Harter Aufschlag

ThSV Eisenach kassiert zum Saisonauftakt unerwartete 22:24 (10:13)-Niederlage beim TuS Ferndorf / Turbulenzen in den Schluss-Sekunden

Zurück im knallharten Zweitbundesliga-Alltag! Erstbundesliga-Absteiger ThSV Eisenach startete mit einer unerwarteten 22:24 (10:13)-Niederlage beim TuS Ferndorf in die Saison. Die Aufbruchstimmung am Fuße der Wartburg erhielt gleich einen Dämpfer. Der Underdog nutzte seine personellen und spieltaktischen Ressourcen optimal aus, gab nach dem 4:3 (8.) die Führung nicht mehr aus der Hand, lag mehrfach mit vier (12:8, 24.) oder gar fünf Toren (20:15, 47.) vorn. Enttäuscht resümierte Eisenachs neuer Trainer Christoph Jauernik:

22 Tore waren zu wenig, aber auch 24 Gegentreffer beim TuS Ferndorf waren zuviel.

Bei den verkrampft agierenden Wartburgstädtern erreichte bis auf Torhüter Stanislaw Gorobtschuk (parierte 12 Bälle nach seiner Einwechslung in der 15. Minute), Kreisspieler Marcel Niemeyer und dem in der Schlussviertelstunde eingesetzten jungen Linkshänder Jonas Richardt (2 Tore) kein Spieler Normalform. Eisenachs Co-Trainer Arne Kühr hatte 19 Fehlwürfe (gegenüber 13 der Gastgeber) notiert. Selbst in Überzahl unterliefen technische Fehler.
Erwähnenswert: Marcel Schliedermann stellte sich bereits kurz nach dem Abpfiff den die 500-Fahrt-Kilometer auf sich nehmenden maßlos enttäuschten 70 Eisenacher Anhängern! „Wir haben das Spiel schon in der ersten Halbzeit verloren. Wir haben zu wenig Druck gemacht, schlecht geworfen, zu viele technische Fehler produziert. In der Abwehr standen wir recht gut, doch nach vorn hat es gefehlt. Leichtsinnig haben wir da Bälle weggeworfen“, fand der Rückraumspieler auch am Sonntag klare Worte.

Wir haben die erste Hürde nicht übersprungen. Jetzt gilt unsere ganze Aufmerksamkeit dem Heimspiel am Freitag gegen die HSG Nordhorn-Lingen, unterstrich Christoph Jauernik.

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Eisenachs Offensive ohne zündende Ideen
Der TuS Ferndorf nutzte die neue Zeitspielregel effektiv aus.

Wir hatten die Hausherren oftmals am passiven Spiel, mussten dann aber doch noch Tore kassieren, ärgerte sich Christoph Jauernik bei seinem Trainerdebüt in der 2. Handballbundesliga Männer.

Beim bereits angezeigten Zeitspiel nahmen die Gastgeber  vielfach noch rasch ihren Torhüter zugunsten des 7. Feldspielers heraus, um dann mit dem allerletzten Pass einen Rückraumspieler in Wurfposition zu bringen oder den Kreisläufer in Szene zu setzen. Bis in die Haarspitzen motiviert betrieb der TuS Ferndorf eine kräftezehrende Abwehrarbeit, zeigte sich bestens auf die Gäste aus Thüringen vorbereitet, attackierte frühzeitig Eisenachs Rückraum-Recken. Für Matthias Gerlich wurden zwei Treffer notiert, Duje Miljak blieb gänzlich ohne Torerfolg. Zündende Ideen und deren Umsetzung gegen die Abwehrarbeit des TuS Ferndorf waren Fehlanzeige. Das gewünschte Gegenstoßspiel blieb Mangelware. Der TuS Ferndorf hatte bei zurückspringenden Bällen das Glück des Tüchtigen. Im überwiegend nur im Angriff eingesetzten Marius Kastening hatten sie einen vorzüglichen und selbst torgefährlichen Spielgestalter. Nach dem Seitenwechsel wuchtete Patrick Bettig aus dem Rückraum 4 Bälle ein. Beste Torchancen (u.a. 2 Siebenmeter) blieben seitens des ThSV Eisenach ungenutzt. Erfolge Zusammenspiele zwischen Duje Miljak und den Kreisläufern konnten die Angriffsmisere nur abmindern. Personelle Wechsel erbrachten keinen durchschlagenden Erfolg. Licht und Schatten wechselten ganz schnell. In Zweikämpfen gegen über sich hinauswachsende Ferndorfer rieben sich die Eisenacher vielfach auf. Der erwartete Kräfteverschleiß bei den Hausherren blieb aus. Den Coup über den Erstliga-Absteiger vor Augen, ließ die letzten Körner herauskitzeln. „Unser Konzept ging vollends auf. Wir haben uns als verschworenes Team präsentiert. Jetzt werden wir den Sieg erst einmal genießen“, strahlte Michael Lerscht, der junge Coach des TuS Ferndorf. Kämpferisch wollte Eisenachs Trainer Christoph Jauernik seinen Mannen keinen Vorwurf machen, doch die Partie nahm einen den Spielverlauf gerecht werdenden Ausgang.

Kampfgericht verhindert möglichen Ausgleichstreffer
Im Schlussspurt der Eisenacher hätte es allerdings fast zum Remis gereicht. Dem 23:19 (57.) sorgten ein Doppelpack von Youngster Jonas Richardt aus dem rechten Rückraum und ein von Matthias Gerlich ins verlassene Tor gezirkelter Ball zum Anschlusstreffer (23:22, 60.). Zehn Sekunden vor Ultimo Ballverlust des TuS Ferndorf. Julian Schneider klemmt das Leder ein, verhindert einen schnellen Angriff der Eisenacher. Die Referees Christian Moles/ Lutz Pittner zücken nach kurzer Beratung Rot und zeigen, dem Regelwerk entsprechend, auf die Siebenmeterlinie. Eisenachs Routinier Nick Heinemann, der nach den Fahrkarten von Matthias Gerlich und Dirk Holzner zwei Strafwürfe verwandelt hatte, schnappt sich bereits das Leder. Nun melden sich plötzlich Zeitnehmer und Sekretär, zeigen an, die Ferndorfer hätten unmittelbar vor dem Ballverlust die grüne Karte gelegt. Nach hitzigen Diskussionen entscheiden die Schiedsrichter auf Ballbesitz für den TuS Ferndorf. Diesem gelingt in den noch 10 verbleibenden Sekunden im Nachwurf der Treffer zum 24:22-Endstand.

Vor 3 Jahren: ThSV Eisenach siegte 30:25 beim TuS Ferndorf
Das letzte Aufeinandertreffen an gleicher Stätte, am 25.05.2013, sah den ThSV Eisenach noch als 30:25-Sieger. Sechs Blau-Weiße des aktuellen Kaders waren schon damals dabei. Daniel Luther wurde mit 7, Duje Miljak mit 5 Toren notiert. Der TuS Ferndorf musste zum Saisonende die 2. Liga verlassen, kam aber zum Ende der Spielzeit 2014/2015 zurück. Beim neuerlichen Zusammentreffen waren bei ihm noch drei Spieler von damals dabei.

Statistik
TuS Ferndorf: Rottschaefer, Puhl; John (1), Paladin, L. Schneider, Bettig (4), Neuteboom, Volentics, J. Schneider (6/2), Kastening (4), Mestrum (1); Sartisson (3), Baumgärtner (5)
ThSV Eisenach: Redwitz, Gorobtschuk; Wöhler (2), Luther (1), Gerlich (2), Ragnarsson (3), Miljak, Schliedermann, Hansen (4), Urban (2)Richardt (2), Holzner (2), Heinemann (2/2), Niemeyer (2)
Zeitstrafen: TuS Ferndorf 6 x 2 Min. – ThSV Eisenach 4 x 2 Min.
Siebenmeter: TuS Ferndorf 4/2 – ThSV Eisenach 4/2
Schiedsrichter: Moles/Pittner
Zuschauer: 700 in der Sporthalle Kreuztal

Foto mit Symbolcharakter: Das Team des TuS Ferndorf jubelt völlig losgelöst. Eisenachs Keeper Stanislaw Gorobtschuk, noch einer der besten der Wartburgstädter, verläßt bedient das Parkett der Sporthalle Kreuztal.

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