Handball: Famos! ThSV Eisenach auf Aufstiegsplatz!

ThSV Eisenach dreht Schlüsselspiel und erklimmt einen Aufstiegsplatz

Wartburgstädter siegen mit 11-Jurdzs-Toren im neuerlichen Herzschlagfinale beim TV Emsdetten mit 32:31

Der ThSV Eisenach rangiert nach 34 Spieltagen der laufenden Saison der 2. Handballbundesliga der Männer auf einem Aufstiegsplatz, hat im Showdown der Liga, nach einer kurzen Punktspielpause, alles selbst in der Hand!
Im Gesicht gekennzeichnet von den vorausgegangenen 60 kampfbetontem Minuten, aber auch von den „Erinnerungsstücken“ der Partien gegen Aue und Coburg, stapfte Aivis Jurdzs ausgelaugt aber überglücklich vom Parkett der Emshalle zu Emsdetten. Der linke Rückraumspieler hatte den 1.000 Saisontreffer des ThSV Eisenach markiert, mit seinen sechs Toren im ersten Abschnitt dafür gesorgt, dass sein Team beim Gang zu den Pausengetränken nicht hoffnungslos hinten lag und er hatte 12 Sekunden vor Ultimo seinen 11. Ball zum 32:31 versenkt. In den verbleibenden 12 Sekunden retteten die Wartburgstädter mit großer Leidenschaft den Sieg, wehrten in den letzten beiden Sekunden zwei Freiwürfe mit vereinten Kräften ab und überstandenen auch das kurzzeitige Handgemenge nach dem Abpfiff. In einem Schlüsselspiel hatte der ThSV Eisenach bei der drittbesten Mannschaft der Rückrunde, dem TV Emsdetten, der jedoch das abrupte Ende der Tätigkeit seines Geschäftsführers zu verdauen hat, nach einem neuerlichen Hitchcock mit 32:31 (12:16) gewonnen. Das Team tanzte, von den die über 700 Kilometer Fahrstrecke in Kauf nehmenden blau-weißen Anhängern gefeiert, auf dem Parkett. Der ThSV Eisenach hatte erneut einen 6-Tore-Rückstand (8:14, 25.Min.) mit einer bärenstarken zweiten Halbzeit in einen Sieg verwandelt. „Wir boten eine enttäuschende erste Halbzeit, haben uns nicht wie ein Aufstiegsanwärter präsentiert. Das haben wir während der Pause klar angesprochen, die richtige Reaktion gezeigt, unter großem Druck gegen einen starken TV Emsdetten das Spiel noch gedreht“, strahlte Velimir Petkovic, der Coach des ThSV Eisenach. Ein Rätsel dürfte ihm bleiben, weshalb sein Team nicht zum ersten Mal mit einer verkorksten ersten Halbzeit aufwartete. „Das ist dennoch besser wie zu meinem Amtsantritt. Da bot die Mannschaft eine gute erste Halbzeit und hat die Spiele dann doch verloren“, erinnert Velimir Petkovic an den Herbst 2014. „Bei meinem Amtsantritt Mitte Oktober lag der ThSV Eisenach 10 Punkte hinter einem Aufstiegsplatz“, fügte der erfahrene Coach hinzu und verwies zugleich auf das Teamwork zwischen Trainer und Mannschaft. „Die Jungs akzeptieren die neue Philosophie, haben sie verinnerlicht und setzten sie auf dem Parkett um. Wir haben nun eine realistische Chance zum Aufstieg!“ (Die unerwartete 23:29-Heimniederlage von Mitkonkurrent TV Bittenfeld gegen den TV Neuhausen spielte dem ThSV Eisenach in die Karten.) „Wir haben unsere Deckung umgestellt und auch den Spielaufbau verändert. Ein neuer Trainer gibt nun einmal auch neue Impulse. Mannschaft und Trainer sind zu einer Einheit verschmolzen“, beantwortet Geburtstagskind Adrian Wöhler die Fragen nach den Veränderungen seit dem Amtsantritt von Velimir Petkovic. Der Trainer des ThSV Eisenach fuhr direkt von Emsdetten aufgrund eines Trauerfalls nach Kroatien. Die Mannschaft, die zu mitternächtlicher Stunde während der Heimfahrt im „Bus der fröhlichen Leute“ ihrem Mitspieler Adrian Wöhler zu dessen 28. Geburtstag ein Ständchen zelebrierte, kam um das obligatorische Auslaufen am Sonntagvormittag herum, hat bis Mittwochabend trainingsfrei. Dann freilich ruft Velimir Petkovic mit unverminderter Intensität zur Vorbereitung auf die letzten vier Spieltage, die nach einer Punktspielpause mit einem Heimspiel am Mittwoch, 13.05.2015 gegen den VfL Bad Schwartau eingeleitet wird. „In den noch anstehenden 5 Spieltagen benötigen wir 10 Punkte. Dann steigen wir auf“, hatte Marcel Schliedermann eine einfache Rechnung vor dem Trip nach Emsdetten aufgemacht. Im Schlüsselspiel wurde der erste Doppelpunktgewinn unter Dach und Fach gebracht. Der 24-Jährige übernimmt, nach dem neuerlichen verletzungsbedingten Ausfall von Routinier Tomas Sklenak mit Erfolg ganz viel Verantwortung als Spielgestalter.

TV Emsdetten setzt Kampfansage um
Der ThSV Eisenach, nach einer Ruhepause in einem Tageshotel, kam in einer von den Gastgebern von Beginn intensiv geführten Partie im ersten Abschnitt – trotz einer 2:0-Führung (5.) – nicht auf Betriebstemperatur. Probleme im Deckungsinnenblock nutzten die Hausherren weidlich mit kreativem Angriffsspiel und Toren aus nahezu allen Positionen. Die Eisenacher, mit Schwierigkeiten im Positionsangriff, patzten bei Ballbesitz, eröffneten den Hausherren Gegenstoßmöglichkeiten. „Spielmacher gibt´s viele. Ich bin lieber Spielverderber … für Aufstiegskandidaten“, prangte die Kampfansage von Tobias Rivesjö auf der Titelseite des Hallenjournals. Der traf dann auch zum 5:2 (10.), andre Kropp erhöhte gar auf 11:5 (17.). und gar 11: 5 (17.). Der TV Emsdetten war das klar dominierende Team. Auch verschiedene Deckungsvarianten fruchteten nicht. Stanislaw Gorobtschuk im ThSV-Kasten verhinderte Ärgeres. Jan Forstbauer, wie zuletzt Dener Jaanimaa für Abwehraufgaben ablösend, musste nach einer Karambolage für längere Zeit ärztlich versorgt vom Parkett. Oddur Gretarsson traf für den TV Emsdetten zum 14:8 (25.). Positiv, neben Aivis Jurdzs, wusste sich im Angriff nur Adrian Wöhler als Rechtshänder auf Rechtsaußen (!) einzubringen. Bjarki Elisson, im Gedanken bei der Freundin und dem gerade geborenen Töchterchen ValgerDur Elsa (deshalb auch nachgereist), scheiterte vom Siebenmeterpunkt (28.), steigerte sich an der Seite seiner Teamkollegen nach dem Seitenwechsel. Praktisch mit der Sirene wuchtete Aivis Jurdzs ein, verkürzte bis auf vier Treffer.

THSV Eisenach antwortet mit Leidenschaft und Nervenstärke
Was war im zweiten Abschnitt anders? Selbstbewusst und mit frischem Elan, gepaart mit ganz viel Leidenschaft, kamen die Eisenacher aus den Kabinen. „Ich muss wohl Aivis Jurdzs beim Malochen aus dem Rückraum unterstützen“, dachte sich Dener Jaanimaa und explodierte aus dem rechten Rückraum, ging beherzt in die Zweikämpfe. Marcel Schliedermann variierte das Tempo, scheute auch selbst keinen Zweikampf. Die Abwehr stand kompakter, eroberte sich nun auch den einen oder anderen Ball. Rene Villadsen, ins Eisenacher Gehäuse gekommen, bediente den sprintenden Bjarki Elisson maßgerecht, der zum Anschlusstreffer versenkte. Adrian Wöhler (insgesamt 5 Treffer bei 6 Würfen!), seine gute Vorpausenleistumg bestätigend, traf gar zum 18:18-Ausgleich (38.). Der TV Emsdetten hatte gerade den im Sommer von TUSEM Essen gekommenen Kreisläufer Andre Kropp nach dessen 3. Zeitstrafe (37.).verloren. Die Hausherren zeigten sich nicht geschockt, trafen durch Stian Brevik (per Siebenmeter) und Iso Sluiters (per Gegenstoß) zum 20:18 für den TV Emsdetten. Das Geschehen wogte auf und ab. Gegen die Würfe aus dem Fernwurfbereich von Dener Jaanimaa und Aivis Judzs hatten beide Emsdettener Schlussleute nun das Nachsehen. Aivis Jurdzs glich zum 21:21 (42.) aus. Beim 26:24 (48.) hatte der TV Emsdetten wieder mit zwei Treffern die Nase vorn. Der kurzzeitig eingewechselte Hannes Jon Jonsson bediente Nicolai Hansen, der vom Kreis vollendete. Bjarki Elisson schloss einen Gegenstoß zum 26:26 ab (49.). Mit einer 5:1- oder gar 4:2-Deckung sorgten die Eisenacher für Unruhe im Angriff der Gastgeber, bei denen die Nervosität zunahm. Stian Brevik brachte das Leder von der Siebenmeterlinie nicht an Rene Villadsen im Eisenacher Kasten vorbei (52.). Aivis Jurdzs, für den es trotz der vieleb Blessuren kein Halten gab, wuchtete zum 28:28 (53.) und kurz darauf zum 29:28 für seine Farben ein (54.). Nein, verlieren wollte der TV Emsdetten, unterstützt durch nahezu 1.400 Zuschauer, nicht. Jaspar Adams, Bruder vom einstigen Eisenacher Roel Adams, powerte sich zum 29:29 durch (56.). Das Herzschlagfinale, ein neuerlicher Handball-Hitchcock war eingeläutet. Nicolai Hansen brachte den THSV Eisenach wieder in Führung. Mit ganz viel Dusel überquerte ein Runarsson-Ball die Eisenacher Torlinie zum 30:30 (57.). Den erneuten Eisenacher Führungstreffer (Dener Jaanimaa) egalisierte Iso Sluijters zum 31:31. Da waren noch 27 Sekunden zu spielen und der ThSV Eisenach in Ballbesitz. Wer sollte zum vielleicht finalen Wurf ansetzten? Natürlich Aivis Jurdzs, der zur vollendeten Eisenacher Glückseeligkeit einschmetterte. „Letztendlich waren wir nicht gut genug, um Eisenach zu bezwingen“, fasste ein enttäuschter Daniel Kubes. Trainer des TV Emsdetten, aus seiner Sicht die Partie zusammen.

Statistik

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TV Emsdetten: Nippes. Babin; Terhaer, Lokkebo, Sluijters (7), Wesseling, Rivesjö (7/1), Brevik (2/2), Adams (2), Kropp (2), Runanarsson (1), Arnarson (1), Gretarsson (7), Koch (2),

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Villadsen; Elisson (6/2), Wöhler (5), Jurdzs (11), Jonsson, Luther (1), Jaanimaa (6), Forstbauer, Hansen (2). Heinemann, Lilienfelds, Koloper

Siebenmeter: TV Emsdetten 6/3
ThSV Eisenach: 3/2

Zeitstrafen: TV Emsdetten 6 x 2 Min., Rot für Kropp nach 3. ZS, 37.
ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

Schiedsrichter: Behrens/Fasthoff

Zuschauer: 1.400

Th. Levknecht

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