Da kam richtig Stimmung auf!

Pfosten verhinderte Punktgewinn des ThSV Eisenach gehen frisch gekürten EHF-Cup-Sieger Frisch Auf! Göppingen / Viel Positives bei den Wartburgstädtern/ Belohnung für gutes Spiel gelang jedoch nicht   

Das gab es lange nicht in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle! Die an einem zuschauerunfreundlichen Mittwochabend und trotz zeitgleichem Fußball-Highlight im TV gekommenen über 2.000 Anhänger des nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt besitzenden ThSV Eisenach feuerten ihr Team die letzten Minuten stehend an. Das Team um Kapitän Daniel Luther war drauf und dran, den als frisch gekürten EHF-Cup-Sieger angereisten Gästen von Frisch Auf! Göppingen einen Punkt abzutrotzen. Der an diesem Abend ungewohnte Offensivqualitäten zeigende Eisenacher Rückraumspieler Dusko Celica hatte mit seinem 6. Treffer gerade zum 28:28 ausgeglichen. Die letzten 120 Sekunden brachen an. Die jungen Unparteiischen Ramesh Thiyagarajah und Suresh Thiyagarajah verhängten in der Schlussphase eine umstrittene Zeitstrafe gegen  Eisenaches Nicolai Hansen. Die Schwaben nutzten ihre Überzahl zu einem Spielzug auf die Rechtsaußenposition, die Anton Halen zum 28:29 nutzte (59.).  Die Hallenuhr zeigte noch eine Spielzeit von einer Minute an. Die  spielerisch klar verbesserten Eisenacher initiierten in Unterzahl ihren letzten Spielzug; doch der Ball von Dusko Celica klatschte ans Holz des Göppinger Kastens. Den Gastgebern blieb die Belohnung für eine gute Leistung versagt. Wie so oft im Mannschaftssport, des einen Leid war des anderen Freud. Die Göppinger Mannschaft  jubelte ausgelassen, klatschte geschlossen ihre 3 Mitte der Woche die 700 Kilometer Fahrtstrecke in Kauf nehmenden grün-weißen Fans ab.

Nach dem sportlichen Erfolg in Nantes, den vielen in jüngster Zeit zu bewältigenden Kilometern und den Feierlichkeiten bin ich sehr froh, beide Punkte aus Eisenach mitzunehmen. Wir haben nicht den besten Handball gespielt, waren letztendlich aber erfolgreich, bilanzierte Frisch Auf!-Coach Magnus Andersson.

Am Vortag hatte es noch einem Empfang im Göppinger Rathaus gegeben. Das Team reiste erst am Spieltag an. In Ex-Nationalspieler Lars Kaufmann (7 Tore), zuletzt überwiegend in einer Reservistenrolle, hatten die Schwaben an diesem Abend ihren Besten. Der auf Vereinssuche befindliche Ex-Nationalspieler  Michael Kraus wusste bei seinem viertelstündigen Mitwirken keine Akzente zu setzen. Die Realisierung der vor Saisonbeginn ausgegebenen Zielstellung, Plätze 5 bis 7, sei mit dem Doppelpunktgewinn in Eisenach ein Stück näher gerückt, fügte Magnus Anderson hinzu. Gennadij Chalepo, der Eisenacher Coach, der auf seine Rückraum-Linken Azat Valiullin und Borut Mackovsek verletzungsbedingt verzichten musste, hob die gute Leistung seiner Schützlinge über zwei Halbzeiten hervor. Seine Keeper Svetislav Verkic und Jan-Steffen Redwitz (parierten zusammen 16 Bälle) entschieden das Duell mit Göppingens Primoz Prost (wehrte 8 Bälle ab)  um Längen. „Kopf und Körpersprache stimmten. Ein Punktgewinn war drin“, so der ehemalige weißrussische Auswahlspieler. Ein Stück Cleverness habe gefehlt. Er sprach aber auch von einer „unglücklichen Zeitstrafe“ in der Schlussphase und hatte da „keine Gleichbehandlung“ ausgemacht. Das zuletzt wahrlich nicht verwöhnte Eisenacher Publikum verabschiedete ihre Mannschaft im wohl (zunächst) vorletzten Erstbundesliga-Heimspiel mit reichlich dankbarem Beifall. Ihre Entscheidung für Live-Handball in der Werner-Aßmann-Halle und gegen Fußball im TV hatte sich gelohnt!

Nur Kleinigkeiten haben uns einen Punktgewinn gegen einen topp besetzten Gegner verhindert. Schade!, bilanzierte Eisenachs Manager Karsten Wöhler.

Positive Erkenntnisse
Der Eisenacher Handballanhänger wird es mit Blick auf die nächste Saison wohlwollend registriert haben: Daniel Luther ist nicht nur als Kapitän bei der Geschenk-Übergabe an seinen Göppinger Kollegen für den EHF-Cup-Sieg präsent, er gehörte auch während des Spiels zu den Leistungsträgern. Er zahlt Vertrauen von Trainer Gennadij Chalepo ebenso zurück wie Dirk Holzner. Der Linksaußen überzeugte im zweiten Abschnitt, erneut auch von der Siebenmeterlinie. Mit zwei unterschiedlichen Typen, mit Olafur-Bjarki Ragnarsson und Marcel Schliedermann, scheint der ThSV Eisenach für die wohl anstehende Zweitligasaison auf der Spielmacherposition gut besetzt. Tomas Urban,mit seiner Dynamik und Schnelligkeit, ist durchaus ein Mann für den rechten Rückraum. Er explodierte in der Schlussviertelstunde regelrecht. Und auch das war positiv zu vermerken: eine spielerische Aufwärtsentwicklung mit Ballstafetten über mehrere Stationen einschließlich erfolgreichem Torwurfes, angeführt sei da jene zum 16:16 (35.), vollendet durch Nicolai Hansen, oder das durch Dirk Holzner auf Zuspiel von Branimir Koloper erzielte 24:24 (52.).

ThSV Eisenach: Erfolgreiche personelle Wechsel nach der Auftaktviertelstunde
Der ThSV Eisenach, mit Adrian Wöhler, Daniel Luther, Olafur Bjarki Ragnarsson (von Dusko Celica in der Abwehr abgelöst),  Bogdan Criciotoiu, Tomas Urban, Nicolai Hansen sowie Svetislav Verkic im Tor beginnend, setzte zunächst auf Tempodrosselung, auch um eigene Fehler zu vermeiden, Sicherheit in die eigenen Reihen zu bekommen. Bei Frisch Auf! Göppingen schien bei Lars Kaufmann Frustbewältigung angesagt. Der Kanonier nutzte seine körperliche Präsenz und Wurfkraft zu 4 Treffern in der Auftaktviertelstunde zum 5:7 (15.). Eisenachs Coach Gennadij Chalepo hatte das Spiel der Gäste analysiert, reagierte. Tomas Urban rückte in den rechten Rückraum, Nick Heinemann kam auf Rechtsaußen. Das tat dem Eisenacher Spielfluss gut! Mit Nicolai Hansen, Branimir Koloper, Daniel Luther und Dusko Celica wurde die Abwehr wesentlich geschlossener. ThSV-Keeper Svetislav Verkic kaufte Lars Kaufmann eine „Fackel“ ab, Branimir Koloper netzte unter Bedrängnis zum 7:7 ein (18.). Nun machte sich  auch deutlich mehr Stimmung auf den Traversen breit. Die Gäste brachten Michael Kraus auf der Spielmacherposition, um mehr Schärfe und Pepp zu erreichen. Die Umsetzung gelang nicht. Beim ThSV Eisenach rückte nun Dusko Celica bei Ballbesitz auch in den Angriff auf. Daniel Luther tankte sich zur 10:9-Führung der Hausherren durch. Die Unparteiischen heizten mit ihren Entscheidungen die Stimmung an. In Unterzahl parierte ThSV-Keeper Svetislav Verkic einen Ball von Göppingens Außen Marcel Schiller, kurz darauf zog Dusko Celica sogar zum 12:10 ab (27.). Leichtfüssig und energisch zugleich, Olafur Bjarki Ragnarsson marschierte zum 13:11 durch (29.). Zur Eisenacher Halbzeitführung reichte es jedoch nicht. Daniel Fontaine besorgte aus dem Rückraum den 13:13-Pausenstand

Am Ende fehlten ein Stück Cleverness und eine Portion Glück
Wer eine aus der Kabine kommende explodierende Gästemannschaft erwartet hatte, sah sich getäuscht. Die Hausherren, nun mit Dirk Holzner auf Linksaußen, boten dem EHF-Cup-Sieger weiter Paroli. Nicht nur kämpferisch, auch spielerisch! ThSV-Coach Gennadij Chalepo bewies erneut das richtige Gespür bei einer personellen Veränderung, brachte nach dem Treffer von Adrian Pfahl zum 14:15 (32.) Jan-Steffen Redwitz ins Gehäuse. Der führte sich gleich mit einer gelungenen Parade ein. Nicolai Hansen und Branimir Koloper lösten sich im Angriff an der Kreismitte ab. Branimir Koloper netzte zum 17:17 ein (36.). Die Schwaben nutzten eine Überzahl zum 18:19 (Schiller, 39.). Wenige Augenblicke  später scheiterte Eisenachs Nick Heinemann im Nachwurf (42.). Gennadij Chalepo griff zur grünen Karte, brachte mit Marcel Schliedermann den (gegenüber Olafur-Bjarki Ragnarsson) anderen Spielmachertyp. Der traf gleich zum 19:19 (42.). Die Eisenacher patzten gleich dreifach: Statt der möglichen 20:19-Führung sahen sie sich beim 19:22 (46.) mit drei Treffern im Rückstand. Sollte die Partie nun doch den erwarteten Verlauf nehmen? Nein! Es kam nun die Zeit von Eisenachs Tomas Urban, der über die rechte Angriffsseite nicht mehr zu stellen war, auch den Treffer zum 22:22 (49.) markierte. Spielverlagernde Aktionen mit Bällen zu den Außenpositionen hieß ein Erfolgsrezept der Gäste, die eine Überzahlphase zum 24:26 nutzten (54.). Doch die Eisenacher fighteten, wollten sich für ein gutes Spiel belohnen. Drei Treffer von Tomas Urban und ein von Dusko Celica eingelochter Ball, beim 28:28 schien ein Punktgewinn greifbar….

Statistik
ThSV Eisenach: Verkic (1.-33./ 7 Paraden – 15 Gegentore), Redwitz (ab 33./ 9 Paraden – 14 Gegentore), Wöhler (1), Luther (3), Celica (6), Ragnarsson (4), Hruscak, Schliedermann (2), Hansen (2), Urban (4), Holzner (4/2), Heinemann, Koloper (2), Criciotoiu
Frisch Auf /Göppingen: Prost ( 8 Paraden – 28 Gegentore); Kraus, Kneule, Späth (2), Lobedank (1), Barud, Sesum (1), Fontaine (3), Kaufmann (7), Berg (1), Schiller (5), Pfahl (5), Halen (4)
Siebenmeter: ThSV Eisenach – Holzner verwandelt 2 x gegen Prost / Frisch Auf! Göppingen – Schiller verwandelt 1 x gegen Redwitz
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min.(Celica, Hansen, Urban, Koloper, Crciotoiu je 2 Min.) / Frisch Auf! Göppingen 4 x 2 Min. (Barud 2 x 2 Min., Sesum, Schiller je 2 Min.)
Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarahjah/ Suresh Thiyagarahjah
Zuschauer: 2.004
Spielfilm: 3:6 (13.), 7:7 (18.), 10:9 (22.), 12:10 (27.), 13:13 (30.), 19:19 (42.), 19:22 (46.), 22:22 (49.), 24:26 (54.), 28:28 (58.), 28:29 (59.)
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Celica, Luther / Frisch Auf Göppingen: Kaufmann, Pfahl

Titelfoto: Eisenachs Tomas Urban fliegt heran

Foto 2: Dusko Celica wartete mit uingewohnten Offensivqualitäten auf

Foto 3: Eisenachs Keeper Jan-Steffen Redwitz im Duell mit Göppingens Anton Halen

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