Niederlage in letzter Sekunde stürzt ThSV in den Abstiegskampf

Im ersten Spiel nach der Trennung von Coach Hans-Joachim Ursinus durchlebten der ThSV Eisenach und seine erneut über 1350 Zuschauer binnen weniger Sekunden zwei Extreme: von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Beim Stand von 30:31 stibitzten sich die Eisenacher das Leder aus den Reihen der Gäste der HR Ortenau. Da waren noch 30 Sekunden zu absolvieren. Interimscoach Frank Ihl zückte die grüne Karte zur Auszeit. Letzte Absprachen. Volles Risiko. Die Eisenacher nahmen ihren Torhüter (Nositschka) für einen zusätzlichen Feldspieler (Emmelmann) vom Parkett. Eine Ballstafette brachte Adrian Wöhler auf Linksaußen in Wurfposition. Eine Minute zuvor setzte Adrian Wöhler aus gleicher Position den Ball nur auf den Querbalken. Sieben Sekunden vor Ultimo versenkte er jedoch präzise zum 31:31-Ausgleich. Den Versuch der Gäste eines schnellen Anwurfs verhinderte Christoph Jauernik auf Kosten einer roten Karte, die wahrscheinlich auch eine Spielsperre zur Folge haben dürfte.
Der eine Pluszähler sollte unbedingt gesichert werden. Das überzeugend amtierende Schiedsrichtergespann Becker/Hack aus Halberstadt zeigte für alle in der Halle deutlich sichtbar eine noch verbleibende Spielzeit von sechs Sekunden an. Die Gäste spielten das Leder zu Felix Danner, der aus dem linken Rückraum, erstaunlicherweise nahezu ungehindert, scharf und platziert zum alles entscheidenden Treffer in buchstäblich letzter Sekunde einwuchtete. Einer, der wahrscheinlich wie ein Terrier diesen Versuch verhindert hätte, musste von draußen tatenlos zuschauen. Für Kapitän Karsten Wöhler war nach 52 Minuten das vorzeitige Aus (dritte Zeitstrafe) gekommen. «Ein Handballspiel dauert exakt 60 Minuten, ist nicht bei 59 Minuten und 59 Sekunden beendet», traf Goran Sutan, der Coach der HR Ortenau, den Nagel auf den Kopf. Seine Mannen mit dem Ex-Eisenacher Till Bitterlich als Kapitän und Abwehrbollwerk jubelten nach dem 31:32 (14:16) ausgelassen. Die tolle Moral der Wartburgstädter blieb unbelohnt. Diese steckten ein 10:14 (Bitterlich, 25.) weg, lagen – angeführt von ihrem «Turbo» Tomas Sklenak – beim 19:18 (Trautvetter, 37.) erstmals vorn, egalisierten auch ein 27:29 (Danner, 54.) zum 29:29 (Trautvetter erneut auf Prokopec-Vorlage, 55.), hatten bereits mehr als eine Hand an einem Pluszähler.
Den ThSV Eisenach zieht diese Heimniederlage weiter in den Abstiegsstrudel. «Wir sind nun im Abstiegskampf angekommen», bekannte Eisenachs Präsident Gerhard Sippel offen. Es stürmt gewaltig in Handball-Eisenach. Die Verantwortlichen hoffen, den neuen Steuermann, den neuen Trainer, zu Beginn dieser Woche vorzustellen. Bis dahin übernehmen Frank Ihl und Christoph Jauernik die Leitung des Trainings. Am Samstag steht der schwere Gang zum kess in der Spitzengruppe mitmischenden TV Hüttenberg an.

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Nositschka (ab 40.); Hoffmann, Trautvetter (6), Sklenak (8), A. Wöhler (4), Emmelmann (1), Schiffner, K. Wöhler (5/2), Lilienfelds (4), Weidner, Jauernik, Prokopec (3), Szep-Kis (1)
HR Ortenau: Ritschel, Sdunek; Schöngarth (4), Garbacz (3), Bitterlich (2), Hafner, Stock (1), Temelkov (6/2), Danner (5), Geppert, Catak (6/3). Gerber, Glinski (4), Valo (1)
Siebenmeter: Eisenach 3/2 – Ortenau 5/5

Zeitstrafen: Eisenach 7 x 2 Min., Rot für K. Wöhler nach 3. ZS (52.), Rot/Disqualifikation Jauernik 60.

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