Herausragend: Regisseur Sklenak und Torhüter Gorobtschuk

Gelungener Heimauftakt für den ThSV Eisenach in der Premierensaison der eingleisigen 2. Handballbundesliga der Männer. In der Neuauflage eines alten Derbys bezwangen die Wartburgstädter den SV Post Schwerin vor 1710 Zuschauern mit 30:22 (15:7). Dabei feierte Eisenachs Neuzugang Duje Miljak ein hoffnungsvoll stimmendes Heimdebüt. Mit der Einwechslung des Linkshänders im rechten Rückraum nach einer Viertelstunde nahm Eisenachs Angriffsspiel deutlich an Schärfe zu. «Er traf viele gute Entscheidungen mit Spielzügen zum Kreis und den Außenpositionen, machte zudem auf seiner Seite die Abwehr dicht», freute sich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson.
Bei seinem ersten Ballkontakt schmetterte der 2,02-Meter-Mann das Leder zum 7:6 in die Maschen (16.). «Die spielentscheidende Phase», wertete Schwerins Trainer Christian Prokop die Etappe mit 9:1 Toren für den ThSV Eisenach vom 6:6 (12.) zum 15:7 beim Gang zu den Pausengetränken.

Eisenachs Abwehr im Zusammenspiel mit dem jungen Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk, der das Vertrauen seines Trainers vollauf rechtfertigte, wehrte insgesamt 19 Bälle ab, kaufte den Mecklenburgern klar den Schneid ab. Eine «Riesenform» bescheinigte Adalsteinn Eyjolfsson seinem 23-jährigen Keeper. «Wir verloren völlig unsere Linie, trafen selbst in Überzahl die falschen Entscheidungen», bilanzierte Schwerins Trainer Christian Prokop. Sein Spielgestalter Moritz Wetgen mühte sich redlich. Er hatte freilich nicht Mitspieler von der Qualität wie sein Eisenacher Pedant Tomas Sklenak an der Seite. Der Tscheche war klar «Chef» der ThSV-Offensive, initiierte ein tempo- und laufintensives Angriffsspiel, verwandelte alle seinen Farben zugesprochenen Siebenmeter und war mit insgesamt zehn Treffern erfolgreichster Werfer. Ganz klar, die Wartburgstädter profitierten vom qualitativ und quantitativ besser besetzten Kader, kompensierten mühelos, dass Girts Lilienfelds verletzungsbedingt gehandicapt war.

Mit einer Manndeckung gegen Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak versuchten die Gäste nach dem Seitenwechsel Sand in das Angriffsgetriebe der Hausherren zu streuen. Vergeblich! «Eisenach war zu bissig», musste Post-Trainer Christian Prokop erkennen. Nach Regelwidrigkeit am agilen Rechtsaußen Nick Heinemann verwandelte Tomas Sklenak den fälligen Strafwurf zum 20:10 (38.) und die erste Laola-Wolle der Saison 2011/2012 rollte über die Traversen der Werner-Aßmann-Halle. Der auf Linksaußen eingewechselte Alexander Schiffner traf zum 24:13 (53.). Die Gäste aus dem Norden, voran ihr Torhüter Robert Wetzel, stemmten sich gegen ein mögliches Debakel. «Es gelang, die Niederlage in Grenzen zu halten, die zweite Halbzeit konnten wir vom Ergebnis sogar ausgeglichen gestalten», fand Post-Trainer Christian Prokop positive Aspekte nach der dritten Niederlage seines Teams im dritten Spiel der Saison.

Handball-Legenden trafen sich am Rande
Bei der Wiederbelebung des alten Derbys trafen am Rande zwei Handball-Legenden aus beiden Lagern zusammen: Rainer Osmann, der als Spieler und Trainer Eisenacher Handballgeschichte maßgeblich mit schrieb, und Hannes Eichhorn, ehemaliger DDR-Nationalspieler, später Erstliga-Schiedsrichter und heute Pressesprecher des SV Post Schwerin. Beide hatten sich natürlich einiges zu erzählen und mancher Satz begann mit «weißt Du noch».

Pokalkracher: ThSV Eisenach empfängt Erstbundesligist Frisch Auf Göppingen
Zu Wochenmitte sind beide Mannschaften im DHB-Pokal gefordert. Der ThSV Eisenach empfängt bereits am Dienstag, 20.09.2011 um 20.00 Uhr Frisch Auf Göppingen, will als Außenseiter dem Erstbundesligisten einen beherzten Fight liefern. Eintrittskarten sind im Vorverkauf zum Preis von 13 € (Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren 8,00 €), bei freier Platzwahl, in der ThSV-Geschäftsstelle und in der HME-Tankstelle erhältlich. Tickets sind natürlich auch am Spieltag an der Tageslasse erhältlich. Der ThSV Eisenach weist darauf hin, Dauerkarten haben im DHB-Pokal – also am morgigen Dienstag – keine Gültigkeit.

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Furioser Zwischenspurt zur Spielentscheidung vor der Pause
Die Eisenacher begannen in der erwarteten Startformation, lediglich die Besetzung der Torhüterposition überraschte. Der junge Stanislaw Gorobtschuk zeigte jedoch den Zuschauern, weshalb er den Vorzug erhalten hatte. Er musste zwar bereits nach 29 Sekunden den Treffer zum 0:1 (Riha) kassieren, zeigte sich im Spielverlauf stellungssicher und reaktionsschnell, sendete mit einem abgewehrten Siebenmeter (7.) ein wichtiges Signal an seine Vorderleute. Adrian Wöhler traf per spektakulären Rückhandtreffer im Fallen zum 2:1 (2.). «Im Angriff hatten wir in der ersten Viertelstunde einige Probleme, da stimmten die Abläufe nicht», konstatierte Adalsteinn Eyolfsson. Mancher Angriffszug «zerschellte» da noch an der großgewachsenen bulligen Abwehr der Mecklenburger. Der ThSV Eisenach versuchte über Tempoforcierung die Abwehr der Gäste in Bewegung zu bringen. Der listig zur Kreismitte eingelaufene Nick Heinemann versenkte zum 5:4 (9.) und vollendete wenig später per Tempogegenstoß zum 6:4 (10.). Im Doppelpack glich Schwerins Bester, Regisseur Moritz Weltgen, zum 6:6 (12.) aus. Der letztmalige Gleichstand. Auf Seiten des ThSV Eisenach kam nun Duje Miljak zu seinem Heimdebüt, löste den durch Aduktorenprobleme gehandicapten Girts Lilienfelds im rechten Rückraum ab. Ein furioser Zwischenspurt war eingeläutet, der praktisch die Spielentscheidung brachte. Duje Miljak traf gleich zum 7:6 (16.). Daniel Luther nutzte eine Balleroberung seiner Mannen zum 8:6 (17.). In Überzahl bugsierten die Gäste das Leder ins Seitenaus und im Gegenzug netzte Duje Miljak auf Zuspiel von Roel Adams vom Kreis (!) zum 9:6 ein (19.). Der THSV Eisenach war so richtig auf Betriebstemperatur, die Gäste waren beeindruckt, konsterniert und ratlos «Wir entwickeln einfach zu wenig Druck von den Halbpositionen», bezeichnete Christian Prokop das Hauptmanko seiner Offensive. Schwungvoll die Eisenacher. Kapitän Benjamin Trautvetter verwertete ein Kaluzinski-Zuspiel zum 10:7 (22.). Tomas Sklenak legte zu Eryk Kaluzinski ab, der aus dem linken Rückraum zum 11:7 (24.) einnetzte. Beifall von den Rängen für ein Solo Marke Sklenak zum 12:7 (25.). Der eingewechselte Post-Kapitän Stephan Riediger fand in Eisenachs Keeper Stanislaw Gorobtschuk seinen Meister (26.). Hingegen klingelte es weiter im Schweriner Gehäuse: Adrian Wöhler ins kurze Eck von Linksaußen zum 13:7 (26.), Benjamin Trautvetter vom Kreis zum 14:7 (29.) und der mustergültig freigespielte Tomas Sklenak zum 15:7-Pausenstand. Die Halbzeitsirene kam den Gästen sehr willkommen.
Doch 15 Sekunden nach Wiederanpfiff nutzte Benjamin Trautvetter ein Zuspiel von Duin Miljak zum 16:7. Dann kaufte Stanislaw Gorobtschuk im großen Stil Schwerins Tomas Riha das Leder ab (34.). Daniel Luther marschierte im ICE-Tempo zum 18:9 (36.). Technisch gekonnt, der gefühlvolle Heber von Nick Heinemann zum 19:10 (37.). Wenig später dann die erstmalige 10-Tore-Differenz (20:10, Sklenak, 38.). Duje Miljak überzeugte als Vorlagengeber für alle drei Kreisspieler. Es spricht für die Gäste, dass sie nach dem 24:13 (43.) nicht den Kopf in den Sand steckten, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter Paroli boten. In Unterzahl narrte Tomas Sklenak die Post-Defensive zum 27:18 (52.). ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson wechselte munter durch. Philipp Lindner, gerade auf das Spielfeld gekommen, traf auf Luther-Vorlage zum 29:19 (55.). Nach Regelwidrigkeit an ihm verwandelte Tomas Sklenak von der Siebenmeter-Linie zum 30:21 (59.). Der erste Doppelpunktgewinn des ThSV Eisenach in der neuen Liga war längst Gewissheit. Die Art und Weise macht Appetit auf mehr…..!

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil; Trautvetter (5), Sklenak (10/5), Wöhler (2), Luther (2), Miljak (3), Kaluzinski (2), Adams, Schiffner (1), Heinemann (4), Lilienfelds, Lindner (1)

SV Post Schwerin: Wetzel, Levshin; Weltgen (7/3), Riediger, Vanek, Rauch, Riha (5), Heinze (2), Murawski (2), Thormann (3), Chantziaras (2), Wirt (1)

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 4 x 2 Min. – SV Post Schwerin 5 x 2 Min.

Siebenmeter: ThSV Eisenach 5/5 – SV Post Schwerin 4/3

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