Heimknoten gelöst

ThSV Eisenach feiert 26:20 (15:9)-Erfolg über den TV Großwallstadt, Daniel Luther überragt mit 9 Treffern

Erleichterung beim ThSV Eisenach. Mit einem 26:20 (15:9) über den TV Großwallstadt gelang der so ersehnte erste Heimsieg der Saison. Über 1650 Zuschauer feierten ihr Team mit Beifallstürmen. Vergessen die Heimniederlagen gegen die HSG Nordhorn und TUSEM Essen. «Der ThSV Eisenach hat den Sieg mehr gewollt», zollte Maik Handschke, der Coach des TV Großwallstadt, vor einigen Jahren selbst Trainer in der Wartburgstadt, den Gastgebern Lob. Mann des Abends war Eisenachs Daniel Luther. Der Rückraumspieler dürfte zum Albtraum der Gäste geworden sein. Er jagte ihnen gleich neun Bälle aus dem Feld ins Netz. Bestnoten beim ThSV Eisenach verdienten sich ebenso Adrian Wöhler und Nick Heinemann.
Zur Halbzeitpause, beim Stand von 15:9, schien der Eisenacher Sieg nahezu «in trockenen Tüchern». Sie hatten nach dem 5:4 (13.) mit Leidenschaft und Aggressivität in der Abwehr dem Altmeister den Schneid abgekauft. Sie gingen aber mit der Hypothek von drei Spielern (Lilenfelds, Heinemann, Koloper) mit je zwei Zeitstrafen in den zweiten Abschnitt. Ihnen drohte bei einer weiteren Herausstellung das vorzeitige Aus. «Wir mussten dadurch in der Abwehr etwas defensiver agieren, insbesondere auf der rechten Seite», schilderte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson die Ausgangslage zu Beginn der zweiten Halbzeit. Der TV Großwallstadt, mit einem starken Alfredo Sorrentino Sala im linken Rückraum, drehte mit Regisseur Chen Pomeranz mächtig auf. «Wir kassierten einfache Treffer, wurden auch im Innenblock überlaufen», resümierte Adalsteinn Eyjolfsson. Im Vorwärtsgang stotterte der Motor. «Der Spielfluss war weg», gestand der Eisenacher Coach. Seinen Schützlingen gelangen binnen 19 Minuten nur ganze zwei Tore. Großwallstadts Keeper Milos Putera parierte mehrfach. Der TV Großwallstadt, nun mit dem Ex-Eisenacher Pavel Prokopec im Deckungszentrum, riegelte hinten ab. «Technische Fehler häuften sich bei uns», konstatierte Adalsteinn Eyjolfsson.

In der Schlussphase drehten die Wartburgstädter auf
Beim 17:16 (Pomeranz, 47.) und 18:17 (Kohlbacher, 50.) trafen die Großwallstadter zum Anschlusstreffer. «Beim Stand von 17:16 hatten wir drei Mal die Chance zum Ausgleichstreffer», sinnierte Maik Handschke. Doch der fiel auch nicht nach dem 19:18 (52.). Ex-Nationalspieler und Europameister Michael Spatz hatte getroffen, sich Augenblicke später aber eine Zeitstrafe eingehandelt. «Solch eine Zeitstrafe darf einem Routinier nicht passieren», grollte Maik Handschke. Das Signal für den ThSV Eisenach zum fulminanten Schlussspurt! Per Gegenstoßspiel wurden die konsternierten Gäste regelrecht überrannt, vom 19:18 (52.) zum 24:18 (55.). Der bissige zur Kreismitte eingelaufene Nick Heinemann konnte nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Hannes Jon Jonsson, in der Anfangsphase von der Siebenmeterlinie gescheitert, versenkte mit schnörkellosem platziertem Wurf. Da konnte Nicolai Hansen nach zwei Fahrkarten von gleicher Stelle ein Jonsson-Zuspiel einnetzen. Nick Heinemann traf von seiner Stammposition. Dann schickte Girts Lilienfelds seinen Kollegen Daniel Luther per Steilvorlage, die dieser zum 24:18 verwertete und vor Freude ins Netz hinter dem Tor sprang, von Ovationen der Zuschauer begleitet. Der ersehnte Doppelpunktgewinn war nach einer Zittereinlage unter Dach und Fach. Als Nick Heinemann nach seiner dritten Zeitstrafe das Trikot auszog und auf der Zuschauerseite Platz nahm (59.), feierte die stimmungsvolle Kulisse bereits stehend. Als «Sahnehäubchen» wehrte dann auch noch ThSV-Keeper Rene Villadsen einen Siebenmeter von Michael Spatz ab (60.). «Riesenkompliment an meine Mannschaft, die mit positiver Energie überzeugte, über die erste und zweite Welle den Sack zuband», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson und wollte vermerkt wissen, das sich seine beiden Schlussleute Stanislaw Gorobtschuk und Rene Villadsen bestens ergänz hätten. Der Isländer in Diensten der Thüringer verwies auf eine «emotionale Halle» als ganz wichtigen Baustein. «Das war teilweise Gänsehautatmosphäre», dankte Adalsteinn Eyjolfsson dem eigenen Anhang auf den Traversen.

Mit beherzter Abwehrarbeit dem Altmeister den Schneid abgekauft
Den besseren Start erwischten die Gäste um den israelischen Nationalspieler Chen Pommeranz auf der Regieposition (0:2, 4.). Die Eisenacher, durchweg mit Adrian Wöhler auf Linksaußen, benötigten nahezu fünf Minuten für ihren ersten Treffer. Daniel Luther schloss mit einer Energieleistung ab. Und genau das zeichnete ihn im gesamten Spielverlauf aus. Der Rückraumspieler ließ sich einfach nicht stellen. Er wuchtete auch zur ersten Eisenacher Führung ein (4:3, 11.). Girts Lilienfelds traf zum 5:4 (13.). Die Eisenacher gaben fortan die Führung nicht mehr her, auch wenn sie im ersten Abschnitt durch Zeitstrafen dezimiert in Unterzahl auf dem Parkett standen. Sie kauften dem Altmeister den Schneid ab! Mitte der ersten Halbzeit kam Marcel Schliedermann für die Rolle des Spielgestalters. Auf den Halbpositionen wechselte ThSV-Coch Adalsteinn Eyjolfsson mehrfach. Adrian Wöhler verwertete eine schwierige Hansen-Steilvorlage zum 9:6 (19.). Kurz darauf kassierte Branimir Koloper eine Zeitstrafe. Maik Handschke brachte Pavel Prokopec im rechten Rückraum des TV Großwallstadt. Doch der Ex-Eisenacher scheiterte mit seinem ersten Wurf an ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk (28.). Dann musste auch Nick Heinemann vom Parkett. In doppelter Überzahl verkürzte zwar Kris Jost von Linksaußen (23.). Im Gegenzug erspähte Marcel Schliedermann eine Lücke im Abwehrverband der Gäste und lochte zum 10:7 ein (23.). Der eingewechselte Aivis Jurdzs erhöhte auf 11:7 (24.). Der bei einem Freiwurf zu früh aus der Abwehrmauer herausgetretene Branimir Koloper musste seine zweite Zeitstrafe «abbrummen». Doch die Eisenacher behielten das Zepter fest in der Hand. Jan Forstbauer, nicht immer glücklich beim Torwurf, erhöhte auf 13:8 (28.). Hannes Jon Jonsson verwandelte einen am eingelaufenen Nick Heinemann verwirkten Siebenmeter zum 14:8 (29.). Girts Lilienfelds markierte von Rechtsaußen mit der Sirene den 15:9-Pausenstand. «Ich war vom Auftritt meines Teams, insbesondere von zwei Spielern enttäuscht», erklärte TVG-Trainer Maik Handschke ohne Namen zu nennen im Fazit der ersten Spielhälfte.

Dramatische Schlussphase
Der TV Großwallstadt kam mit einer umgestellten Abwehr, Veränderungen im Angriff und viel Elan aus den Kabinen. Der Ex-Eisenacher Pavel Prokopec, inzwischen im 35. Lebensjahr, organisierte im Zentrum die Abwehr. Beim 17:14 (39.) waren sie frühzeitig auf Tuchfühlung. Chen Pomeranz, Alfredo Sorrentino Sala und Fannar Fridgeirsson kurbelten das Offensivspiel an. «Wir wurden nervös. Der Spielfluß war weg. Es wurde spannend», resümierte Adalsteinn Eyjolfsson. Mit personellen Wechseln versuchte er Einfluß zu nehmen. Zehn Minuten gelangen den Eisenachern nicht ein einziger Treffer. Sie stemmten sich aber in der Abwehr mit Leidenschaft gegen den Ausgleichstreffer. Beim Stand von 18:17 versenkte Adrian Wöhler einen Abpraller mit aller Konsequenz zum wichtigen 19:17 (51.). Dann markierte Michael Spitz mit spektakulärem Kempatreffer den Anschluss, um Sekunden später mit einem Foul an Nick Heinemann und einer Zeitstrafe seinem Team einen Bärendienst zu erweisen. Die Eisenacher setzten mit Gegenstößen die big points zum 24:18 (55.).

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschukt (5 Paraden), Villadsen (bei zwei Siebenmeter und ab 50. – 5 Paraden); Elisson, Wöhler (5), Jurdzs (3), Jonsson (2/2), Luther (9), Forstbauer (1), Schliedermann (1), Hansen (1), Heinemann (1), Lilienfelds (3), Koloper, Seifert

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TV Großwallstadt: Putera (11 Paraden), Lenz (n.e.); Spatz (3/2), Fridgeirsson (3), Sorrentino Sala (5), Lopez Romero (1), Weißbach, Kretschmer, Prokopec, Jost (1), C. Pomeranz (4), Kohlbacher (2), G. Pomeranz (1)

Zeitstrafen:
ThSV Eisenach 7 x 2 Min., Rot für Heinemann nach 3. ZS, 59.
TV Großwallstadt 4 x 2 Min.

Siebenmeter:
ThSV Eisenach: 3/2
TV Großwallstadt 4/2

Schiedsrichter: Fratczak/Ribeiro

Zuschauer: 1650

Beste Spieler:
Eisenach: Luther, Wöhler, Heinemann
Großwallstadt: Sorrentino Sala