Natürlich hat mich kein neues Vertragsangebot gewurmt

Eisenachs Linksaußen Dirk Holzner im Rück- und Vorausblick

Dirk Holzner kam im Sommer 2015 von der HG Saarlouis als Nummer 2 der Torjägerliste  der 2. Handballbundesliga zum gerade in die DKB-Handballbundesliga aufgestiegen ThSV Eisenach. Der Linksaußen wusste, mit Velimir Petkovic erwartet ihn ein Trainer der alten Schule. Dirk Holzner wollte es packen. Der ThSV Eisenach stieg nach der Saison 2015/2016 wieder aus dem Oberhaus ab. Mit fortdauernder Saison hatten sich die Spielanteile von Dirk Holzner reduziert. In der sich anschließenden Spielzeit, nun in der 2. Liga, mit dem jungen Coach Christoph Jauernik, wollte er neu durchstarten. Langzeitverletzungen verhinderten das. Sein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Der 27-Jährige unterzeichnete bei Ligakonkurrent TV Emsdetten einen 3-Jahres-Vertrag.

Wir sprachen mit Dirk Holzner über die Zeit in der Wartburgstadt und seine unmittelbare Zukunft:
Was bleibt bei Ihnen aus der Zeit beim ThSV Eisenach haften, positiv und negativ?
Positiv behalte ich die fantastische Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle, die Fans, das gesamte Umfeld in Erinnerung. Schon während meiner Zeit bei der HG Saarlouis war ich davon fasziniert. Mit dem THSV Eisenach spielte ich  im Vorjahr auswärts in der 10.000 Zuschauer beherbergende Sparkassen-Arena in Kiel. Und wer war deutlich zu hören? Die Fans des ThSV Eisenach! Aber auch die Stadt Eisenach mit ihrem kulturellen Schatz hat mich beeindruckt. Negatives?  Dazu schweige ich lieber.

Sie sind sicher mit anderen Erwartungen von der HG Saarlouis zum seinerzeit in die DKB Handballbundesliga aufgestiegenen ThSV Eisenach gekommen?
Meine Erwartungshaltung war klar. Ich wollte kein Mitläufer sein. Im ersten halben Jahr lief es recht gut, so wie ich es mir gewünscht hatte. Unter ausbleibenden Erfolg litt das Klima im Viel-Nationen-Team einschließlich des Trainers. Sinkendes Selbstbewusstsein im Team, sinkendes Selbstbewusstsein bei mir, es war wie ein Abwärtsstrudel.

Sie verwiesen gerade auf das Mannschaftsklima. Wie empfanden Sie das während Ihrer zweijährigen Zugehörigkeit beim ThSV Eisenach?
Das Erstliga-Jahr war sehr schwierig, im Viel-Nationen-Team. Darüber wurde ja genug kommuniziert. Die Zusammensetzung des Teams hat sich nach dem Abstieg gewandelt. Alle waren der deutschen Sprache mächtig. Viele junge deutsche Spieler kamen mit Ehrgeiz und frischem Schwung. Verständliche Anfangsnervosität gehörte dazu. Das Klima indes war nicht zu vergleichen mit dem frostigen der Vorsaison!

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Wie sehen Sie die gerade zu Ende gehende Saison?
Es war eine von ganz vielen Verletzungen geprägte durchwachsene Saison. Wenn wir nicht so viele Langzeitverletzte gehabt hätten, dann hätten wir – alles hypothetisch. Auch ohne die Vielzahl von Verletzten haben wir gezeigt, was wir drauf haben. Ich verweise auf die 4 Siege in den letzten 5 Punktspielen! Mal durchgerechnet, wir hätten einige Punkte mehr haben können! Ein Blick auf die Tabelle zeigt, trotz der vielen Verletzten, hätten wir eine bessere Platzierung erreichen können.  Über die gesamte Distanz von 38 Spieltagen betrachtet fehlte uns die Konstanz.

Ist der neue Weg des ThSV Eisenach aus Ihrer Sicht richtig?
Ich sehe das ausgesprochen positiv, mit jungen deutschen Spielern was aufzubauen. Ob es gelingt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist ganz viel Geduld nötig. Aktuell agierten die jungen Spieler erfolgreich. Ohne Druck. Man muss abwarten, wie sie sich mit Druck präsentieren. Der junge Torhüter Sebastian Brand ist ein gutes Beispiel; jetzt wurde jeder gehaltene Ball bejubelt. Geduld ist das A und O!

Hat es Sie gewurmt, als Sie über Ihre Nichtverlängerung erfuhren?
Na klar, das hat mich gewurmt! Es ist nicht schön, wenn man erfährt, dass man kein neues Angebot bekommt. Dieses Negativerlebnis galt es schnell abzuhaken, nicht wochenlang sich einen Kopf zu machen. Im Profisport ist das halt so. Ich gehe nicht im Bösen vom ThSV Eisenach. Die Verantwortlichen wollen auf der Linksaußenposition sparen, diese mit jungen Spielern neu besetzen. Das habe ich zu akzeptieren.

Ihnen lagen sicherlich verschiedene Angebote vor, weshalb haben Sie sich für den TV Emsdetten entschieden?
Ja, mir lagen mehrere Angebote vor; eines vom TV Emsdetten. Ich kontaktierte Merten Krings, den Spielmacher des TV Emsdetten, mit dem ich 4 Jahre gemeinsam bei der HG Saarlouis gespielt hatte. Er berichtete mit viel Positives. Auch die Gespräche mit Manager Holger Kaiser sprachen für einen professionellen Verein, ließen bei mir die Entscheidung reifen, beim TV Emsdetten, einer jungen Mannschaft, anzuheuern. Die Nähe zum Universitätsstandort Münster ermöglicht mir zudem die Möglichkeit zum Studium. Eine Entscheidung für ein Gesamtpaket, das stimmt.

Wie sehen Sie Ihre Rolle beim TV Emsdetten? Wird es eine Kombination aus Beruf und Sport geben?
Ich werde der Stamm-Linksaußen sein. Oddur Gretarsson, der bisherige Stamm-Linksaußen, verlässt den TV Emsdetten. Auf mich kommt somit die Hauptarbeit zu. Mit 27 Jahre zähle ich mich schon langsam zu den älteren Spielern, sehe so meine Rolle in der jungen Mannschaft des TV Emsdetten. Viele Teamkollegen setzten auf eine Kombination aus Studium oder Beruf mit Handball. Viele Studenten stehen im Team. Beruf und Studium werden bestens unter einen Hut gebracht. Ein Vorteil auch für mich; in einer Gegend mit viel Fachkräftemangel, das mir viele Optionen öffnet.

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