Im Hexenkessel kühlen Kopf bewahrt

In der vergangenen Spielserie trennten sich der ThSV Eisenach und Frisch Auf Göppingen jeweils 25:25 Unentschieden. Der 3. Vergleich um Erstligapunkte endete ebenso mit einem Patt. Nach einer dramatischen Partie in der Göppinger Hohenstaufenhalle hieß es am Sonntagabend 24:24. Im Hexenkessel mit fanatischen 3500 Zuschauern, behielt der ThSV Eisenach einen kühlen Kopf und entführte einen wichtigen Pluspunkt.
Kühle Köpfe in hitziger Atmosphäre behielten aber auch die Schiedsrichter Rainer und Bernd Methe aus Vellmar. Wegen zahlreicher Unterbrechungen mussten sie beide Spielhälften jeweils auf nahezu 50 (!) Minuten ausdehnen und die Wartburgstädter erneut auf Till Bitterlich verzichten. Dessen Maske zum Schutz seiner lädierten Nase fand nicht das Wohlgefallen der Schiedsrichter.

ThSV mit Schwächen vom Punkt
Die Gastgeber schienen nach dem glücklichen Heimremis gegen Schlusslicht Minden verunsichert. Die Eisenacher angelten sich zwei Bälle aus den Göppinger Reihen, Martin Reuter und Sergio Casanova vollendeten zum 0:2 (3.). Die Hausherren fanden aber recht schnell zu geordnetem Spiel. Eisenachs Anspielversuche zur Kreismitte misslangen. Sie waren stattdessen Ausgangspunkt für Tempogegenstöße. Ein Doppelschlag von Göppingens wuchtigem Marc Nagel führte zum 4:2 (10.). Kurz zuvor hatte der indisponiert agierende Stephan Just den ersten Strafwurf für Eisenach nicht im Kasten untergebracht. Nach dem 5:3 (11.) verließ Dragan Jerkovic, bis dahin keine Hand an das Leder bekommend, für Kasten Lehmann das Eisenacher Gehäuse. Der 30-jährige Keeper schwang sich bis zur Schlusssirene zu einer tollen Leistung auf, kaufte den Hausherren mehrere Bälle aus Nahdistanz in großer Manier ab.
Karsten Wöhler zerrte Linksaußen an den Ketten. Nach einer Steilvorlage von Schlussmann Lehmann konnte er nur regelwidrig gebremst werden. Der kalt von der Bank gekommene Stephane Joulin, der junge Ronny Göhl erhielt auf Rechtsaußen den Vorzug, verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 6:6 Ausgleich (16.). Auf Göppinger Seite war der Ex-Eisenacher Jörn Schläger (mit lockigem Haar und Stirnband) ins Spiel gekommen und übernahm vom angeschlagenen Marc Nagel die Regieposition. Auch Eisenach wechselte auf der «Königsposition». Jonny Jensen, bis dato nur für Abwehraufgaben dabei, verlieh dem Eisenacher Angriffsspiel gefährlicheren Zuschnitt. Er selbst sorgte mit Schlagwürfen für das 6:7 (17.) und, nach dem Göppinger Ausgleich durch Jörn Schlägers einzigem Treffer, für das 7:8 (18.). Zwei Lehmann-Glanztaten gingen dem 7:9 (21.) durch den solide aufspielenden Ronny Göhl voraus.

Karsten Lehmann sicherer Rückhalt
Göppingen fightete verbissen. Der aus Lemgo gekommene Abwehrrecke Lars-Henrik Walther lieferte sich messerscharfe Duelle mit Eisenachs Jonny Jensen. Nach einer Rangelei stempelten die 3500 auf den Rängen Eisenachs Jonny Jensen zum Buhmann, begleiteten jeden Ballkontakt mit einem gellenden Pfeifkonzert. Göppingens Dragos Oprea gelang in Kempa-Manier der 9:9-Ausgleich (24.). Den Göppinger Führungstreffer (Morgant, 10:9, 26.) egalisierte Sergio Casanova durch einen an ihm selbst verwirkten Strafwurf, ließ sich von wütenden Protesten der einheimischen Zuschauer nicht beeindrucken. In der Schlussminute scheiterte der Spanier jedoch beim Stand von 12:10 vom Punkt an Göppingens Torhüter Jaume Fort. Von 7 Strafwürfen konnten die Eisenacher in der ersten Halbzeit 3 nicht verwandeln (Just, Joulin, Casanova). Doch auf der Gegenseite blieb auch Eisenachs Karsten Lehmann im Siebenmeterduell gegen Göppingens heißblütigen David Szlezak siegreich.

Romanesen und Casanova setzten Glanzpunkte
Nach Wiederanpfiff stellte Göppingens Abwehrblock ein frühzeitiges Stopp für Eisenachs Angriffszüge. Zwei Vildalen-Fehler bestrafte David Szlezak gar mit den Treffern zum 14:10 (33.). Die Hausherren wähnten sich beim 15:11 (Souza, 36.) auf der Siegerstraße. Doch Eisenachs Coach Peter Rost reagierte goldrichtig. Er schickte Jonny Jensen für Stephan Just an die Kreismitte, Elmar Romanesen kam in den rechten Rückraum. Eisenachs Angriffsmotor erhielt Tempo und Präzision. Sergio Casanova, mit 8 Treffern erfolgreichster Werfer, war nicht mehr zu stoppen. Leichtfüßig und kraftvoll ließ er die Göppinger Abwehr aussteigen. Romanesen, einst in Göppingen am Ball, brachte die Eisenacher mit seinen Treffern aus dem Rückraum zurück ins Spiel. Casanova markierte den Anschlusstreffer (19:18, 45.). Eisenachs Abwehr hatte das «Strickmuster» Göppinger Angriffszüge erkannt. Jörn Schläger legte für Publikumsliebling Bruno Souza auf. Das wurde resolut unterbunden. Nach einem Foul an Ronny Göhl behielt der insgesamt blass bleibende Preben Vildalen vom Punkt die Nerven, versenkte zum 19:19 (47.). Ein fulminanter Schlagwurf von Elmar Romanesen sorgte für das 19:20 (49.). Ein Ballgewinn von Abwehrfuchs Eric Amalou brachte nichts Zählbares.
Stattdessen musste der große Kämpfer Jonny Jensen nach brutalem Einsteigen von Lars Henrik Walther verletzt das Parkett verlassen. Der dadurch wieder die Kreisposition einnehmende Stephan Just bekam endlich ein Zuspiel zu fassen und traf zum 20:22 (52.).

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Dramatische Schlussphase
Eine Schlussphase mit Spannung und Dramatik pur folgte. Ein offener Schlagabtausch beider Teams begeisterte. Dragos Oprea gelang der Ausgleich zum 23:23 (55.Min.). 3500 jubelten. Sekunden später jubelte die kleine blau-weiße Anhängerschar aus Thüringen. Elmar Romansen wuchtete mit seinem 4. Treffer zum 23:24 ein. Erneut war es Dragos Oprea, der vom Kreis für den Ausgleich sorgte (24:24, 57.Min.). Die Atmosphäre in der Hohenstaufenhalle wurde hitziger und giftiger. Die Unparteiischen hatten Mühe bis zum Schlusspfiff – und darüber hinaus, die Gemüter zu beruhigen. Sie taten es mit Bravour. Beide hatten Gelegenheiten zum spielentscheidenden Treffer. Beide Schlussleute ließen sich jedoch nicht noch einmal bezwingen. In den Schlusssekunden tauchte Elmar Romanesen mutterseelenenallein vor Göppingens Keeper Jaume Fort auf. Der 36-jährige blieb jedoch Sieger. Mit einem den Leistungen gerecht werdenden 24:24 Remis endete die Partie.

STATISTIK
Frisch Auf Göppingen: Fort, Kehle; Kraus, Oprera (4), Morgant (2), Souza (4), Seitner (1), Schläger (1), Wulff (2), Szlezak (6/1), Nagel (3), Walther, Knezevic (1/1)
ThSV Eisenach: Jerkovic (1.-11.), Lehmann (11.-60.); Romanesen (4), Wöhler, Joulin (3/3), Amalou (1), Vildalen (1/1), Reuter (2), Jensen (2), Just (1), Göhl (2), Casanova (8/1)
Zeitstrafen: Göppingen 4 x 2 Min. (Walther 2 x 2 Min., Schläger, Wulff je 2 Min.); Eisenach 2 x 2 Min. (Vildalen, Göhl je 2 Min.)
Siebenmeter: Göppingen 4/2 (Szlezak scheitert an Lehmann, Knezevic neben den Kasten); Eisenach 8/5 ( Joulin verwandelt 3 mal, Vildalen und Casanova verwandeln je 1 mal; Joulin, Just, Casanova scheitern je 1 mal an Fort)
Schiedsrichter: Methe/Methe (Velllmar)
Zuschauer: 35000

TRAINERSTIMMEN:
Peter Rost (ThSV Eisenach):
Am Ende stand eine gerechte Punkteteilung. Mal war Göppingen oben auf, mal der ThSV Eisenach. Beide hatten die Chance, den Sack zu zu binden . Beide versäumten es. Elmar Romansen hat uns mit seinen Treffern in der 2. Halbzeit ins Spiel zurückgebracht. Er hat damit allen Skeptikern gezeigt, wie wertvoll er für den ThSV Eisenach ist. Ich nehme es ihn in keinster Weise übel, dass er den letzten Ball Sekunden vor Ultimo nicht untergebracht hat. Wir haben 14 nahezu gleichwertige Spieler. Nur sechs Feldspieler stehen jeweils auf dem Parkett. Nicht jeder kommt da zu langen Einsatzzeiten. Elmar Romanesen bekommt wie jeder andere, entsprechend seiner Form, diese Einsatzzeiten. In Göppingen hat er sie hervorragend genutzt.

Christian Fizek (Frisch Auf Göppingen):
Wir haben binnen 3 Tagen das zweite Heimspiel nicht verloren, aber auch nicht gewonnen. In der Endabrechnung dieser Woche fehlen uns zwei Pluspunkte. Angesichts der Riesenchance für Eisenach unmittelbar vor dem Abpfiff müssen wir uns wohl sogar über den Punkt freuen. Allerdings, mit der Unterstützung unseres phantastischen Publikums haben wir im Rückstand eine tolle Moral und gegenüber dem Minden-Spiel eine klare Leistungssteigerung bewiesen. In der Deckung erreichten wir die größten Zuwachsraten. Wir versäumten es, die Big Points zu setzen, um als Sieger das Parkett zu verlassen. Die Leistung lässt jedoch für die nächsten Wochen hoffen.

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