Die Stimme des ThSV: Jürgen Hausburg

Ohne einen Hallensprecher funktioniert heute kein Spiel der Bundesliga mehr. In Eisenach nennt man ihn: die Stimme des ThSV, Jürgen Hausburg (42). Der gebürtige Eisenacher, der in Creuzburg wohnt, ist seit 1984 Hallensprecher. Angefangen hat er bei Motor Eisenach, im Wechsel im Eckhardt Hopf. Letzterer wurde dann Zeitnehmer und Übungsleiter im Handball.
EisenachOnline-Redakteur Rainer Beichler, sprach mit Jürgen Hausburg:

Wie wird man Hallensprecher?
Als Diskotheker des Jugendclubs «Sonne» wurde ich angesprochen, ob ich nicht dem Kampfgericht beisitzen möchte, um die Ergebnisse, die Torschützen und die Zeit des Tores anzusagen. Ein Spiel durfte ich nicht kommentieren, es durften dem Publikum nur Fakten über das Mikro genannt werden.
Dies ging bis 89/90, dann wurde alles etwas lockerer. Ich konnte auch mal mit Mikrophon aufs Parkett oder konnte mich unter`s Publikum mischen.

Wer lehrt das Fach Handballsprecher?
Keiner! Man muß ein gewisses Gefühl entwickeln, für die Sache und das Fluidum. Man muss wissen, wann die Leute es möchten und merken, wenn sie es nicht möchten, aufgeputscht zu werden. Das hängt wiederum von diesem gewissen Gefühl ab. Und ein paar Handballregeln sollte man natürlich auch kennen.

Wie ist das Gefühl, wenn 3000 Leute auf die Stimme Hausburgs warten?
Das Gefühl hat sich etwas gewandelt. In der alten Halle bei 1500 Zuschauern war es schon großartig, nach dem Hallenumbau noch gigantischer, aber nach ca. 80 Auftritten vor einen solchen Kulisse spielt natürlich auch ein bißchen Routine mit.

Könnte man Jürgen Hausburg als Stadionsprecher erleben?
Das Wort Stadionsprecher, das höre ich nun gar nicht gern. Unsere Halle ist zum Glück kein Stadion. Im Fußball-Stadion habe ich schon gesprochen, ist aber langweilig. Da fallen zu wenig Tore. Man muss vielleicht 40 Minuten warten bis man überhaupt was sagen darf.

Geht man mit dem ThSV mit?
Natürlich. Gewisse Spielregeln darf man aber nicht verletzen: Schiedsrichterleistungen werden nicht kommentiert, um somit eventuell die Zuschauer gegen sie aufzuhetzen. Das machen sie manchmal selbst durch ihre Leistungen. Weiter sollte man auch als Sprecher immer die sportliche Fairness gegenüber den Gästen walten lassen. Über die Lautsprecher habe ich eine gewisse Macht, diese werde ich nicht nutzen, um verbal gegen den Gegner zu agieren. …übrigens: diese gewisse sportliche Fairness erwarte ich auch von den Eisenacher Fans, zur Begrüßung der Gäste, keine Pfiffe, sondern Applaus.

Kann der Sprecher verbal ins Geschehen eingreifen?
Sollten Unsportlichkeiten seitens der Zuschauer oder Fans auftreten, die der Mannschaft oder dem Verein nicht dienlich sind, dann muß man mit mahnenden, manchmal auch derben Worten einschreiten. Um so zum Beispiel dessen Nachbarn aufzustacheln, dass der ihm sagt: Hör mit dem Scheiß auf.

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Gibt es Hinweise von Spielern oder Trainer vor dem Spiel?
Mit Spielern oder Trainer gibt es absolut keine Absprachen. Lediglich mit dem Manager bzw. dem Pressesprecher des Vereins werden Informationen für`s Publikum festgelegt. Alles andere ist meine Sache.
Die meiste Resonanz zwischen den Spielen kommt von den Zuschauern. Kontakte zur Mannschaft habe ich eigentlich nur, wenn sie zu mir an die Tankstelle in der Langensalzaer Straße kommen.

Sollte der Hallensprecher in der Kabine sitzen?
Nee. Auf gar keinen Fall. Auf meinem Platz bekomme ich sofort das Feedback von den Zuschauern, wenn was passiert und kann reagieren.

Wie ist es auf der Platte wenn der ThSV einläuft?
Trotz der 18 Jahre immer noch Gänsehaut, beim Spot auf die Tür und wenn die Musik kommt. Und da darf nur eine Musik kommen: ´The final countdown´. Es ist eine Musik, die sich über die Jahre eingebürgert hat, jeder weiß – das ist die «Hymne» des ThSV.

Wie ist es nun mit Erfurt?
Eines der besten Heimspiele, die ich gesehen habe. Die Atmosphäre ist anders, die Halle großräumiger, man sitzt als Sprecher weiter weg, muss sich mehr konzentrieren, was auf der Platte passiert. Die Eisenacher erkenne ich wenn sie 200 Meter weg stehen, aber die Gäste.

Gäste, wie ist dass mit den internationalen Namen und braucht man einen Mitstreiter?
Es muss einer helfen, der konzentriert sich auf den statistischen Teil. Danke an Norbert Knuth, er gibt mir immer die Hinweise aus seinem Spielprotokoll. Er ist auch schon rund zehn Jahre dabei.
Kurz vor dem Spiel setze ich mich mit dem Mannschaftsverantwortlichen des Gastes zusammen und frage wie die Jungs ausgesprochen werden. Ich konnte es damals schon bei Titel Raduta nicht leiden, wie er auswärts ausgesprochen wurde. Das gebietet der Respekt vor den anderen Spielern.
Besonders schwer war es vor einigen Jahren bei den Japanern, in Russisch gibt es keine Probleme.

Sprecher bei allen Spielen?
Leider nein. Ein Hallensprecher hat berufliche und private Verpflichtungen, auch wenn es mir sehr schwer fällt. Eine Spielstatistik über mich gibt es noch nicht. Da sind Rechner gefragt.

Wie sieht Jürgen Hausburg Magdeburg?
Mmm. Mit dem Meister tun sie sich dieses Jahr schwer, Top Mannschaft, Top Trainerleistung. Das Spiel heute kann durchaus an das Vorjahr anschließen, das wir mit einem Tor hier gewannen.

Was wäre, wenn der ThSV um den Meister oder im Europapokal spielen würde?
Wir wollen doch mal auf dem Teppich bleiben. Irgendwo in der Mitte der Tabelle ist gut. Eisenach, eine Stadt mit gut 40000 Einwohnern sollte zufrieden sein, solch eine Mannschaft in der 1. Bundesliga zu haben. Ein einstelliger Platz wäre schon super. Immer am mittleren Fenster bleiben, dann funktioniert die Sache auch.

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