Kleiner Mann mit großem Kämpferherzen

Rainer Osmann feiert seinen 65. Geburtstag – Der Jubilar blickt auf seine aktive Zeit bei Motor Eisenach zurück

Zwei Namen prägten über Jahrzehnte den Handball unter der Wartburg: Rainer Osmann und Hans-Joachim Ursinus. Letzterer feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Heute vollendet Rainer Osmann das 65. Lebensjahr. Er war Kapitän und Co-Trainer bei Motor Eisenach, später Trainer beim ThSV Eisenach. In den Reihen der legendären Mannschaft der BSG Motor Eisenach sorgte er mit seinem Mannschaftskameraden für Furore, brachte die ungeliebten Sportclubs gehörig ins Schwitzen. Als Trainer stieg er mit dem ThSV Eisenach im Jahr 1997 in die 1. Handballbundesliga auf. Es folgte ein kurzes Trainer-Intermezzo in Erlangen, bevor er viele Jahre als Auswahltrainer in Österreich und danach aus DHB-Trainer der Frauen amtierte. Im Vorjahr verlegte der waschechte „Isenächer“ mit seiner Frau Gudrun den Wohnsitz nach Franken, in die Nähe von Tochter und Enkelkind. Den Handball verfolgt er natürlich weiter mit wachem Auge.

Rainer Osmann gehörte 1969 zur gerade gegründeten Junioren-Mannschaft von Motor Eisenach, Bereits ein Jahr später schaffte er den Sprung in die Erste. Bis 194 gehörte er zum „festen Invenar“, wurde vielfach mit Spezialaufgaben betreut, brillierte mit seinen Abwehrkünsten. Anschließend wirkte er an der Seite von Hans-Joachim Ursinus als Co-Trainer, str sich aus Personalnot aber weiter oftmals das Trikot über. Die politischen Wendejahre 1989/90 brachten auch im Sport erhebliche Veränderungen. Das gerade begonnene Studium an der DHfK Leipzig zeigte keine Perspektiven. Der 40-jährige Rainer Osmann wagte den Schritt in die Selbständigkeit, eröffnete ein Versicherungsbüro. Die in der Wendezeit geknüpfte sportliche Partnerschaft zwischen Motor Eisenach und der HSG Heringen/Obersuhl führte Rainer Osmann als Trainer ins benachbarte Hessen. Mit der HSG Heringen/Obersuhl stieg er in die spielstarke Oberliga auf. Im Jahr 1992 erreichte „Osse“ der Hilferuf seines Heimatvereins, der inzwischen ThSV Eisenach hieß und kurz vor dem Sturz in die Drittklassigkeit stand. ThSV-Präsident Helmut von Moltke, viele Freunde und Spieler (wir Frank Gießler und Dietmar Aust) überzeugten Rainer Osmann zu einer Rückkehr. Der ThSV Eisenach schaffte den Klassenerhalt. In Erinnerung noch heute das legendäre Auswärtsspiel in Dortmund, als zwei Treffer des „Leitwolfes“ Matthias Allonge in der Schlussphase einen hauchdünnen 15:14-Erfolg und den Ligaverbleib sicherten.

Wir sprachen mit Rainer Osmann mit Schwerpunkt über seine Zeit bei Motor und dem ThSV Eisenach. Eine Laudatio auf den Jubilar überlassen wir anderen.

Einen Großteil Ihres Lebens widmeten Sie dem Sport, dem Handball. Was hat Ihnen dieser gegeben?
Er hat mir unwahrscheinlich viel gegeben, in meiner persönlichen Entwicklung als Mensch, aber auch als Sportler. Ich habe hervorragende Persönlichkeiten kennen und schätzen gelernt. Ich habe gerlernt, zu differenzieren zwischenganz oben und ganz untern- und wieder aufzustehen. Ich habe das Kämpfen gelernt.

Welches waren die schönsten, welche die bittersten Stunde des Spielers Rainer Osmann?
In der Jugendzeit habe ich beim Handball viele gute Freunde kennengelernt, zu denen ich noch heute Kontakt pflege. Zur schönsten Zeit als Aktiver gehörte für mich der Sprung in die erste Mannschaft von Motor Eisenach in der höchsten Spielklasse. Bitter waren zwei Abstiege, doch wir kamen postwendend zurück.

Welches waren die schönsten, welches dir bittersten Stunden des Trainers Rainer Osmann während seiner Eisenacher Zeit?
Die Sternstunde bildete der Aufstieg 1997 in die 1. Handballbundesliga. Bittere Stunden gab es auch, über die möchte ich nicht reden.

Wie sieht das Top-Team von Motor Eisenach Ihrer aktiven Zeit aus?
Ich habe 15 Jahre aktiv in der ersten Mannschaft gespielt. Da fällt es ungemein schwer, Namen zu nennen. Ich möchte mich daher auf die Zeit um 1980 beschränken. Ich weiß, ich laufe jetzt Gefahrt, wichtighe Namen zu vergessen, die Aufzählung erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Jochen Mascher, Victor Eiser, Rainer Prill, Karl-Heinz Rost, Steffen Wohlrab, Gerhard Wagner, Lutz Sinke, Jürgen Beck, Gunter Funk, Edmund Nositschka, Lutz Westram,. Rainer Lehmann, Peter Witschel, Stefan Scheidt und auf der Trainerbank Hans-Joachim Ursinus.

Wer war Ihr angenehmster, wer Ihr unangenehmster Gegenspieler?
In beiden Punkte denke ich an Olympiasieger Lotha<r Doering, mit dem ich mir reizvolle Duelle lieferte, was Kampd- und Wortduelle anbelangt. Als angenehm empfand ich 2-Meter-Mann Axel Kählert, der bei einer von mir mehrfach gegen ihn praktizierten Manndeckung ratlos und inaktiv spielte.

Eisenacher Jahnsporthalle und Erfurter Beethovenhalle – was fällt Ihnen bei diesen beiden Sportstätten ein?
Heute kaum vorstellbar. Erstligapunktspiele in der Jahnsporthalle! Mit ihrer Enge, ihrem gesamten Umfeld und den 350 Zuschauern, die sie aus allen Nähten platzenließ (ein Teil der Zuschauer stand zumindest mit einem Fuß im Spielfeld) hat die damalige Motor-Truppe zu einer wahnsinnigen Gemeinschaft geformt. Ein Spieler war für den anderen da, getreu dem Moto der Musketiere: Einer für Alle, Alle für Einen! Mit unbändigem Kampfgeist haben wir hier die Punkte geholt. Das Fluidum in Erfurt war schon ein anderes. Das Sportzentrum lag lag in unmttelbarer Nähe der Halle (Turbine, Rot-Weiß). Das Publikum bestand aus fachkundigen Erfurtern und vielen Eisenachern, die uns zu den „Heimspielen“ nach Erfurt stets in großer Zahl per Zug oder PkW begleiteten, In dieser Mischung entstand ein wunderbares Flair, Zur Kampfkraft gesellte sich bei uns nun auch spielerische Eleganz. Wir lieferten berauschende Spiele. Der Sieg gegen den Europapokalsieger SC Empor Rostock ist sicherlich allen Beteiligten und Augenzeugen noch heute in Erinnerung. Der Ordnung halber sei angefügt, dass wir auch eine Spielzeit unsere „Heimspiele“ in Mühlhausen austragen mussten. Über Jahre stand uns in Eisenach keine erstligataugliche Halle zur Verfügung. Erst 1984 konnten wir in der neuen Halle im Sportzentrum Katzenaue echte Heimspiele austragen.

Titelfoto: Zwei Aufstiegstrainer des ThSV Eisenach: Rainer Osmann (re./ 1997) und Velimir Petkovic (2015), der am 05.07.2015 seinen 59. Geburtstag feierte

Foto: Rainer Osmann als Trainer des ThSV Eisenach

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