Der Stadtrat ist nun mal kein Stimmvieh der Oberbürgermeisterin

Zeitverzug bei Spielstätte für den ThSV Eisenach
Hätte Amtsvorgänger Matthias Doht diese Ignoranz gegenüber den Stadtratsmitgliedern walten lassen, die jetzige Oberbürgermeisterin Katja Wolf und die Fraktion „Die Linke“ wären die Anführer der lautstarken Proteste gewesen. Jetzt, als man auf der anderen Seite des Tischtuches sitzt, sieht das freilich ganz anders aus. Der demokratisch gewählte Stadtrat ist nun mal kein Stimmvieh der Oberbürgermeisterin! Seine Aufgabe ist es, konstruktiv und kritisch das Handeln der Stadtregierung zu begleiten, wichtige Entscheidungen für die Entwicklung der Stadt auf den Weg zu bringen. Kritisches Hinterfragen oder Nein-Stimmen zu verunglimpfen, zeugt von einem gestörten Verhältnis zur Demokratie! Der Aufschrei der „Stamm-Briefeschreiber“ wäre angesagt gewesen, hätte Matthias Doht als Rathauschef den Stadtrat derart brüskiert.

Auch vor der Ära Katja Wolf bewegte sich was
Unter der Überschrift „Positive Bilanz der vergangenen Jahre wahrnehmbar“ wird die Bilanz der vorherigen Stadtspitze mit Matthias Doht, Ute Lieske und Gisela Rexrodt, das gemeinsame Handeln von SPD, CDU und Bürger für Eisenach, unter den Tisch gekehrt. Die grundhafte Sanierung von Schulen und Kindertagesstätten, der Bau der Brücken von der Amrastraße zur Katzenaue und beim Opel-Werk, das nach zähem Ringen mit der Landesregierung Auf-den-Weg-Bringen des Neubaus des Berufsschulzentrums im Palmental, das für den Fortbestand des Theaters und der Landeskapelle dornenreiche Ringen, die Umgestaltung der Sportanlagen im Wartburgstadion mit dem Ende der über 50-jährigen Aschenbahn, das Festhalten an zwei unterschiedlich ausgerichteten staatlichen Gymnasien (Abbe- und Elisabeth-Gymnasium), die Beibehaltung der kostenfreien Nutzung der städtischen Sportanlagen durch eingetragene Sportvereine der Stadt (jetzt abgeschafft) und vieles mehr , trotz leerer Stadtkassen (!), werden in der Lobhudelei für Frau Oberbürgermeisterin Katja Wolf bewusst ignoriert. Zu Wahrheit und Klarheit trägt diese Einäugigkeit nicht bei! An der Kritik der Bürgerschaft waren Pläne über das „Tor zur Stadt“ gescheitert. Dass man es nicht jedermann recht tun kann, wird Katja Wolf – nun auf der anderen Seite des Tisches – auch erkennen müssen.

Hoffentlich kein Gezerre um Standort und Kapazität
Dass das Tun tausender Handballbegeisterte aus Thüringen und Hessen, die zu den Heimspielen des ThSV Eisenach kommen, als „Grölen und Saufen“ diffamiert wird, weil es nicht in das Klischee eines Briefeschreibers passt, ist selbstredend. Es sei daran erinnert, dass es vor allem die Oberbürgermeisterin war, die es verhinderte, dass ein ortsansässiges Architekturbüro, das den Umbau der Werner-Aßmann-Halle auf 6 Millionen Euro prognostizierte, den Zuschlag bekam. Das den Zuschlag bekommende Büro erklärte wenige Wochen nach diesem Beschluss, für 6 Millionen und im vorgesehenen Zeitfenster dies nicht erledigen zu können. Es wollte bei seiner  9-Millionen-Sparvariante die Zuschauertribünen hinter dem Tor in Richtung Stadion abreißen und dort einen Multifunktions-Raum schaffen. Zu einer den Standards der DKB Handball-Bundesliga genügenden Spielstätte gehören die entsprechende Infrastruktur und in absehbarer Zeit (wohl ab 2020) Zuschauerränge an beiden Längs- und beiden Torseiten! Das hatte das den Zuschlag bekommende Büro einfach ignoriert. Um eine sportliche und wirtschaftliche Perspektive zu haben, benötigt der ThSV Eisenach, das sportliche Aushängeschild und Werbeträger der Stadt, ein Aushängeschild des gesamten Freistaates Thüringen, eine voll den Erstligastandards entsprechende Spielstätte mit einer Mindest-Zuschauerkapazität von 4.000 Plätzen. Ein Blick nach Wetzlar, Kassel  und Gummersbach lohnt sich. Dort sind jüngst neue Spielstätten entstanden…Viel, viel Zeit ist in Eisenach nach der Zusage des Landes verstrichen. Eigentlich sollten im nächsten Monat die Bagger anrollen, damit Ende des Jahres wieder in der Werner-Aßmann-Halle gespielt werden kann. Zur Erinnerung: Die DKB Handballbundesliga erteilte, erst durch den Bau einer provisorischen Zuschauertribüne im Sommer des Vorjahres möglich, eine Sonder-Spielgenehmigung für die Werner-Aßmann-Halle, die am 30.06.2016 endet!! Der ThSV Eisenach ringt gerade um den Ligaverbleib in der höchsten deutschen Handball-Spielklasse. Gelingt dieser, schwebt das Damoklesschwert von „auswärtigen“ Heimspielen (wohl auch außerhalb Thüringens) – mit allen sportlichen und wirtschaftlichen Folgen – als Damoklesschwert über allen. Zu begrüßen die Vernunft bei der Thüringer Landesregierung,  dass nicht 9 Millionen Euro in eine über 30-jährige Halle mit dem „Charme der 80er Jahre“ versenkt werden, sondern nun ein Neubau angegangen wird. Es bleibt zu hoffen, dass es kein Gezerre über die Zuschauerkapazität und den Standort gibt, Entscheidungen schnell getroffen und das Projekt mit Intensität vorangetrieben wird!

Th. Levknecht

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