Kampf ohne Lohn

ThSV Eisenach steckt nach 0:4 Punkten am Doppelspiel-Wochenende im Tabellenkeller fest / Auch bei Aufsteiger Dresden am Ende mit leeren Händen
Es wurde nichts mit der Trendwende. Eine Woche nach dem über weite Strecken souveränen 32:27-Erfolg beim HC Rhein Vikings kassierte der ThSV Eisenach am Doppelspieltag zwei Niederlagen. Dem 27:29 in eigener Halle gegen den HSC Coburg folgte ein 27:30 beim HC Elbflorenz Dresden. Der Traditionsverein von der Wartburg sitzt mit nur 4 Pluszählern im Tabellenkeller fest.

Rote Karten als Knackpunkte
Duplizität beider Spiele: Das vorzeitige Aus für Leistungsträger durch umstrittene Schiedsrichterentscheidungen vor Beginn der Schluss-Viertelstunde. Die Knackpunkte! Im Heimspiel gegen den HSC Coburg verhängte das Schiedsrichtergespann Kern/Kuschel  gegen  Rückraum-Shooter Matthias Gerlich, bis dahin 7 Treffer gegen seinen Ex-Verein, die dritte Zeitstrafe.

Das war natürlich eine Hypothek, bekannte Jan Gorr, der Trainer des HSC Coburg.

In der erstmals ausverkauften BallsportArena Dresden hatte Duje Miljak gerade zur 19:18-Führung für die Wartburgstädter eingenetzt, soll beim Zurücklaufen (Er ist bekanntlich nicht der Schnellste.) durch den Mittelkreis gelaufen sein. Ronny Dedens und Nico Deckert, die Spielleiter, sahen dies als strafwürdiges Vergehen und schickten mit der 3 Zeitstrafe Eisenachs Abwehrchef vom Parkett.

Das war die ausschlaggebende Szene. Nach vorn spielten wir zwar weiter sehr effektiv, aber in der Abwehr gelang es uns nicht mehr, die Bälle zu erobern, konstatierte Eisenachs Trainer Christoph Jauernik. Die rote Karte für Duje Miljak, kostete der Eisenacher Abwehr an Stabilität, in der Folge wohl auch Körner, die im Angriff fehlten, konstatierte Timi Meinl, vor 10 Jahren im Tor des ThSV Eisenach, jetzt Torwarttrainer beim HC Elbflorenz Dresden.

Trotz packenden Fights, vieler erfolgreich praktizierter taktischer Kniffe und ganz viel Leidenschaft, die Wartburgstädter reisten mit leeren Händen zurück, belegen nach 13 von 38 Spieltagen einen Abstiegsplatz. Das ist die bittere Wahrheit.

Stimmgewaltiger blau-weißer Block
Erstmals zu einem Handballspiel war die modernsten Ansprüchen genügende BallsportArena mit 2.581 Zuschauern ausverkauft. Darunter auch, Karsten Knöfler, im Vorjahr Trainer des Jugendbundesligateams des ThSV Eisenach, jetzt Coach der Erstliga-Frauen des HC Röderthal, und Jürgen “Bongo“ Beck, der Aufstiegskapitän des ThSV Eisenach aus dem Jahr 1997. Der Gästeblock war in blau-weiß getaucht, inklusive einer riesigen Bockfahne. Die Fans von der Wartburg unterstützten ihr Team von der ersten bis zur letzten Sekunde. Nach dem Abpfiff eilten Luther, Redwitz, Schliedermann & Co. sofort zu den eigenen Anhängern, um sich für die famose Unterstützung zu bedanken.

Taktische Variante mit 7 Feldspielern erfolgreich
Der ThSV Eisenach, mit Adrian Wöhler auf Links- und Willy Weyhrauch auf Rechtsaußen, Matthias Gerlich, Marcel Schliedermann und Alexander Saul im Rückraum, Justin Mürköster am Kreis (von Duje Miljak zu Abwehraufgaben abgelöst) sowie Jan-Steffen Redwitz im Tor, startete mit ganz viel Leidenschaft in der Abwehr. Matthias Gerlich und Alexander Saul zogen platziert aus dem Rückraum ab (3:3, 7. Min.). Jan-Steffen Redwitz kaufte dem Ex-Eisenacher Patrik Hruscak das Leder ab (9.). Um die spielerische Komponente zu erhöhen kam Ibai Meoki auf der zentralen Angriffsposition. Doch die Gastgeber schlossen konsequent zum 8:3 ab (13.), profitierten von Fehlwürfen und Abspielfehlern der Gäste. ThSV-Coach Christoph Jauernik rief seine Mannschaft zusammen, ging volles Risiko, setzte bei Ballbesitz auf den zusätzlichen Feldspieler.

Mit seinem taktischen Schachzug, 7 gegen 6 zu spielen, hat uns Eisenachs Trainer Christoph Jauernik vor erhebliche Probleme gestellt. Ehrlich, wir hatten keine Antwort darauf, gestand Timo Meinl aus dem Trainerteam der Sachsen.

Ballstafetten zum Kreis (zu Justin Mürköster) sowie Balleroberungen mit Gegenstößen durch Willy Weyhrauch abgeschlossen, führten zum 8:8 (19.). Die Gastgeber wechselten ihr Personal. Roman Becvar kam im rechten Rückraum. Ein Qualitätsgewinn. Offensive war auf beiden Seiten Trumpf, ein Tick effektiver durch die Hausherren. Der HC Dresden legte vor, der THSV Eisenach glich aus: 10:10 durch Justin Mürköster (24.), 13:13 durch Hannes Iffert auf Vorlage von Matthias Gerlich (29.). Kurz darauf kassierte Eisenachs Abwehrchef Duje Miljak bereits seine zweite Zeitstrafe. In Überzahl trafen die Gastgeber über Linksaußen zum 14:13-Halbzeitstand.

Sachsen mit Plus auf der Torhüterposition
Auch nach Wiederanpfiff gelangen den Wartburgstädtern, mit Daniel Luther oder Matthias Gerlich im linken Rückraum, Ballgewinne in der Abwehr. Matthias Gerlich fehlte die Fortune im Abschluss. Keeper Mario Huhnstock parierte oder das Leder verfehlte das Gehäuse. Die 6:0-Abwehr der Eisenacher schloss mit viel Einsatz und Leidenschaft die Räume, brachte die Gastgeber immer wieder ins Zeitspiel. Von der Langmut der Spielleiter profitierend, gelang den Dresdnern dennoch der finale und erfolgreiche Wurf. Vielfach schlossen die Hausherren über die Außenpositionen (Dierberg/Buschmann) ab. Duje Miljak kam beim ThSV Eisenach im Angriff als zusätzlicher Feldspieler, rückte mit zum Kreis. Die Gäste operierten phasenweise mit drei Kreisspielern: Justin Mürköster, Hannes Iffert und Duje Miljak. Trainerteam und Spieler waren völlig verblüfft. Mit der 7:6-Variante und nun auch noch mit drei Kreisspielern, das trieb ihnen den Angstschweiß auf die Stirn. Justin Mürküster versenkte ein Gerlich-Zuspiel zum 17:17 (39.). Willy Weyhrauch eroberte sich das Leder und vollendete zum 17:18 (40.). Im weiten Rund war nur noch die Anhängerschar aus Eisenach zu hören. Der sich mal wieder zum Kreis orientierende Duje Miljak traf zum 18:19 (42.). Es folgte die spielentscheidende Szene, mit der dritten Zeitstrafe für den Eisenacher Routinier. Diesen Schock galt es zu verdauen. Die Eisenacher schüttelten sich und fighteten. Marcel Popa kam ins Team, kniete sich gleich in seine Aufgabe. Die Gastgeber nutzten einen geblockten Gerlich-Wurf um das Leder ins leere ThSV-Gehäuse zu zirkeln (22:20, 45.). Die Männer von der Wartburg zeigten sich nicht geschockt. Alexander Saul zog zwei Mal aus dem rechten Rückraum ab (23:22, 49.). Beide Teams wechselten den Torhüter. Hendrik Halfmann kam aus Seiten der Hausherren, Stanislaw Gorobtschuk auf Seiten des ThSV Eisenach. Der eingewechselte Dresdner Schlussmann parierte in der Schlussetappe ganz wichtige Bälle, sorgte mit für ein Plus auf der Torhüterposition. Stanislaw Gorobtschuk und der ab der 55. Minute zurückgekehrte Jan-Steffen Redwitz hingegen bekamen keinen Ball vor der Linie zu fassen.

Kleinigkeiten gaben den Ausschlag, betonte Timo Meinl.

Während Eisenachs Würfe das Ziel verfehlten, eine Beute des Keepers oder geblockt wurden, landeten die Bälle der Sachsen, mehrfach über Rechtsaußen (Buschmann)  vom 25:24 (52.) zum 28:24 (55.) im Netz. Da half kein Aufbäumen. Der 5. Heimsieg von Aufsteiger HC Dresden war eingetütet.

7. Anlauf zum 1. Heimsieg
Der ThSV Eisenach nimmt am Samstag, 18.11.2017 einen neuen Anlauf, um den ersten Heimsieg der Saison zu verbuchen. Eintracht Hagen, gerade im Aufsteigerduell 31:19-Sieger über Eintracht Hildesheim, gastiert in der Werner-Aßmann-Halle

Statistik:
HC Elbflorenz: Huhnstock, Halfmann; Hruščák 3, Jurgeleit 1, Boese 7, Dierberg 6/3, Buschmann 4, De Santis 2, Flödl, Kretschmer, Hoffmann, Greß, Kammlodt 4, Bečvář 1, Quade 2
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz; Iffert 1, Wöhler 1, Meoki, Luther 1, Gerlich 5/1, Miljak 2, Schliedermann 1, Richardt, Streckhardt, Popa, Mürköster 5, Weyhrauch 4, Saul 7
Zeitstrafen: HC Elbflorenz 4 x 2 Minuten  –  ThSV Eisenach 5 x 2 Minuten/ Rot Miljak n. 3.ZS (42.)
Siebenmeter: HC Elbflorenz  3/3  –  ThSV Eisenach 3/4
Schiedsrichter: Dedens/ Geckert
Zuschauer: 2581

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