Freud und Leid lagen wieder einmal ganz dicht beieinander

ThSV Eisenach fehlten zwei Sekunden zum Punktgewinn bei TuSEM Essen • Gerlich trotz 11 Treffern der tragische Held

Beim Stand von 27:27 hätten wir in Führung gehen müssen, dann wären wir nicht punktlos vom Parkett, sinnierte Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach nach der hauchdünnen 27:28 (14:15)-Niederlage beim TuSEM Essen.

Die 12. Niederlage am 15. Spieltag der Saison.

Wir sind mal wieder der unglückliche Verlierer, stehen ohne Punkte da. Beide Teams hatten Hoch und Tiefs. In der zweiten Halbzeit hatten wir uns richtig gut stabilisiert. Im Finish trafen wir leider unglückliche Entscheidungen. Mit dieser neuerlichen Niederlage haben wir uns selbst den ohnehin vorhandenen  Druck für kommenden Samstag nochmals erhöht, konstatierte Eisenachs Rückraumspieler Marcel Schliedermann.

In der Neuauflage eines alten Derbys erwartet der ThSV Eisenach am Samstag, 02.12.2017 um 19.30 Uhr den im sicheren Tabellen-Mittelfeld rangierenden Dessau-Roßlauer HV.

Die Ruhrpott-Sieben war das glücklichere Team
Ausgerechnet Matthias Gerlich, mit seinen 11 Treffern und zahlreichen guten Zuspielen zu seinen Teamkollegen bei den Wartburgstädtern die Hoffnung auf Zählbares nährte, brachte im Finish das Leder nicht unter. Zunächst scheiterte er an Keeper Moritz Mangold (59.), nach einer Glanzparade von Eisenachs Schlussmann Jan-Steffen Redwitz stieg der Rückraum-Kanonier erneut hoch, doch sein Leder streifte nur das Außennetz (60.). Aron Siefert, der TuSEM-Trainer, rief sein Team zur Besprechung der letzten 22 Sekunden zusammen.  Jonas Ellwanger zog zwei Sekunden vor Ultimo ab, sein Ball zappelte zum 28:27 im Netz. Des einen Freud und des anderen Leid lagen wieder einmal ganz dicht beieinander. TuSEM Essen bejubelte mit über 2.100 Zuschauern seinen 5. Sieg in Folge. Der ThSV Eisenach ging mit leeren Händen vom Parkett. Besonders bedeppert Matthias Gerlich, der tragische Held, der so gerne an einstiger Wirkungsstätte (2009 bis 2011) gemeinsam mit Ex-TuSEM-Spieler Justin Mürköster (2014 bis 2017) gejubelt hätte. Kreisläufer Justin Mürköster musste anfangs der zweiten Halbzeit mit einer Fußverletzung passen.

Eine sehr bittere Niederlage, konstatierte Christoph Jauernik, der die verletzten Alexander Saul (Fuß) und Ibai Meoki (Knie) nicht aufbieten konnte.

Gerade der zuletzt mit Treffern aus dem rechten Rückraum gefallende Alexander Saul wurde – als Pedant zu Matthias Gerlich im linken Rückraum –  vermisst. Routinier Duje Miljak, kurz vor Vollendung seines 34. Lebensjahres, und der junge Jonas Richardt mühten sich nach Kräften. „Eine Partie, die wohl ein Unentschieden verdient hätte. Am Ende war das Glück auf unserer Seite“, konstatierte ein aufgekratzter TuSEM-Trainer Jaron Siewert.

TuSEM war das glücklichere, wir das unglücklichere Team, fasste Christoph Jauernik den Spielausgang zusammen.

Letztendlich zählen ausschließlich Punkte. Mit nur 6 an der Zahl verharrt der ThSV Eisenach schon bedrohlich im Tabellenkeller. Der TuSEM Essen stockte seine Bilanz auf 14 Zähler auf.

ThSV Eisenach: Nach Stotterstart zu Geradlinigkeit gefunden
Nach 145 Sekunden griff Christoph Jauernik bereits zu grünen Karte. Es gab reichlich Redebedarf. Gerade hatte TuSEM zum 3:0 eingenetzt. Zu schläfrig wirkten die Eisenacher. Zunächst auch nach der Auszeit. Erst nach dem 6:3 (9.) erreichte der ThSV-Motor Betriebstemperatur. Matthias Gerlich (überwiegend nur im Angriff auf dem Parkett), Marcel Schliedermann und Duje Miljak verliehen dem Angriffsspiel Schärfe. Die Abwehr gewann im Zusammenspiel mit Torhüter Jan-Steffen Redwitz (parierte insgesamt 11 Bälle)  an Stabilität. Im Angriff klappte das Zusammenspiel mit den Kreisläufern Justin Mürköster und Marcel Niemeyer  bestens. Daniel Luther bediente zwei Mal Marcel Niemeyer, der zum Anschlusstreffer einnetzte und kurz darauf nur regelwidrig gestoppt werden konnte. Matthias Gerlich verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 7:7 (14.). Mit den torgefährlichen Jonas Ellwager und  Dennis Szczesny (zusammen 11 Treffer) erhöhten die Hausherren wieder die Schlagzahl, profitierten von Patzern der Gäste und trafen zum 11:8 (17.). Die Eisenacher vernachlässigten das Spiel über Rechtsaußen. Willy Weyhrauch „verhungerte“ förmlich. Mit ihm hat der ThSV Eisenach doch einen Top-Rechtsaußen! Weit im eigenen Feld stehend zirkelte der erstligaerfahrene Linkshänder das Leder zum Anschlusstreffer in den gegnerischen Kasten (14:13, 28.). Im Fallen markierte Justin Mürköster kurz vor der Halbzeitsirene den neuerlichen Anschlusstreffer. Beim Stand von 15:14 für die Handball-Männer des Turn- und Sportvereines Essen-Margarethenhöhe wurden die Seiten gewechselt.

Wenn Matthias Gerlich abzog, ging ein Raunen durch das weite Rund
Nach Wiederanpfiff der überzeugend amtierenden Schiedsrichter Steven Heine und Sascha Standka wurde rasch klar, es wird eine Partie auf des Messers Schneide.

Wir nutzten unsere Chancen nicht konsequent, monierte TUSEM-Trainer Jaron Siewert.

Eisenachs Duje Miljak zog platziert zum 16:16 ab (34.). Eine Gerlich-Fackel schlug zum 17:18 ein (38.). Marcel Schliedermann, der über 60 Minuten die Spielführung hatte, konnte nur auf Kosten eines Siebenmeters gestoppt werden. Matthias Gerlich verwandelte zum 18:18 (39.) und kurz darauf ein Ball des 29-Jährigen zum 18:20 im Netz (40.). Matthias Gerlich war aber auch der Mann für gekonnte Zuspiele, wie beim 20:22 durch Marcel Niemeyer (44.). Das Feuer der Leidenschaft loderte in den Eisenacher Reihen, auf dem Parkett, auf der Wechselbank und im kleinen aber lautstarken blau-weißen Fanblock. TuSEM brachte Tom Zechel (insgesamt 6 Treffer) immer wieder in Wurfposition. Den 22:22-Ausgleichstreffer (46.) ließ Willy Weyhrauch per Heber das 22:23 (47.) folgen. Das 24:23 (51.) beantwortete Matthias Gerlich mit zwei Treffern zum 24:25 (54.), zeichnete sich per verwandelten Strafwurf auch für das 25:26 verantwortlich (57.), war der Vaters des Schliedermann-Treffers zum 26:27 (57.). Doch das Happyend blieb für Matthias Gerlich und den ThSV Eisenach aus.

Statistik
TuSEM Essen: Bliss, Mangold (ab 19.); Beyer (3), J.Ellwanger (5), Hegemann, L. Ellwanger, Roosna, Wöss (2), Kintrup (1), Szczesny (6), Käßler, Ridder (1), Müller (1), Seidel, Skroblien (2/1), Zechel (5)
ThSV Eisenach: Redwitz, Brand (bei 1 Siebenmeter), Gorobtschuk; Iffert, Wöhler (2), Gerlich (11/4), Miljak (2), Schliedermann (2), Richardt (2), Streckhardt, Popa, Mürköster (2), Niemeyer (4), Weyhrauch (2)
Siebenmeter: TuSEM Essen 1/1 – ThSV Eisenach 4/4
Zeitstrafen: TuSEM Essen 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach  3  x 2 Min.
Schiedsrichter: Heine/Standke
Zuschauer: 2.125 in der Sporthalle Am Hallo

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