Heimspiel ging in die Hose

Der ThSV Eisenach legte eine tolle Saison in der 1. Handballbundesliga hin. Das letzte Heimspiel ging jedoch völlig daneben. 2200 erwartungsfroh gestimmte Handballfans, die trotz herrlichen Pfingstwetters in die Werner-Aßmann-Halle gepilgert waren und mit ihrem ThSV Eisenach diese tolle Saison feiern wollten, mussten eine klare 24:30 (11:19) Heimniederlage gegen Abstiegskandidat Solingen erleben. Die Gäste wussten, was die Stunde geschlagen hatte, agierten von Beginn mit viel Leidenschaft und Biss. Gerade jene Tugenden zeichneten den ThSV Eisenach im Saisonverlauf aus. An diesem Tag war davon allerdings nichts zu spüren. 19 Gegentore in der 1. Halbzeit sprechen eine deutliche Sprache. Im Angriff und in der Abwehr lief nahezu nichts zusammen. Die Gäste stellten frühzeitig die Weichen in Richtung des nahezu überlebenswichtigen Sieges. Trotz eines 5:4 (11.) fand der in der bewährten Startformation beginnende ThSV Eisenach einfach keine Bindung. Konzentrationsschwächen und einfache Fehler nutzte Solingen gnadenlos aus. In eigener Halle wurden die Wartburgstädter eiskalt ausgekontert. Eine Auszeit beim 5:7 (14.) fruchtete nicht. Obwohl nun mit Jonny Jensen im Rückraum, die Eisenacher wirkten nahezu desolat. Solingen, mit einem sich in Glanzform präsentierenden Schlussmann Torsten Friedrich, spielte Katz und Maus mit den Hausherren. Elmar Romansen scheiterte am Keeper, Preben Vildalen setzte den Ball ans Holz, Solingen enteilte auf 6:11 (18.). Aber es kam noch schlimmer. Wie reife Früchte fielen die Tore für die Gäste. Der für Dragan Jerkovic ins ThSV-Gehäuse gekommene Karsten Lehmann stand mehrfach muttersellenallein Solinger Spielern gegenüber. Wie einfach Treffer zu erzielen sind, demonstrierten die Gäste nahezu mustergültig. Stückwerk beim ThSV Eisenach, Solingen enteilte auf 9:17 (26.). Katastrophale Wurfleistungen nahezu aller Eisenacher (aus 55 Würfen resultierten ganze 24 Treffer !!) waren der Ausgangspunkt für Tempogegenstöße am Fließband der Klingenstädter. Bei ThSV-Abspielen zeigte sich Solingen gedanklich hellwach, spritzte mehrfach dazwischen und vollendete abgebrüht. Die offensiv ausgerichtete Eisenacher Deckung, weil ohne Leidenschaft und Konzentration, glich einem Schweizer Käse. Eisenachs Stephan Just musste kurz vor der Pause noch mit einer Knieverletzung vom Parkett. Jonny Jensen nahm seine Position am Kreis nun ein.
Nach Wiederanpfiff und klaren Worten in der Kabine war zumindest ein Aufbäumen bei den Wartburgstädtern zu registrieren. Till Bitterlich rückte an die Kreismitte, Jonny Jensen übernahm die Regieposition. Zunächst schraubten die Gäste ihr Torepolster gar auf 10 Treffer (11:21, 34.). Nur mühsam kam der ThSV-Motor auf Touren. Die richtige Drehzahl wurde nicht erreicht. «Wir brauchten 4 bis 5 Versuche für einen Treffer», konstatierte Peter Rost. Die auf einen 6:0 Riegel umgestellte ThSV-Deckung wirkte nun zumindest kompakter. Die Getreuen auf den Rängen ließen trotz des klaren Rückstandes in ihrer Unterstützung nicht nach, hofften beim 16:23 (45.) auf eine Wende. Doch Sergio Casanova setzte das Leder über den Kasten und Stephane Joulin scheiterte vom Punkt am auf der Torlinie ausharrenden Torsten Friedrich (47.). Den Eisenachern war nun endgültig der Zahn gezogen. Die Hoffnung, wie in der Saison mehrfach glänzend bewiesen, einen klaren Rückstand noch zu egalisieren, war verflogen. Solingens Kapitän Vladimir Suma, der allerdings vorzeitig mit einer Schulterverletzung die Spielfläche verlassen musste, hämmerte zum 17:25 (49.) ein. Die Gäste schaukelten locker den Sieg nachhause. Nach dem 19:29 (57.) gestatteten die Gäste den Hausherren noch Ergebniskosmetik zum 24:30 Endstand.
Die SG Solingen hat nun im letzten Heimspiel gegen Magdeburg die Möglichkeit, mit einem vollen Erfolg ohne Umweg Relegation die Erstbundesligazugehörigkeit zu sichern. Der ThSV Eisenach büßte durch diese Heimniederlage, die erste in der Rückrunde, den einstelligen Tabellenplatz ein. Die HSG Wetzlar überrundete nach einem 30:28 über Bad Schwartau die Thüringer und rangiert nun auf Platz 9. «Diese Niederlage kommt vielleicht zur rechten Zeit. Alle, Mannschaft und Fans, wurden auf den Teppich zurückgeholt. Alle Spieler sollten die richtigen Lehren ziehen. Auch in der kommenden Saison müssen wir uns unsere Erfolge hart erarbeiten, dürfen nicht von Höherem träumen. Kontinuierliches Weiterarbeiten ist angesagt. Rückschläge, wie eben gegen Solingen, wird es immer wieder geben», analysierte Peter Rost, der, ebenso wie Manager Thomas Dröge, alle Sponsoren, allen Fans und fleißigen Helfern ein ganz dickes Danke aussprach. Nur im Miteinander sei auch in Zukunft attraktiver und erfolgreicher Erstligahandball in der Kleinstadt Eisenach möglich.

Big Party
Nach dem Abpfiff feierte die Eisenacher Handballschar dennoch. Das erste Freibier schmeckte zwar nach den vorausgegangenen 60 Spielminuten noch etwas fade, doch dann standen die Zapfsäulen nicht still. Mannschaft und Fans feierten eine insgesamt überaus erfolgreiche Saison im Foyer der Werner-Aßmann-Halle. Teil 2 gab es dann in der «Erlebniswelt Eisenach». Nach einem deftigen Essen in mittelalterlicher Atmosphäre betätigten sich Martin Reuter, Preben Vildalen, Till Bitterlich und Sergio Casanova als exzellente und amüsante Barmixer. Nahezu das komplette Bundesligateam legte außerdem eine flotte Sohle auf das Tanzparkett, eroberte die Herzen der vielen weiblichen Besucher im Fluge. Bei bester Stimmung wurde bis in den Morgengrauen, getanzt, gefachsimpelt und gelacht.

STATISTIK:
Eisenach: Jerkovic (1.-22.), Lehmann (22.-60.); Tomanesen (2), Wöhler (3), Joulin (4/3), Amalou, Vildalen (2), Reuter (6), Bitterlich (2), Jensen (2), Just (1), Casanova (1);
Solingen: Friedrich, Walstad (bei 1 Strafwurf); Hertzberg (2), Pistolesi (5), Müller, Nujdam (3), Schlierkamp (1), Borschka (4), Marki (2), Petkevicius (4/4), Suma (6), Mrax (4)

Zeitstrafen: Eisenach 6 x 2 Min.; Solingen 3 x 2 Min.

Siebenmeter: Eisenach 6/3;Solingen 5/4

Schiedsrichter: Graf/Mahlich (Coswig/ Stendal)

Zuschauer: 2200

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