Das Derby elektrisiert

Es ist der Handball-Klassiker des Ostens: ThSV Eisenach contra SC Magdeburg. Nach über neun Jahren erlebt er seine Wiedergeburt, möglich durch die Rückkehr der Wartburgstädter in die Beletage des deutschen Handballs.

Am Samstag, 31.11.2013 steigt der Hit ab 14.45 Uhr vor laufenden mdr-Kameras unter den Augen von Thüringens Ministerpräsidentin Christiane Lieberknecht in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Hier standen sich beide Teams letztmalig am 04.10.2003 gegenüber, der ThSV Eisensch siegte 21:19, musste zum Saisonende nach siebenjähriger Zugehörigkeit aber die 1. Handballbundesliga verlassen.

Das ist Geschichte. Damals wie heute allerdings gleich, der SC Magdeburg kommt als Favorit ins Thüringische. Die Elbestädter, im bisherigen Saisonverlauf – wie der ThSV Eisenach – durch zahlreiche Langzeitverletzungen arg gebeutelt, stehen allerdings gehörig unter Erfolgsdruck. Aus den letzten fünf Punktspielen stehen vier Niederlagen und nur ein Sieg zu Buche. Zuletzt setzte es eine derbe 19:29-Heimpleite gegen die MT Melsungen. «Ich bin mir sicher, der SC Magdeburg nimmt beide Punkte mit», betont Nationalspieler Stefan Kneer.

Der Magdeburger Rückraumspieler kehrt an eine einstige Wirkungsstätte zurück. Als Sechzehnjähriger wechselte er vom heimischen Sinzheim ins Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach, schnupperte hier in der Saison 2002/2004 bereits Erstligaluft. Bei den Elbestädtern wird mit dem einen oder anderen Comeback gerechnet. Angekündigt ist Linksaußen Yves Grafenhorst, der nach langwieriger Fußverletzung wohl zurückkehrt. Noch hat Yves Grafenhorst mit dem SCM kein Duell gegen Eisenach gespielt. Aber er spürt aus vielen Berichten: „In Eisenach herrscht eine Riesen-Euphorie. Darauf freuen wir uns.“ Gleichwohl bekräftigt der Außen: „Wir gewinnen das Spiel!“

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«Es ist das Prestige-Duell mit Tradition. Für den kleinen Underdog Eisenach gegen den großen SCM. Das war schon zu Ost-Zeiten so», erklärt der frühere Magdeburger Weltklasse-Linksaußen Stefan Kretzschmar die besondere Brisanz. Und: «Der SCM steht unter Druck, das Selbstvertrauen der Jungs ist nicht gerade auf dem Höhepunkt. Es steht viel auf dem Spiel. Für den SCM ist verlieren verboten. Der ThSV hat bewiesen, dass man in der ersten Liga mithalten kann.» Trotz der zahlreichen Verletzten hat der SC Magdeburg ein überaus namhaftes Aufgebot zur Stelle, von Torhüter Gerrit Eijlers über die Rückraum-Asse Michael Haaß und Stefan Kneer bis zu Rechtsaußen Robert Weber.

Die Wartburgstädter würden ihren bisherigen sieben Pluszählern bis zum Jahreswechsel gern noch zwei oder mehr bis zum Jahreswechsel hinzufügen. Am besten im Derby gegen den SC Magdeburg. «Wir werden alles dransetzen, um zu punkten», erklärt Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. «Jeder brennt auf diesen Hit», fügt Karsten Wöhler, der Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH hinzu. Er hat aus seiner eigenen Laufbahn durchaus positive Erlebnisse an die Vergleiche mit den Elbestädtern. Etwa als er im April 2000 in der letzten Minute einen Pass von Stefan Kretzschmar abfing und im Gegenzug zum 20:20-Endstand einlochte.

Fehlen werden beim ThSV Eisenach der langzeitverletzte Branimr Koloper und der erkrankte Nick Heinemann. Angeschlagen sind Daniel Luther und Hannes Jon Jonsson, die beim Auswärtsspiel der Eisenacher bei den Rhein-Neckar- Löwen (mit einer 15:10-Halbzeitführung für den ThSV Eisenach, Endstand 30:27 für den haushohen Favorit) pausierten. Sie werden aber wohl zumindest zu dosierten Einsätzen zur Verfügung stehen. Deutlich an Qualität hat das Eisenacher Angriffsspiel durch das Wiedermitwirken von Girts Lilienfelds gewonnen.

Er und Dener Jaanimaa, zwei ganz unterschiedliche Typen, wirbeln im rechten Rückraum. Kapitän Benjamin Trauvetter und Nicolai Hansen teilen sich die Aufgaben an der Kreismitte. Die erst unmittelbar vor bzw. erst während der Saison verpflichteten Außen Bjarki Elisson und Faruk Vrazalic werden indes immer besser integriert. In Rene Villadsen (Platz 4 der Tabelle der Torhüterparaden der Liga) verfügt der ThSV Eisenach über einen starken Keeper, der immer wieder ganz wichtige Signale an seine Vorderleute entsendet.

Eigentlich ist alles für ein stimmungsvolles Derby hergerichtet. Aus der Elbestadt kommen 140 SCM-Anhänger. Der ThSV Eisenach konnte nicht alle Kartenwünsche erfüllen. Wohl das Doppelte an Tickets hätte der ThSV Eisenach absetzen können. So werden sich knapp 3000 Handballenthusiasten in der Werner-Aßmann-Halle drängen. Wer die Partie nicht vor Ort verfolgen kann, im «Sport im Osten» überträgt das mdr-Fernsehen diesen Handball-Klassiker – gemeinsam mit einem Ostklassiker im Fußball Hansa Rostock – Rot-Weiß Erfurt, aus der 3. Liga im Fußball.

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