Ernüchterung unter der Wartburg

Abwehrschwächen zuhauf: ThSV Eisenach kassiert im ersten Saison-Heimspiel 25:28 (11:16)-Niederlage gegen die HSG Nordhorn-Lingen
Mit dem 24:20-Derbysieg beim EHV Aue war der ThSV Eisenach bestens aus den Startlöchern der neuen Saison gekommen. Doch schon die erste Hürde erwies sich als zu hoch. Im ersten Heimspiel bezogen die Wartburgstädter eine ernüchternde 25:28 (11:16)-Niederlage gegen die HSG Nordhorn-Lingen. Völlig verdient verstauten die Gäste zur Rückfahrt beide Zähler im Mannschaftsbus.

Angriffseffektivität der Vorwoche reichte dieses Mal nicht
Stürmischer Beifall brandete nur vor dem Abpfiff auf, als der langjährige Kapitän Benjamin Trautvetter offiziell aus dem Bundesligateam verabschiedet wurde. Stimmung kam beim nahezu 1.600-köpfigen Eisenacher Anhang während der anschließenden 60 Minuten nur zu Beginn der zweiten Halbzeit auf, als sich die Gastgeber nach einem 9:15-Rückstand (26.) bis auf zwei Treffer (14:16, 34.) herangepirscht hatten. Die Gäste aus der Grafschaft, mit einer eingespielten Mannschaft von Beginn selbstbewusst auftretend, überstanden den kleinen Wackler, trafen zum 15:20 (40.) und hielten die Thüringer bis zum Abpfiff auf Distanz. Daran änderten auch 11 Treffer von Eisenachs Rückraum-Shooter Matthias Gerlich nichts, der dafür allerdings die doppelte Zahl an Wurfversuchen benötigte.

Wir haben, ich inbegriffen, im ersten Abschnitt zu wenig Druck gemacht, konstatierte Ibai Meoki, der Eisenacher Spielmacher.

„An unserer 6:0-Abwehr im Verbund mit dem Torhüter haben sich die Hausherren die Zähne ausgebissen“, bilanzierte Holger Bültemann, der Coach der HSG Nordhorn-Lingen, der Luca de Boer für dessen Leistung an der Kreismitte und im Innenblock der Abwehr Lob zollte. An der Eisenacher Angriffseffektivität hatte es jedoch vorrangig nicht gelegen. Die bewegte sich mit  55 % auf dem Level der Vorwoche.

Was zum Sieg über Aue reicht, genügte gegen Nordhorn-Lingen nicht, musste Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach, feststellen.

Nach dessen Bewertung habe es besonders bei den Linkshändern geklemmt. Die erfahrenen Duje Miljak und Tomas Urban blieben blass. Der Hauptschwachpunkt war allerdings die Abwehr. Nicht der Torhüter. Keeper Jan-Steffen Redwitz konnte das Duell mit seinem Kollegen auf der Gegenseite, Björn Buhrmeister, ausgeglichen gestalten. Beide parierten je 14 Bälle. Fünf Würfe der Eisenacher klatschten ans Holz, was nicht nur dem Pech zuzuschreiben ist. Sie brachten zudem nur 3 von 7 Strafwürfen unter. Der Großteil der Eisenacher Siebenmeter resultierte aus Regelwidrigkeiten gegen Kreisspieler Marcel Niemeyer, der seine körperliche Präsenz einsetzte.

Foto 2: Harte Bandagen am Kreis.

Erst die linke, dann die rechte Abwehrseite mit erheblichen Schwächen

Wir gingen zwar in die Zweikämpfe, ohne die zu Ende zu führen, fand Christoph Jauernik kritische Worte. Er bemängelte fehlende faire Härte im ersten Abschnitt, um sich Respekt zu verschaffen.

Leichtfüßig kombinierte sich das Team der HSG Nordhorn-Lingen  durch die Eisenacher Deckung.

Wir boten den Gästen einfach zu viele Löcher, fand auch Ibai Meoki klare Worte zur Abwehrleistung.

War es im ersten Abschnitt vornehmlich die linke Abwehrseite, war es im zweiten Abschnitt vermehrt die rechte Abwehrseite der Eisenacher, der Kompaktheit fehlte.

Die Gäste hatten gute Lösungen im Positionsangriff parat, gestand Christoph Jauernik ein.

In Patrick Miedema besaßen die Gäste einen vorzüglichen, bestens mit seinen Nebenleuten harmonierenden Regisseur, der zudem selbst 7 Bälle einnetzte. Infolge fehlender Bissigkeit in der Abwehr hätten, so Christoph Jauernik,  notwendige Ballgewinne gefehlt. Nur beim 2:1 (3.) lagen die Eisenacher in Führung. Das dominierende Team hatten die Gäste parat. „Meine Jungs glaubten an einen Sieg“, strahlte Heiner Bültmann. Dieser wackelte nur beim 14:16, nach Eisenachs Aufholjagd. „Wir haben das dann cool gelöst, machten uns mit konstanter 5-Tore-Führung das Leben leicht“,  betonte Heiner Bültmann (15:20., 40./ 18:24, 49./ 22:27, 55.).  System- und Personalwechsel auf Seiten der Gastgeber vermochten deren Niederlage nicht abzuwenden. Die kleine Gruppe der aus der Region Nordhorn mitgereisten Fans tanzte mit ihrem Team auf dem Parkett der Werner-Aßmann-Halle. Aus der Gästekabine erklangen später laute Jubelgesänge. Die eigentlich so heimstarken Eisenacher kassierten gleich im ersten Saison-Heimspiel eine Niederlage. Eine verdiente.

Foto 3: Eisenachs Matthias Gerlich mit viel Willenskraft.

Statistik
ThSV Eisenach: Gorbotschuk (bei einem Siebenmeter/ 0 Paraden – 1 Gegentor), Redwitz (1.-60., 14 Paraden – 27 Gegentore), Brand; Iffert, Wöhler (3), Meoki (4), Gerlich (11/1), Miljak (1), Urban (2/2), Richardt, Popa (1), Mürköster, Niemeyer (2), Weyhrauch, Saul (1)
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmeister (1.-60./ 14 Paraden – 25 Gegentore), Kaleum; Verjans (2), Heiny, Leenders, Mickal, Miedema (7), Fraatz (3), Terwolbeck (2), de Boer (5), Vorlicek (4), Wiese, Smit, Seidel (5/2)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 6 x 2 Min. (Meoki 2 x 2 Min.; Gerlich, Mürköster, Niemeyer, Saul je 2 Min.)  /  HSG Nordhorn-Lingen 4 x 2 Min. (Leenders 2 x 2 Min.; Miedema de Boer je 2 Min.
Siebenmeter: ThSV Eisenach 7/3 (Urban verwandelt 2x u. Gerlich 1x gegen Burmeister, Urban scheitert 1 x an Buhrmeister u. wirft 1 x gegen Buhrmeister ans Holz, Gerlich scheitert 1 x an Buhrmeister u. wirft 1 x gegen Burhrmeister ans Holz  /  HSG Nordhorn-Lingen 4/2 (Seidel verwandelt 1 x gegen Redwitz 1 x gegen Gorobtschuk, Seidel wirft 1 x gegen Redwitz ans Holz, Fraatz scheitert 1 x an Redwitz)
Schiedsrichter: Schaban/Westphal
Zuschauer: 1.582
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Redwitz  /  HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmeister, de Boer, Miedema
Spielfilm: 2:1 (3.), 6:8 (13.), 8:14 (22.), 14:16 (34.), 15:20 (40.), 18:24 (49.), 22:27 (55.), 25:28 (60.)

Foto 4: Der Aufstiegskapitän von 1997 Jürgen Beck (li.) dankt dem Aufstiegskapitän der Jahre 2013 und 2015 Benjamin Trautvtter (re.).

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