Ich komme nur als Zuschauer

Im Interview: Dragan Jerkovic, einst im Tor des ThSV Eisenach, jetzt im Kasten des TV Bittenfeld-Stuttgart

Von 2001 bis Februar 2005 trug Dragan Jerkovic das Trikot des ThSV Eisenach. Der Keeper wechselte für wenige Monate  zum SV Post Schwerin. Weitere Stationen: Juni 2005 bis 2006: RK Agram Medvescak Zagreb, von 2006 bis 2007 Kadetten Schaffhausen, von 2007 bis 2009 RK Zagreb, 2009 bis 2010 FC Porto, 2010 bis 2013 US Creteil. Im Sommer erfüllte sich sein Wunsch auf eine Rückkehr nach Deutschland. Der TV Bittenfeld nahm den Routinier unter Vertrag. Da es mit Torhütern ähnlich wie mit dem Wein ist, mit den Jahren immer besser, ist der am 8. Dezember dieses Jahres das 40. Lebensjahr vollendende Dragan Jerkovic die Nummer 1 beim TV Bittenfeld-Stuttgart.

Wir sprachen im Vorfeld der heutigen Partie mit dem symphatischen Sportsmann:
Werden wir Sie in Eisenach im Tor des TV Bittenfeld-Stuttgart sehen?
Ich habe mir am 4. September einen Mittelhandbruch zugezogen, wurde am 10. September operiert. Ich komme nach Eisenach, aber nur als Zuschauer. Schade für den TV Bittenfeld-Stuttgart und mich, Glück für den ThSV Eisenach. Ich hoffe, ich kann am 30.Oktober zur Partie gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke insa Tor zurückkehren.
Sie waren einige Jahre nicht in Deutschland aktiv. Wie hat sich die Bundesliga verändert?
Ja, ich spiele nach 10 Jahren wieder in Deutschland. Die DKB Handball-Bundesliga ist weiterhin die stärkste Liga der Welt. Vor 10 Jahren war die Gesamtqualität aufgrund mehrer Weltklasse-Spieler, wie Stefan Lövgren, Kyung-Shin Yoon, Stefan Kretzschmar, Nenad Perunicic, Olafur Stefansson, Markus Bauer und Daniel Stephan vielleicht etwas höher. Aber es ist für mich überaus interessant, wieder in Deutschlands höchster Liga zu spielen. Festzustellen ist, der Handball hat in dieser Liga an Schnelligkeit und Dynamik noch zugelegt. Das ist die Veränderung gegenüber vor zehn Jahren.
Wie lebt es sich mit der Familie in der neuen Umgebung, in Schwaben?
Ich fühle mich in meiner neuen Umgebung in Schwaben sehr wohl. Einziges Manko: Meine Familie wohnt in Zagreb. Meine Frau Ivana hat einen guten Job, meine Kinder Lucija (13 Jahre) und Lea (9) gehen in Kroatien zur Schule.
Wie ist die Stimmung in der Mannschaft nach 11 absolvierten Punktspielen mit 3 Punkten?
Wir wollten zum jetzigen Zeitpunkt mehr Punkte auf der Plusseite haben. Wir haben viele Verletzte zu beklagen, das dämpft die allgemeine Stimmungslage. Wir hoffen und glauben fest daran, den Ligaerhalt in der DKB Handball-Bundesliga zu schaffen!
Wo sehen Sie Stärken, wo den größten Nachholbedarf beim TVB?
Unsere Stärken? Ich hoffe, die wird man in Eisenach sehen…!
Für den TV Bittenfeld-Stuttgart und den ThSV Eisenach ein ganz wichtiges Spiel am Samstag. Wie geht Ihre Mannschaft in die Partie? Wie sieht es personell aus?
Spiele gegen direkte Mitkonkurrenten – wie ThSV Eisenach, HBW Balingen-Weilstetten, TBV Lemgo, TuS Nettelstedt-Lübbecke –  sind besonders bedeutungsvoll. Das Match am Samstag trägt für beide Mannschaften eine ganz große Bedeutung! Aus meiner Sicht, die Favoritenrolle trägt der ThSV Eisenach. Weshalb? Die das Team beflügelnde einmalige Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle!

Der sportliche Werdegang von Dragan Jerkovic
Dragan Jerković debütierte für RK Brodomerkur Split in der ersten kroatischen Liga und wechselte später zu RK Metković Jambo. Zwar schaffte er es mit seinem Verein nie, an Serienmeister RK Zagreb vorbeizukommen, dafür gewann er allerdings 2000 den EHF-Pokal und zog 2001 noch einmal ins Finale dieses Wettbewerbs ein. Eben 2001 entschied er sich, in die deutsche Handball-Bundesliga zum ThSV Eisenach zu wechseln. Mit den Thüringern stand er aber stets im Keller der Tabelle, bis das Team 2004 schließlich abstieg. Nach einem halben Jahr in der zweiten Liga wurde Jerković im Februar 2005 an den Erstligisten SV Post Schwerin abgegeben, mit dem er ebenfalls abstieg. So kehrte er im Sommer 2005 in seine Heimat zurück und schloss sich dem RK Agram Medveščak Zagreb an. Nach einem Jahr bei den Hauptstädtern heuerte er 2006 beim Schweizer Erstligisten Kadetten Schaffhausen an, wo er Meister, Pokalsieger und Supercupsieger wurde. 2007 wurde er vom finanziell erstarkten kroatischen Serienmeister RK Zagreb verpflichtet, mit dem er 2008 die Meisterschaft gewann. Ab dem 4. Januar 2009 spielte er für den portugiesischen Verein FC Porto, mit dem er 2009 und 2010 die Meisterschaft gewann. Zur Saison 2010/11 unterschrieb Jerković einen Vertrag beim französischen Zweitligisten US Créteil. 2013 verließ er Créteil. Am 24. Januar 2014 nahm ihn der TV Bittenfeld unter Vertrag.
Dragan Jerković hat 65 Länderspiele für die kroatische Männer-Handballnationalmannschaft bestritten. Mit seinem Land gewann er die Mittelmeerspiele 1997 in Bari. Bei der Handball-Weltmeisterschaft der Herren 2007 in Deutschland war er aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls von Stammtorhüter Vlado Šola Nummer 1 seines Teams; am Ende belegte Kroatien aber nur den 5. Platz. Bei der Handball-Europameisterschaft 2008 in Norwegen wurde er mit seinem Land Vize-Europameister.

Titelfoto: Dragan Jerkovic im Tor des ThSV Eisenach

Foto: Dragan Jerkovic (re.) wird im Februar 2005 vom ThSV Eisenach verabschiedet. v.l. Barbara Schwabenthal, Geschäftsführerin der ThSV-Marketing GmbH, Günter Oßwald, Vorsitzender des Aufsichtsrates der ThSV-Marketing GmbH, Gerhard Sippel (Präsident des ThSV Eisenach). Minutenlange standing Ovations begleiteten die Zeremonie in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle

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