenwert. Wir werden versuchen, mehr finanzielle Mittel in unsere Jugendarbeit zu investieren, um die sportlichen Erfolge der Vorsaison wieder zu erreichen.

Deutschlandweit in aller Munde, die provisorische Zuschauertribüne in der Werner-Aßmann-Halle, durch die es von der HBL grünes Licht für „echte“ Heimspiele gibt. Wie ist da der Stand?
Der Tribünenbauer hat am Dienstag die provisorische Zuschauertribüne fertig gestellt. Die Außentreppen sind montiert, die Fluchttüren eingebaut. Die Umbaumaßnahmen sind zum Ligastart fertig. Die Werner-Aßmann-Halle wurde zu Wochenmitte durch den Spielleiter der HBL Andreas Wäschenbach abgenommen und freigegeben. Doch dies ist nur bis zum 30.06.2016 gültig!
Ich möchte mich ganz herzlich beim Architekturbüro Bachofen/Seidenzahl, bei Antje Bachofen und Frank Seidenzahl, dem Statikbüro Rimbach, allen beteiligten Firmen und Handwerkern sowie dem ThSV-Fanprojekt ganz herzlich bedanken! Ohne ihr Engagement, ihren Einsatz, wären die Umbaumaßnahmen in so kurzer Zeit nicht realisierbar gewesen. Der Dank geht ebenso an die Sponsoren, die uns mit weiteren Zuwendungen unterstützt haben.

Im nächsten Jahr sollen Millionen fließen, um die 31 Jahre alte Werner-Aßmann-Halle den Standards der HBL gemäß umzubauen. Wäre ein Neubau nicht besser?
Meiner Meinung nach, ist der Ausbau der Werner-Aßmann-Halle die einzige Alternative, um spätestens Ende 2016 die Halle voll umfänglich den geforderten Standards der HBL herzurichten. Der Investitionsumfang von 5 Mio. € wird nicht nur für eine Tribüne für 1.000 Sitzplätze an der zweiten Längsseite verwendet, es wird auch der komplette Sanitär- und Haustechniktrakt abgerissen und neu gebaut. Durch die komplett neue Haustechnik wird die Stadt Eisenach als Eigentümer mit Sicherheit Energie einsparen, was den städtischen Haushalt entlastet.
Der ThSV Eisenach hat sich verpflichtet, den Großteil des städtischen Eigenanteils zu übernehmen. Das wird für uns eine Riesenherausforderung, die wir mit Elan und Optimismus angehen.
Ich glaube, ein Neubau ist keine Alternative. Ein Neubau würde mit Sicherheit das Doppelte an finanziellen Mitteln verschlingen, plus der neu zu schaffenden Außenanlagen.

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