Noch mal ein Handball-Highlight für die Wartburgstadt

ThSV Eisenach empfängt den THW Kiel – Wir fragten  bei Trainer Gennadij Chalepo nach

Der ThSV Eisenach empfängt im (vorerst) letzten Erstbundesligaspiel am Mittwoch, 01.06.2016 um 20.45 Uhr den THW Kiel. Der Serienmeister aus dem Norden kann nicht mehr in die Titelvergabe eingreifen – die Rhein-Neckar-Löwen stehen dicht vor der Deutschen Meisterschaft – doch er kommt als haushoher Favorit in die Wartburgstadt.

Wir sprachen mit Gennadij Chalepo, dem Coach des ThSV Eisenach, zur aktuellen Situation:
Sie sprachen bei Ihrem Amtsantritt im März von einer ca. 20-prozentigen Chance auf den Klassenerhalt. Bewahrheitete sich diese Prognose?
Wahrscheinlich waren es noch weniger Prozent. Der Punktestand zum damaligen Zeitpunkt und das hammerharte Restprogramm ließen nur eine ganz minimale Chance. In den Wochen danach hätte wirklich alles passen, alles klappen müssen. Das war leider nicht der Fall. Das ist die nüchterne Realität.

Im Nachhinein: Übernahmen Sie eine unlösbare Aufgabe, gar ein Himmelfahrtskommando?
Es war eine ganz, ganz schwere Aufgabe. Wir haben es versucht. Es gilt zu konstatieren, es hat nicht geklappt. Doch wer nicht versucht, kann auch nicht gewinnen. Wir haben es versucht.

Und doch, der Sieg beim TuS Nettelstedt-Lübbecke ließ noch einmal Hoffnungen sprießen…?
Dieser Sieg war Balsam auf die Seele der Spieler – und wohl auch unserer Fans. Mal wieder zu gewinnen, dieses Gefühl hatten unsere Spieler schon fast nicht mehr gekannt. Doch der sich anschließende zerstückelte Spielplan mit ausschließlich hochkarätigen Kontrahenten hat uns nicht geholfen. Im Gegenteil! Nach dem Auswärtssieg in Lübbecke sah der Spielplan für uns eine dreiwöchige Punktspielpause vor. Das hat uns zurückgeworfen, war kontraproduktiv. Wir konnten aufgrund des Spielplanes keinen Rhythmus finden. Das erschwerte unsere Arbeit mit einem ohnehin hammerharten Programm.

Woran krankelte das Team des ThSV Eisenach besonders?
Hauptsorgenkind war die Abwehr im Zusammenspiel mit dem Torwart. Eine solche Niederlagenserie hinterlässt natürlich auch ihre Spuren in den Köpfen, da kommt die Siegermentalität abhanden. Handball ist ein Mannschaftsspiel, das Team muss  stark sein, doch hierfür bedarf es eines Häuptlings, erst dann kann es funktionieren. Das belegen andere Mannschaften in der Liga. Einen solchen Leitwolf hatten wir nicht.

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Nun kommt der große THW Kiel mit all seinen Stars. Verwundert es Sie, dass der Serienmeister aus dem Norden im Rennen um die Titelvergabe bereits abgehängt ist?
Wahrlich, das ist eine kleine Überraschung. Aber auch in dieser Saison war er ganz lange ein heißer Titelanwärter. Die Rhein-Neckar Löwen ließen dem THW Kiel bereits in den letzten Jahren ihren heißen Atem spüren. Wenn der Deutsche Meister mal nicht THW Kiel heißt, dürfte das dem deutschen Handball ganz gut tun, erhöht die Attraktivität der Liga, sorgt für frischen Wind ganz vorn.

ThSV Eisenach contra THW Kiel, ein völlig ungleiches Duell?
Daran gibt es keinen Zweifel. Bei uns sollten alle Freude haben, auf solch nationale und internationale Topstars zu treffen. Auch ein absolutes Highlight für unsere Fans. Der THW Kiel will zumindest auf dem 3. Tabellenplatz die Saison beenden. Nach der Niederlage der Norddeutschen im Hessischen, bei der MT Melsungen, wackelt dieser. Der THW Kiel wird mit aller Konsequenz die Partie in Eisenach bestreiten, zwei Punkte sind Pflicht.

Wie sieht es personell aus?
Es gibt etliche Fragezeichen. Nicolai Hansen laboriert an einer Knöchelverletzung. Marcel Schliedermann ist noch vom Flensburg-Spiel gekennzeichnet. Borut Mackovsek machen weiterhin Schulterprobleme zu schaffen. Nick Heinemann klagt über muskuläre Probleme. Azat Valiullin ist erst dabei, seine Defizite nach seinem längeren verletzungsbedingten Ausfall aufzuarbeiten. Alle anderen sind fit. Wer aufläuft, entscheidet sich beim Abschlusstraining.

Sie schnupperten quasi drei Monate beim ThSV Eisenach hinein. Was ist gut, wo sehen Sie Reserven?
Eisenach ist eine handballbegeisterte Stadt, das ist täglich zu spüren. Die Bedingungen sind professionell. Hier kann Erstbundesliga-Handball etabliert werden.  Doch dazu gehört eben auch das entsprechende finanzielle Budget. Der Etat muss anwachsen, zumindest das Niveau der Teams aus dem letzten Tabellen-Drittel erreichen.

Wie sehen Ihre persönlichen Zukunftsplanungen aus?
Ich konzentriere mich derzeit auf meine Aufgabe beim ThSV Eisenach. Was danach kommt? Da liegt noch nichts Konkretes vor.

Foto: Gennadij Chalepo, ein ruhiger sachlicher Trainertyp

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