„Ich bin überzeugt, das wir gute Leute verpflichtet haben“

Trainer Velimir Petkovic ist mit dem neuformierten ThSV Eisenach in die Saisonvorbereitung eingestiegen

Handball-Erstbundesligaaufsteiger ThSV Eisenach ist wieder ins Training eingestiegen, bereitet sich mit großer Intensität auf das Unternehmen Klassenerhalt vor. Zum Saisoneröffnungstreffen im vom ThSV-Gönner Josco Renic geführten Restaurant „Sophienaue“ gab es viele neue Gesichter. Langgediente, wie Tomas Sklenak, Girts Lilienfelds und Stanislaw Gorobtschuk sind nicht mehr dabei.  Die Spieler beäugten sich erst einmal untereinander und auch die Vorstandsmitglieder hatten Mühe bei der Orientierung. Der ThSV Eisenach vollzog den größten Personalwechsel seiner Geschichte. Aktuell stehen 8 Abgängen 9 Zugänge gegenüber. Neu im Bundesligaaufgebot der Wartburgstädter stehen die Torhüter Jan Redwitz (vom TV Neuhausen), Svetislav Verkic (von Tatran Presov) und Markus Römer (aus dem eigenen Nachwuchs, in der Vorsaison im Oberligateam der Männer) sowie die Feldspieler Patrik Hruscak (vom HC Empor Rostock), Dirk Holzner (von der HG Saarlouis), Tomas Urban (von Tatran Presov), Bogdan-Andrei Criciotoui (von der TSG Ludwigsburg-Friesenheim), Azat Valiullin (von Lokomotive Celyabinsk), Olafur Bjarki Ragnarsson (vom TV Emsdetten) Dusko Celica (von RK Zagreb) und der aus dem eigenen Nachwuchs aufgerückte 18-jährige Hannes Iffert. Per Arbeitsgericht wird in der nächsten Woche geklärt, wohin die Wege von Aivis Jurdzs führen. Der SC DHfK Leipzig führt den Rückraumspieler bereits als Neuzugang. Der ThSV Eisenach sieht den 31-Jährigen vertraglich an sich gebunden und hat dessen „Arbeitskraft“ zum Training auch eingefordert. Erschienen ist Aivis Jurdzs freilich nicht.

Aufgrund der Umbaumaßnahmen für eine provisorische Tribüne kann derzeit in der Werner-Aßmann-Halle nicht trainiert werden. Improvisieren ist angesagt, dazu gehört das Ausweichen in die alte kleine Jahnsporthalle, vor 40 Jahren – heute kaum zu glauben – Heimspielstätte von Motor Eisenach in der höchsten Spielklasse der DDR.

Auf Trainer Velimir Petkovic wartet eine gewaltige Aufgabe, vielleicht die schwerste seiner Trainer-Kariere. Er selbst wiegelt freilich ab. Wir sprachen mit dem Trainerhaudegen, der letzten Sonntag, einen Tag vor dem Trainingsauftakt, seinen 59. Geburtstag feierte.

Wo setzten Sie mit Ihrem neuformierten Team im Training der nächsten Tage die Schwerpunkte?
Wie stets zur Saisonvorbereitung steht Athletik im Mittelpunkt. Wir haben viele neue Spieler, daher kann es auch zu Beginn nicht nur um Fitness gehen. Parallel werden wir Technik und Taktik ins Trainingsprogramm nehmen, um die Neuzugänge zu integrieren. Wir müssen eine Mannschaft mit dem entsprechenden System aufbauen.

Welches Hauptaugenmerk, welche Prämissen setzten Sie bei der Auswahl der Neuverpflichtungen?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, Athletik spielt in der 1. Handballbundesliga eine große Rolle. Wir haben unser Aufgebot „vergrößert“, gute große und zugleich schnelle Kerle geholt. Die Spieler benötigen ganz viel Kraft, um sich im harten Bundesligaalltag nicht nur zu behaupten sondern um sich durchzusetzen. Ganz wichtig sind die handballerischen Qualitäten. Ich bin davon überzeugt, dass wir gute Leute verpflichtet haben. Für uns alle, die Jungs selbst, den Verein und die riesige Anhängerschar ist es natürlich wichtig, wie schnell wir zu einer funktionierenden Mannschaft zusammenwachsen.

Wie sieht Ihre Spielphilosophie aus?
Da hat Velimir Petkovic ganz klare Vorstellungen: aus einer guten stabilen Deckung schnell nach vorn spielen und so leichte Tore erzielen. Verbessern wollen wir unbedingt unser Spiel über die Außen. In der vergangenen Saison haben wir bereits gute Außen gehabt, diese erfolgreich in Szene zu setzen, bedarf es der entsprechenden Rückraumspieler. Daran werden wir arbeiten, ebenso an der schnellen Mitte und der zweiten Welle. In der Rückrunde der Vorsaison haben wir das bereits gut praktiziert. Doch das war in der 2. Liga. Wir spielen nun eine Stufe höher, müssen uns in allem verbessern, in allem steigern. Ganz harte Arbeit steht vor uns. Ich bin überzeugt, wir schaffen das!

Hand aufs Herz, mit 9 (!) Neuzugängen stehen Sie vor einer gewaltigen Herausforderung, der schwersten Aufgabe in Ihrer langen und erfolgreichen Trainerlaufbahn?
Nein. Oft war und ist es so, dass zum Saisonwechsel personelle Änderungen vorgenommen werden, drei bis fünf neue Spieler verpflichtet werden. Neue Spieler zu integrieren gehörte also stets zu meinen Aufgaben. Neue Spieler zu integrieren ist aber nicht die alleinige Aufgabe des Trainers, sondern ebenso der Neuzugänge selbst. Die Sprache, das Sprechen und Hören, spielt eine große Rolle. Einige Neuzugänge haben bereits an der deutschen Sprache gearbeitet, intensive Deutsch-Kurse stehen in den nächsten Tagen an, damit sie ganz rasch Handballbegriffe verstehen und sprechen.

Das fordert ja geradezu die Frage heraus: Welche Sprache wird künftig in der ThSV-Kabine gesprochen?
In unserer Kabine wird deutsch gesprochen. Daran ändert sich nichts! Jeder Neuzugang muss ganz intensiv daran arbeiten. Einige hatten schon im Vorfeld „Hausaufgaben“ bekommen, sodass sie nicht bei Null anfangen.

In der Saison 2015/2016 wird es für den ThSV Eisenach „echte Heimspiele“ geben, durch eine zusätzliche provisorische Tribüne an der zweiten Längsseite gab die HBL-Führungsetage grünes Licht für die über 3.000 Zuschauer fassende Werner-Aßmann-Halle. Wie wichtig ist das für Sie als Trainer und die gesamte Mannschaft?
Das ist sportlich und wirtschaftlich von enormer Bedeutung. Über diese Nachricht habe ich mich während meines Urlaubs am meisten gefreut. Dank an alle, insbesondere die Verantwortlichen unseres Vereins, dass dies möglich wurde, schließlich muss der ThSV Eisenach sämtliche Kosten – und die sind nicht unerheblich! – ganz alleine stemmen!  Heimspiele in der Werner-Aßmann-Halle, das  ist wichtig für die Stadt Eisenach, die gesamte Region, unseren Verein, unsere Sponsoren und natürlich unsere Fans!  Unser Publikum, unsere Fans sind famos, peitschen uns nach vorne, unterstützen uns ebenso in schwierigen Phasen, einfach einzigartig das Fluidum Werner-Aßmann-Halle! Mit diesem Pfund wollen wir wuchern!

Danke für das Gespräch!

Titelfoto: Velimir Petkovic stets „unter Strom“

Foto: Hannes  Iffert ist aus dem eigenen Nachwuchs aufgerückt

Foto: Aus dem Saarland ins Thüringische: der torgefährliche Linksaußen Dirk Holzner (hier noch im Trikot der HG Saarlouis)

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