Durch undisziplinierte Aktionen Sieg verschenkt

Fassungslosigkeit am Freitagabend beim ThSV Eisenach: Trotz einer 17:11 Führung Sekunden nach Wideranpfiff setzte es eine 25:26 Heimniederlage gegen die SG Kronau/Östringen, die damit weiter auf eine Rückkehr über die Relegation in die 1. Handballbundesliga hoffen darf.
Betretenes Schweigen bei den 1100 Getreuen auf den Traversen, ein frustrierter ThSV-Spielertrainer Runar Sigtryggsson rang um die richtigen Worte. Die Kernaussagen drehten sich um Disziplinlosigkeiten, Egoismus und Rampenlicht. «Wir haben disziplinlos gespielt. Einige haben nur ihren Egoismus herausgekehrt, wollen als Individualisten im Rampenlicht stehen. Die Frage muss erlaubt sein, lohnt es sich in dieser Mannschaft noch zu spielen. Es macht keinen Spaß mit Selbstdarstellern zu spielen. Diese sollen sich woanders sonnen.» Starker Tobak von Runar Sigtryggsson, der nachlassende Kraft bei seinem nur zum Einsatz gebrachten kleinen Kader nicht als Grund für die Niederlage gelten lassen wollte. Bei seinem Kollegen Rolf Bechthold von der SG Kronau/Östringen sprudelten die Worte wie ein Wasserfall heraus. «Ich habe in der Halbzeitpause an den Charakter meiner Profis appelliert. In den Minuten vor der Pause brachten wir uns mit äußerst mangelhafter Einstellung, mit lustlosem Handball zum Abgewöhnen, eigentlich bereits auf die Verliererstraße. Mit einer dann praktizierten aggressiven 6:0 Abwehr, hinter der Gudmundur Hrafnkelsson, eigentlich nur wegen einer Zeitstrafe an Maros Kolpak ins Tor gekommen, zu großer Form auflief, kamen wir ins Spiel zurück. Steffen Ahrens, den ich aus dem Regionalligateam zurück geholt habe, schwang sich in seiner ehemaligen Heimstätte zum Chef der Abwehr auf. Er hat seine Nebenleute förmlich mitgerissen. Mariusz Jurasik packte dann seine linke Keule aus, worauf Eisenach keine Antwort wusste. Unsere Routiniers Steffen Weber und Holger Löhr waren mit viel Respekt in die Werner-Aßmann-Halle gekommen, in ihrer langen Laufbahn war für sie in verschiedenen Mannschaften hier kaum etwas zu holen», stellte Rolf Bechthold fest, der zum Jahreswechsel den Franzosen Frederic Volle auf der Trainerbank ablöste.

Von Beginn mit Ronny Göhl auf Rechtsaußen und zunächst mit Runar Sigtryggsson auf der Regieposition kamen die Eisenacher schwer in Fahrt. Bernard Latchimy löste in der Abwehr Krisztian Szep-Kis ab. Doch Eisenachs Defensive offenbarte viele Löcher. Karsten Lehmann bügelte stellungssicher und reaktionsschnell in der ersten Spielhälfte viele Fehler seiner Vorderleute aus. Doch Minuten später stand der Eisenacher Angriffskessel richtig unter Dampf. Den Gästen wurde zwischen der 23. und 30. Minute mächtig eingeheizt. Ein fulminanter Zwischenspurt, bei denen Kronau Hören und Sehen verging, war angesagt. Danijiel Grgic luchste schlitzohrig den Gästen das Leder ab, vollendete zum 13:10 (25.). Runar Sigtryggsson bediente Krisztian Szep-Kis zum 14:10 (27.). Konsterniert, hilf- und emotionslos schauten der Aufstiegsanwärter drein. Andrej Kastelic und Ronny Göhl schraubten den Vorsprung gar auf 16:10 (30.).
Aber nach dem 17:11 durch Grgic spielte fortan nur noch eine Mannschaft, die SG Kronau/Östringen. Eine 14-minütige Torflaute der Gastgeber kippte die Begegnung zum 17:18 (44.). Andrej Kastelic brachte seinen zweiten und dritten Strafwurf nicht unter. Der 40-jährige Kronauer Schlussmann, mit der Erfahrung von über 400 Länderspielen für Island, zog den Eisenachern den letzten Nerv. Statt als Mannschaft die beste Wurfposition zu suchen, den Ball zielgerichtet durch die eigenen Reihen laufen zu lassen, stand der persönliche Torerfolg im Mittelpunkt, der den Misserfolg der ThSV-Crew einläutete. Von einem Mannschaftsspiel war da nicht mehr viel zu sehen.

STATISTIK
ThSV Eisenach: Lehmann, Herold (n.e.); Kneer (4), Sigtryggsson (1), Augensen (3), Riehn (n.e.), Emmelmann (n.e.), Latchimy, Grgic (4), Göhl (2), Kastelic (6/2), Szep-Kis (5)

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