Daniel Luther hieß unser Held

Kapitän wuchtete mit seinem 10. Treffer zum 33:33 des ThSV Eisenach bei Tabellenführer SG BBM Bietigheim ein / Tomas Urban verletzt

„Eine bravouröse Mannschaftsleistung, doch unser Held hieß heute Daniel Luther“, erklärte ein aufgekratzter Routinier Nicolai Hansen. Der ThSV Eisenach knöpfte Tabellenführer SG BBM Bietigheim in dessen Halle mit einem 33:33-Remis einen Zähler ab. Daniel Luther, der Eisenacher Mannschaftskapitän, wuchtete kurz vor der Schluss-Sekunde eine Freiwurfblage von Nicolai Hansen zum Ausgleichstreffer ins Netz.

Ich hatte mich kurz mit Daniel Luther abgesprochen. Ich sollte gleich zur Seite gehen, und es hat geklappt, strahlte Nicolai Hansen.

Mit seinem 10. Feldtor machte Daniel Luther die Überraschung perfekt. Beim 22:17 (34.) und 31:27 (53.) schien der in Bestbesetzung aufgelaufene Spitzenreiter dem erwarteten Doppelpunktgewinn entgegenzusteuern. „Doch wir haben an uns geglaubt, ganz viel Charakter gezeigt und letztendlich verdient einen Zähler mitgenommen“, betonte Eisenachs Linkshänder Duje Miljak. Die 20 Gegentore im ersten Abschnitt lagen ihm dennoch schwer im Magen. Die Gastgeber führten beim Seitenwechsel 20:16.

Nach dem Seitenwechsel klappte unsere Abwehrarbeit besser, was nur noch 13 Gegentore belegen. Wir sind konsequent zurückgelaufen, suchten mit sauberen Mitteln den Körperkontakt. Im Schlussgang zollten die Gastgeber wahrscheinlich ihrem hohen Tempo Tribut, analysierte Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach.

„Daniel Luther hat einen Sahne-Tag erwischt“, unterstrich Nicolai Hansen. Der linke Rückraumspieler übernahm die Torjäger-Rolle des weiterhin verletzt zuschauenden Matthias Gerlich.

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Der doch überraschende Punktgewinn wurde überschattet von der Verletzung von Rechtsaußen Tomas Urban, der nach einer Abwehrattacke der Gastgeber mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb, nach Behandlung gestützt auf Physiotherapeut Alex Nöthe und unterstützt durch Adrian Wöhler vom Parkett musste (52.). Routinier Nick Heinemann kam, warf seine Bissigkeit in die Waagschale und traf von Rechtsaußen zum Anschlusstreffer (58.), dem Adrian Wöhler kurz darauf per Gegenstoß das 32:32 folgen ließ (58.). Nun wurde auch Eisenachs Keeper Stanislaw Gorobtschuk ein Faktor. Er, im Vorjahr im Kasten der SG BBM Bietigheim, war nach einer glücklosen Auftaktviertelstunde ausgewechselt worden, kam in der 48. Minute zurück,  und tauchte in die bedrohte Ecke ab. Auch, als die Gastgeber nach dem 8. Treffer von Robin Haller nach einem missglückten Eisenacher Zuspielversuch zur wahrscheinlichen Spielentscheidung den Eisenacher Kasten ansteuerten. Da war bereits die letzte Spielminute angebrochen. Die Eisenacher starteten zu ihrem letzten Angriffszug. Patrick Rentschler „fällte“ Daniel Luther. Die Uhr zeigte noch zwei zu absolvierende Sekunden an. Daniel Luther, der „Eisenacher Junge“, wuchtete eine Freiwurfablage ins Netz, löste Jubelstürme im Mannschaftskreis und bei den an einem Freitagabend die 650-Kilometer-Fahrtstrecke in Kauf nehmenden Fans von der Wartburg aus.

Trainer des Tabellenführers appelliert an das eigene Lager
„Unser Manko lag trotz 33 erzielten Tore in der Chancenverwertung. Wir haben nach unserem 4-Tore-Plus nicht die Entscheidung herbei geführt. Eisenach ist im Spiel geblieben“, konstatierte Hartmut Mayrhoffer. Wichtig war dem Coach der SG Bietigheim über das Hallenmikrofon auch folgende Aussage. „Wir haben bisher eine Super-Hinrunde gespielt. Ich darf erinnern, wo wir im Vorjahr standen. In einer ganz starken Liga gelingt es nicht jedes Mal, Super-Spiele abzuliefern. In der Vorwoche hatten wir beim hauchdünnen Sieg über Dessau das Glück auf unserer Seite. Mit einem Punkt gegen Eisenach dürfen wir nicht unzufrieden sein.“ Das Anspruchsdenken im eigenen Lager scheint dem Trainer der SG BBM Bietigheim nicht zu schmecken…

Erste Halbzeit mit insgesamt 36 Toren
Im ersten Abschnitt offenbarten die Wartburgstädter unerwartete Abwehrschwächen. „Den Tabellenführer in den Positionsangriff zwingen“, lautete die Vorgabe von Trainer Christoph Jauernik. Das gelang nur teilweise. Der Tabellenführer setzte zum Tempogegenstoß an, war über die schnelle Mitte erfolgreich – im Positionsangriff. Es ging ausgesprochen torreich zu: 10 Treffer nach 7 Minuten (5:5), 20 Treffer nach 14 Minuten (10:10). In der Stammformation der jüngsten Zeit gefiel zunächst einmal mehr Duje Miljak mit seinen Treffern aus dem rechten Rückraum. Doch schnell wurde klar, aus dem linken Rückraum hatte Daniel Luther das richtige Wurfrezept zur Hand. Marcel Niemeyer rackerte unaufhörlich am Kreis und im Deckungszentrum. Nach dem 12:12 (17.) schlossen die auf stetige Tempoforcierung setzenden Gastgeber kaltblütig zum 15:12 (20.) ab. Durch Zeitstrafen dezimiert, sogar in doppelter Unterzahl, mussten die Wartburgstädter weitere Treffer hinnehmen (19:14, 28.).

ThSV Eisenach behielt in aufgeheizter Atmosphäre kühlen Kopf
Die Thüringer kamen mit neuem Schwung aus den Kabinen, die Hausherren bestraften jeden kleinen Fehler mit ihrem gefürchteten Umkehrspiel. Babarskas Gerdas schloss per Gegenstoß zum 22:17 ab (34.). Marcel Niemeyer scheiterte frei, doch die Eisenacher ließen keineswegs die Köpfe hängen. „Wir glaubten weiter uns“, unterstrich Duje Miljak. Gemeinsam mit Daniel Luther sorgte er für Torgefahr aus dem Rückraum. Die Abwehr schloss nun besser die Lücken. Nun starteten die Schützlinge des Trainergespanns Jauernik/Kühr selbst zu Gegenstößen. Nicolai Hansen schloss zum Anschlusstreffer ab (23:22, 40.). Robin Haller, der Mann der zweiten Halbzeit der SG BBM Bietigheim, initiierte einen Zwischenspurt zum 26:22 (43.) und 29:25 (47.). Eisenachs Abwehr bekam Robin Haller, seit vielen Jahren ein Gesicht der SG BBM Bietigheim, einfach nicht unter Kontrolle. In Unterzahl stibitzte sich Adrian Wöhler das Leder und vollende (50.). Robin Haller und Daniel Luther hießen nun die Protagonisten vor 1.052 Zuschauern auf dem Parkett der Sporthalle am Viadukt. Beim 31:27 (53.) lag der ThSV Eisenach mit 4 Treffern im Rückstand. Dass Tim Dahlhaus versuchte, das eigene Publikum anzuheizen, erwies sich als Bumerang. Die auf Rängen und Parkett steigende Hektik schadete dem Tabellenführer. Daniel Luther traf in Unterzahl (31:29, 55.). Nach dem 32:29 (56.) griff Christoph Jauernik zur grünen Karte, instruierte sein Team für die letzte Etappe, ging volles Risiko, brachte den zusätzlichen Feldspieler. Mit Erfolg! In aufgeheizter Atmosphäre behielten die Männer von der Wartburg kühlen Kopf und jubelten nach der Schluss-Sirene ausgelassen. „Der Treffer von Daniel Luther versüßt uns allen die Heimfahrt“, strahlte Trainer Christoph Jauernik.

Statistik
SG BBM Bietigheim: Edvardsson (1), Ebner (ab 36.); Haller (8), Rentschler, Dahlhause (5), Schäfer (4/2), Schmidt, Gerdas (6), Barthe (3), Scholz (4), Döll, Emrich (2), Emanuel, Lohrbach
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz (16.-48.), Brand; Iffert, Wöhler (4), Luther (10), Ragnarsson, Miljak (6), Schliedermann (1), Hansen (2), Urban (4/2), Heinemann (1), Niemeyer (5)
Siebenmeter: Bietigheim 2/2 – Eisenach 2/2
Zeitstrafen: Bietigheim 5 x 2 Min. – Eisenach 5 x 2 Min.
Schiedsrichter: Köppl/ Regner
Zuschauer: 1.052 in der Sporthalle am Viadukt, Bietigheim-Bissingen
Beste Spieler: Bietigheim: Haller / Eisenach: Luther

Foto: Daniel Luther wuchtet eine Freiwurfablage zum 33:33.Ausgleichstreffer ein.