Ein Sieg der absoluten Willenskraft

Vorteil auf der Torhüterposition: ThSV Eisenach verabschiedet sich mit 27:25-Erfolg über TuSEM Essen in eine kurze Punktspielpause

Ein Sieg der absoluten Willenskraft! Zwei personell gebeutelte Teams lieferten sich einen packenden Fight. Allerdings nichts für Handball-Feinschmecker. Der ThSV Eisenach wucherten mit seinem Plus auf der Torhüterposition. Das Duo Redwitz/Gorobtschuk meisterte zusammen 21 Bälle, ihre Gegenüber Bliß/Donderis nur 14. Die Wartburgstädter verabschiedeten  sich mit einem 27:25 (13:12)-Erfolg über TuSEM Essen eine kurze Punktspielpause. Sie kletterten mit nunmehr 14:6 Punkten auf den 4. Tabellenplatz!

Starker Auftritt: Linkshänder Tomas Urban

Am Vortag war es noch nahezu unvorstellbar, dass Marcel Schliedermann mitwirken kann, schilderte Eisenachs Coach Christoph Jauernik die extrem angespannte personelle Situation.

Auf der Verletztenliste standen ohnehin bereits Willy Weyhrauch, Dirk Holzner, Olafur Bjarki Ragnarsson und Nicolai Hansen. Und auch Kapitän Daniel Luther musste beim Training passen. Aufatmen kurz vor dem Anpfiff; Marcel Schliedermann und Daniel Luther konnten mitwirken, dafür meldete sich Nick Heinmann krank. Zur Absicherung hatte Christoph Jauernik die A-Jugendlichen Jonas Bogatzki und Maximilian Manys in den Kader berufen. Die Aufgabe auf Rechtsaußen oblag allein Tomas Urban. Der lieferte allerdings einen ganz starken Auftritt. Christoph Jauernik wollte ihn neben dem Torhüterduo unbedingt in der Rubrik „Beste Spieler“ vermerkt wissen. Der Linkshänder verwandelte auch alle dem ThSV Eisenach zugesprochenen 5 Strafwürfe, bewies Können und Nervenstärke.

Foto: Tomas Urban mit Nervenstärke vom Punkt.

ThSV Eisenach mit Hoch und Tiefs
Bis der 5. Heimsieg im 5. Heimspiel unter Dach und Fach war, schickte der ThSV Eisenach seine trotz des Wochentages für eine stimmungsvolle Kulisse sorgenden 1.545 Zuschauer durch ein Wellental der Gefühle. Die Gastgeber legten mit einem ganz starken Jan-Steffen Redwitz im Tor eine 5.1-Führung vor (9.), der am Kreis auftauchende Marcel Schliedermann hatte eingenetzt, doch dann stotterte der Eisenacher Angriffsmotor gegen die 5:1-Abwehr der Gäste. „Bei uns haperte es im Abschluss, zudem unterliefen uns unter Druck etliche Fehler“, räumte Christoph Jauernik ein. „Wir haben uns dann regelrecht in die Partie hineingebissen, schlossen Ballgewinne mit einfachen Toren ab“, bilanzierte Stephan Krebietke, der Coach des TuSEM Essen. Beim 10:12 (25.) lagen die Gäste vorn. Christoph Jauernik nutze das veränderte Regelwerk, brachte nun mehrfach den zusätzlichen Feldspieler, agierte mit zwei Kreisläufern (Niemeyer und Iffert). Tomas Urban (mit verwandeltem Siebenmeter), Matthias Gerlich (mit einer „Fackel“ aus dem Rückraum) und der energisch nachsetzende Marcel Niemeyer sorgten für eine knappe 13:12-Halbzeitführung der Eisenacher.

Mit 10:5-Lauf Partie gekippt
Ex-Nationalspieler Michael Hegemann (wird im März 40) kehrte mit seinen jungen Nebenleuten frischen Mutes aus den Kabinen zurück. „Wir übten weiter Druck auf die Hausherren aus, schlossen unsere Gegenstöße mit großer Qualität ab“, konstatierte Stephan Krebietke. „Wir vermochten uns gegen die 5:1-Abwehr von TuSEM nicht zu steigern“, beschrieb Christoph Jauernik den Auftakt der zweiten Halbzeit. TuSEM lag beim 17:20 (39.) gar mit drei Treffern vorn. Anspiele zum Kreis, zu Justin Mürköster, hieß ein Offensiv-Rezept des TuSEM. ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk sendete mit parierten Bällen Signale an seine Vorderleute. Duje Miljak explodierte aus dem linken Rückraum. Der junge Jonas Richardt wusste bei seinen Kurzeinsätzen Akzente zu setzen. Die Eisenacher fanden zu kreativen Entscheidungen gegen die offensive Abwehrt, brachten Matthias Gerlich in Wurfposition, initiierten Ballstafetten zu allen drei Kreispositionen. „Wir haben den Vorsprung zu leicht und zu schnell aus der Hand gegeben. Verantwortlich, mangelnde Konsequenz im Abschluss“, stellte Stephan Krebietke fest. Nach Regelwidrigkeit am zum Kreis durchmarschierenden Daniel Luther versenkte Tomas Urban von der Siebenmeterlinie zum 22:21 (44.), wenige Augenblicke zuvor hatte er mit einem Treffer von Rechtsaußen den Gleichstand besorgt (43.). Kurz darauf blieb Eisenachs Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk im Siebenmeterduell mit Essens Noah Beyer Sieger, wurde mit „Stani!-Stani!“-Rufen von den Rängen gefeiert. Doch es blieb ein hartes Brett zu bohren für den ThSV Eisenach! TuSEM blieb dran. Michael Hegemann übernahm Verantwortung beim Torwurf, doch in entscheidenden Phasen kaufte Stanislaw Gorobtschuk dem Ex-Nationalspieler das Leder ab, wie in der 50. Minute. Kurz darauf legte Duje Miljak für Matthias Gerlich auf, der zum 24:22 einnetzte. TuSEM wirkte angeschlagen. Malte Seidel donnerte das Leder über den Eisenacher Kasten. Neue Hoffnung für die Gäste nach einer Zeitstrafe gegen Eisenachs Marcel Schliedermann und einem aus dieser Aktion resultierenden und von Michael Hegemann verwandelten Siebenmeter zum Anschlusstreffer (52.). Dann vermochte Jonas Allenwanger Eisenachs Jonas Richardt nur auf Kosten einer Zeitstrafe zu stoppen. Christoph Jauernik ging vollesa Risiko, brachte mit Hannes Iffert einen zusätzlichen Feldspieler. Tomas Urban schloss eine Ballstafette zum 25:23 ab (54.).  Mit seinem 8. Treffer wuchtete Matthias Gerlich zum 26:24 ein (56.). Stanislaw Gorobtschuk parierte per Fußabwehr einen Hegemann-Ball. TuSEM (Kintrup) netzte dennoch zum Anschlusstreffer ein. Matthias Gerlich setzte Adrian Wöhler auf Linksaußen in Szene, der zum 27:25 einnetzte. Da waren noch 62 Sekunden zu spielen. Eine lange Zeit im Handball. Doch Stanislaw Gorobtschuk ließ sich nicht mehr bezwingen, war in der richtigen Ecke. ThSV-Coach Christoph Jauernik zückte 23 Sekunden vor Ultimo die grüne Karte. Der Doppelpunktgewinn war perfekt.

Resümee mach 10 Spieltagen
Angesichts der gut gefüllten Krankenstationen äußersten sich Stephan Krebietke (Essen) und Christoph Jauernik (Eisenach) erfreut über die bevorstehende kurze Punktspielpause. Zeit für Regeneration und die Hoffnung auf die Rückkehr des einen oder anderen Langzeitverletzten.

Mit den 14:6 Punkten sind wir zufrieden. Wir haben zu Stabilität in der Abwehr gefunden, haben insgesamt Fortschritte erzielt. Wir haben freilich noch reichlich Luft nach oben, werden weiter intensiv arbeiten, erklärte Christoph Jauernik auf Nachfrage.

„Punktemäßig bin ich nicht zufrieden, 2- 3 Punkte mehr hätten wir schon gern auf dem Konto gehabt, jedoch von der spielerischen Entwicklung unserer jungen Truppe bin ich angetan. Wir werden in Ruhe mit unseren jungen Leuten weiterarbeiten, um auch einmal einen Kontrahenten vom Kaliber ThSV Eisenach zu schlagen“, bilanzierte Stephan Krebietke.

Statistik
ThSV Eisenach: Redwitz (1.-25. – 28.-38./ 12 Paraden – 18 Gegentore), Gorobtschuk (25.-28. – 38.-60./ 9 Paraden – 7 Gegentore); Iffert, Wöhler (3), Luther, Gerlich (8), Miljak (3), Schliedermann (2), Urban (8/5), Richardt, Seifert, Niemeyer (3)
TuSEM Essen: Bliß (1.-50./ 11 Paraden – 23 Gegentore), Donderis ( bei 1 Siebenmeter u. 50.-60. – 3 Paraden – 4 Gegentore(; Beyer (5/2), J. Eilwanger (3), Keller (3), Witzke (2), Hegemann (4/1), Roosna, Kintrup (3), Käsler, Seidel (1), Mürköster (4), L. Eilwanger
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 3 x 2 Min. (Niemeyer 2 x 2 Min., Schliedermann 2 Min.) / TuSEM Essen : 4 x 2 Min. (J. Eilwanger 2 x 2 Min., Hegemann, Mürköster je 2 Min.)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 5/5 (Urban verwandelt 4 x gegen Bliß u. 1 x gegen Donderis) / TuSEM Essen: 4/3 (Hegemann verwandelt 1 x gegen Gorobtschuk, Beyer verwandelt 2 x gegen Redwitz u. scheitert 1 x an Gorobtschuk)
Schiedsrichter: Hartmann/Schneider
Zuschauer: 1.545
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Urban, Gorobtschuk, Redwitz / TuSEM Essen: Beyer, Mürköster
Spielfilm: 5:1 (9.), 7:7 (17.), 9:11 (23.); 13:12 (29.), 14:17 (35.), 17:20 (39.), 23:21 (46.), 24:23 (52.), 25:24 (55.), 26:25 (59.), 27:25 (60.)

Titelbild: Bewies auch gegen die offensive TuSEM-Abwehr Torjägerqualitäten: Eisenachs Rückraumspieler Matthias Gerlich (8 Tore).

 

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