Heimserie gerissen

Nach zehn Heimsiegen in Serie kassierte der ThSV Eisenach erstmals wieder eine Punktspielniederlage vor eigenem Publikum. Die Wartburgstädter unterlagen der HG Saarlouis mit 29:30 (14:17).
Ausgelassen tanzten die Saarländer auf dem Parkett der Werner-Aßmann-Halle. Lange Gesichter hingegen im Lager des ThSV Eisenach. «Nach 2:6 Punkten müssen wir wohl von einem Fehlstart sprechen», gestand ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson und fügte hinzu, «die Gäste agierten abgeklärter, cleverer. In überragender Form präsentierten sich Danijel Grgic und Daniel Fonataine.»
Auf das Konto dieser beiden gingen 18 Treffer. Der Ex-Eisenacher Danijel Grgic lief an einstiger Wirkungsstätte zur Galaform auf. «Wir haben konsequent unsere Linie über 60 Minuten beibehalten und uns beide Zähler redlich verdient», strahlte der Regisseur der HG Saarlouis. «Der alte Fuchs» setzte selbst erfolgreich zum Torwurf an, glänzte jedoch vornehmlich als Spielgestalter, legte unter höchster Bedrängnis das Leder noch zum Mitspieler ab. «Danijel Grgic konnte machen, was er wollte. Das war der ausschlaggebende Punkt», konstatierte ein nicht nur durch eine Erkrankung gekennzeichneter Eisenacher Trainer, der nach Spielende seine Mannschaft zu einer längeren Besprechung in der Kabine versammelt hatte. Diskussionsbedarf gab es reichlich. Auch darüber, dass die Eisenacher kein probates Mittel zur offensiven Deckung gegen ihren Spielmacher Tomas Sklenak fanden. «Damit gelang es uns, den Spielfluss der Hausherren zu unterbinden. Das Spiel lief letztlich so, wie wir es uns gewünscht hatten. In Eisenach gewinnen nicht viele Mannschaften. Verständlich, dass wir überglücklich sind», erklärte Andre Gulbicki, der Coach der HG Saarlouis. «Wir haben es einfach nicht geschafft, Daniel Fontaine am erfolgreichen Torwurf zu hindern. Die Gäste verzeichneten ein Übergewicht auf der Torhüterposition. Wir verschenkten zudem leichtfertig einige Bälle», hatte Eisenachs Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler ausgemacht. Die kroatischen Neuzugänge des ThSV Eisenach, Duje Miljak und Branimir Koloper, konnten (noch) keine entscheidenden Impulse setzen. In Überzahl patzten die Wartburgstädter, gaben mit einem Mann mehr auf dem Parkett eine 20:18-Führung (37.) aus der Hand (20:21, 39.). Fast hätte es jedoch Parallelen zum Vorjahrestreffen an gleicher Stelle gegeben. Damals rissen die Eisenacher in der Schlussphase noch das Ruder rum und eroberten beide Punkte. Nach einem 21:24-Rückstand (43.) stemmten sich die Hausherren mit Vehemenz gegen die drohende Niederlage. Daniel Luther, Adrian Wöhler und Girts Lilienfelds setzten im Vorwärtsgang die Akzente. Die Phonstärken auf den Rängen stiegen deutlich an. Die Eisenacher mussten nach einer überharten Attacke der Gäste den Ausfall ihres torgefährlichen Rückraumspielers Daniel Luther verkraften. Der Zwischenspurt wurde mit Leidenschaft fortgesetzt. Tomas Sklenak bediente Linksaußen Adrian Wöhler, der zum 26:26-Ausgleich vollendete. Nick Heinemann verwandelte nach Regelwidrigkeit gegen Eryk Kaluzinski von der Strafwurflinie zum 27:27 (55.). Die Gäste wankten. Jonathan Julevecourt hämmerte das Leder über das Eisenacher Gehäuse. Beim Gegenzug entwischte der schnelle Girts Lilienfelds und netzte zum 28:27 (56.) ein. Im Gegensatz zum 4. Dezember des Vorjahres hatten die Saarländer in der Schlussphase die besseren Argumente, während den Hausherren ein Technik- und Regelfehler unterlief. Daniel Fontaine (auf Grgic-Zuspiel) aus dem Rückraum und Otto Fetser (auf Ablage von Daniel Fontaine) von Rechtsaußen trafen zum 28:29 (49.). Nach dem sechsten Treffer von Adrian Wöhler zum 29:29 durften die Gastgeber auf eine Punkteteilung hoffen. «Einen Zähler hatten wir bereits sicher. Doch es wurden gar zwei, weil uns die letzte Aktion vortrefflich gelang», freute sich Danijel Grgic. Er legte das Leder zu seinem Mitspieler Ingars Dude an der Kreismitte ab, der zum siegbedeutenden Treffer einlochte. «Eine bittere Niederlage», befand Karsten Wöhler. Viel Arbeit, auch Aufbauarbeit, steht in den nächsten Tagen an. Am Sonntag, 09.10.2011 steht die schwere Auswärtsaufgabe bei der HSG Nordhorn-Lingen an.

Till Bitterlich beendete Kariere
Nach der Partie gegen die HG Saarlouis wurde mit Till Bitterlich ein langjähriger Stratege verabschiedet. Von 1998 bis 2004 in der 1. Bundesliga und – nach einem mehrjährigen Intermezzo bei der HR Ortnau – wieder von 2009 trug der Abwehrspezialist das Trikot des ThSV Eisenach. Beruf und Leistungssport waren nicht mehr zu vereinbaren, Till Bitterlich suchte um eine vorzeitige Vertragsauflösung nach. Dem wurde entsprochen. Till Bitterlich bleibt dem ThSV Eisenach im Ehrenamt erhalten. Als es jüngst die Aufgaben im Vereinsvorstand neu zu verteilen gab, signalisierte Till Bitterlich ohne großes Lamentieren seine Bereitschaft, Verantwortung als Vorstandsmitglied Finanzen zu übernehmen. Auch dafür gab es am Samstag reichlich Beifall.

Gäste über die Distanz abgeklärter
Wie am Vorabend beim Fanprojektreffen – hier wurde der Fanprojekt-Vorstand um Frank Hartung von den etwa 40 anwesenden Mitgliedern im Amt bestätigt – von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson angekündigt, startete der ThSV Eisenach in der Vorjahresformation, ohne die beiden Neuzugänge Duje Miljak und Branimir Koloper. Im linken Rückraum begann Daniel Luther. Benjamin Trautvetter wurde in der Abwehr von Eryk Kaluzinski abgelöst. Die Saarländer betrauten von Begin Otto Fetser mit der Sonderbewachung von Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak. Ein taktischer Schachzug, der wesentlich zum Spielausgang beitrug. Die Gastgeber gingen zwar durch den in der Offensive auftrumpfenden Adrian Wöhler mit 2:1 (5.) in Führung, doch dann riss Danjel Grgic die Chefrolle auf dem Parkett an sich, traf selbst zum 2:4 (7.) und 3:5 (9.). Wie es erfolgreich für die gehen Gastgeber kann, der Treffer zum 4:5: Nick Heinemann lief von Rechtsaußen zur Kreismitte ein, wurde von Tomas Sklenak präzise bedient. Eisenacher Zuspielversuche zum Kreis, zu Benjamin Trautvetter, wurden von der aufmerksamen Gästeabwehr abgefangen. Daniel Fontaine konterte zum 5:7 (13.). Im Doppelpack traf Daniel Luther zum 8:8-Ausgleich. Duje Miljak war nun im rechten Rückraum dabei. Ein großgewachsener Innenblock mit Duje Miljak, Eryk Kaluzinski und Daniel Luther sorgte kurzzeitig für Stabilität in der Eisenacher Defensive. Nach vorn ging nun die Post ab. Noch landete ein Luther-Ball am Holz, doch dann traf Nick Heinemann zum 13:11 (23.). Und wieder eroberten sich die Saarländer das Leder in der Deckung, trafen vom 14:13 (27.) durch Andre Lohrbach zum 14:16 (29.).
Mit neuem Feuer kamen die Eisenacher aus den Kabinen. Das merkten auch die 1350 Fans auf den Rängen, unterstützten ihr Team lautstark. Die Abwehr, nun streckenweise mit Branimir Koloper fightete mit Leidenschaft. Daniel Luther vollendete per Tempogegenstoß zum 18:17 (34.) und 20:18 (37.). Die Gäste haderten mit den Entscheidungen der Unparteiischen Dinges/Kirsch. Eisenachs Tomas Sklenak hämmerte einen Strafwurf an den rechten Pfosten (38.). Eine Überzahlsituation ging mit 0:2 an die Gäste, die zum 20:21 (39.) trafen. HG-Torhüter Darius Jonczyk parierte stellungssicher und reaktionsschnell. Daniel Grgic und Daniel Fontaine stellten ihre Extraklasse unter Beweis. Danijel Grigc fing einen Eisenacher Eckball ab und bediente den sprintenden Daniel Fonatine, der zum 21:24 traf (43.). Doch das war keine Vorentscheidung. Die Eisenacher fighteten, ließen sich von Fehlwürfen nicht entmutigen. Adrian Wöhler markierte den 26:26-Ausgleichstreffer, eine hochdramatische Schlussphase einläutend, mit dem Happyend in den letzten Sekunden für die Saarländer.

Statistik

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ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (1), Sklenak (6/3), Wöhler (6), Luther (5), Miljak (1), Kaluzinski (1), Adams, Schiffner, Heinemann (4/2), Lilienfelds (5), Koloper, Lindner

HG Saarlouis: Peveling, Jonczyk; Krings, Fontaine (10), Leist, Janiszewski (2), Dude (2), Fetser (4), Grgic (8(3), Holzner, Czertowicz, Julevecourt (1), Lohrbach (3)

Siebenmeter: Eisenach 6/5; Saarlouis 3/3

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min.; Saarlouis 5 x 2 Min.