Pokal: Erstbundesligist Göppingen war eine Nummer zu groß

Letztendlich setzte sich der Erstbundesligist erwartungsgemäß durch. Eine Halbzeit durfte der ThSV Eisenach, der Zweitbundesligist, an einer Überraschung schnuppern. Nach den ersten 30 Minuten lagen die respektlos in Angriff und Abwehr auftrumpfenden Eisenacher mit 16:15 gegen Frisch Auf Göppingen vorn. «Eine tolle erste Halbzeit», zollte Frisch-Auf-Coach Velimir Petkovic den Gastgebern ein dickes Kompliment. In der Kabine werden wohl klare Worte gefallen sein. Nach dem Seitenwechsel machte sein internationales Starensemble nämlich ernst. «Endlich war auch genug Bewegung im Spiel», konstatierte Velimir Petkovic. Die Göppinger Kraftpakete marschierten mit voller Wucht in Richtung Eisenacher Gehäuse, in dem von Beginn der junge Andreas Nositschka den Vorzug erhalten hatte. Eisenachs Leichtgewichte vermochten den Sturmlauf nicht mehr zu stoppen. Vom 19:20 (37.) zogen die Göppinger über 20:26 (44.) auf ein klares 27:37 bei der Schlusssirene davon.
»Die Unterschiede in der individuellen Klasse zwischen beiden Teams, zwischen erster und zweiter Liga, waren offenkundig. Insofern war diese Partie für den ThSV Eisenach, für Handball-Eisenach, bezüglich der Vision Rückkehr in die erste Bundesliga von großer Bedeutung. So schön es ist, überwiegend auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, die Distanz zur ersten Liga ist gewaltig, mit Eigengewächsen nicht zu meistern», fand Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus klare Worte nach dem Abpfiff. Frisch Auf Göppingen zählt zu den Teams der oberen Tabellenhälfte der Eliteliga, aber nicht zu den Topteams. Im Göppinger Kader stehen zehn Auswahlspieler verschiedener Nationen.
ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus setzte zunächst auf Till Riehn (Regieposition), Daniel Luther im linken und Tomas Sklenak im rechten Rückraum. Da auch Adrian Wöhler auf Rechtsaußen begann, blieben beide Linkshänder (Hoffman, Bojinovic) auf der Bank. Mit großem läuferischem Einsatz wurde im 5:1-Abwehrsystem mit verschobener Spitze das Angriffsspiel der Göppinger gebremst. Im Zusammenspiel mit seinen Vorderleuten zeichnete sich der junge Andreas Nositschka im ThSV-Gehäuse mehrfach aus. Sein prominenter Gegenüber, Martin Galia, bekam vor dem Seitenwechsel gerade einen Ball zu fassen. «Nahezu jeder Wurf zappelte im Netz, und das bei einem der besten Torhüter der Liga», hatte Velimir Petkovic ausgemacht. Im Fallen drückte Benjamin Trautvetter das Leder zum 4:3 über die Linie (6.). Daniel Luther lochte zum 5:3 (7.) ein. Die über 1350 Zuschauer rieben sich verwundert und zugleich hoch erfreut die Augen. Die Gäste nutzten dann jedoch kaltschnäuzig die kleinsten Eisenacher Fehler, trafen per Tempogegenstöße über den Ex-Magdeburger Christian Schöne zum 6:8 (11.). Mit Christoph Jauernik auf der Regieposition bekam das Eisenacher Angriffsspiel eine andere Qualität. Er traf selbst zum 10:10 Ausgleich (16.). Der eingewechselte Vladimir Bojinovic im rechten und Tomas Sklenak im linken Rückraum machten gehörig Dampf. Tomas Sklenak tankte sich zum 11:11 durch (19.). Per Doppelschlag sorgte Vladimir Bojinovic für das 15:14 für den krassen Außenseiter (26.). Grund genug für die Hundertschaft Göppinger Fans, «wir wollen euch kämpfen sehen» zu skandieren. Im großen Stil kaufte Andreas Nositschka nun selbst Stefan Schöne das Leder ab. Martin Hoffmann, in der Schlussetappe der ersten Halbzeit auf Linksaußen gekommen, traf zum 16:15 Pausenstand für den ThSV Eisenach.
Nach Wiederanpfiff durch Deutschlands Schiedsrichterpaar Nummer 1, Lemme/Ullrich aus Magdeburg, legten die Gäste sofort eine höhere Schlagzahl ein. Pavel Horak marschierte im Stil einer Dampflok durch die Eisenacher Deckung (17:19). Beim ThSV Eisenach vermochte aus dem Rückraum nur noch Tomas Sklenak die Gäste zu beeindrucken, traf mit seinem 5. Treffer zum 19:20 (37.). Göppingens Schlussmann Martin Galia machte seinen Kasten dicht. Kein Durchkommen mehr für die Eisenacher. Frisch-Auf-Torjäger Dragos Oprea zeigte seine individuelle Klasse beim 20:25 (42.). ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus versuchte es mit mehreren personellen Wechseln. Kilian Kraft kam im linken Rückraum. Die Überlegenheit der Göppinger nahm von Minute zu Minute zu, bei den Eisenachern schwanden auch durch den Misserfolg im Vorwärtsgang die Kräfte. Till Riehn und Kilian Kraft brachten nun selbst vom Punkt das Leder nicht an Martin Galia vorbei. Der wuchtige Michael Thiede hämmerte zum 22:29 (49.) ein. Rückraumkanoniers der Marke Horak und Thiede hat der ThSV Eisenach nicht in seinem Kader. Martin Hoffmann ließ durchblicken, dass er doch von Rechtsaußen treffen kann, verkürzte auf 24:30 (51.). Trainer Hans-Joachim Ursinus beorderte Karsten Wöhler und Benjamin Trautvetter auf vorgezogenen Positionen vor der Abwehr. Die Angriffswucht der Göppinger war nicht zu bremsen, sie räumten Eisenachs «Zwerge» beiseite, trafen zum 26:36 (58.).
Frisch Auf Göppingen verbleibt im Lostopf für den DHB-Pokal.
Für den ThSV Eisenach gilt die ganze Aufmerksamkeit den Punktspielen in der 2. Liga. Und da steht bereits am Samstag, 03.11.07 das schwere Auswärtsspiel beim starken Neuling Coburg an.

STATISTIK
ThSV Eisenach: Nositschka, Meinl (bei einem Siebenmeter); Hoffmann (3), Trautvetter (4), Kraft (2), Sklenak (6), A. Wöhler (1), Schiffner, Riehn (3/2), Luther (2), Mellack, K. Wöhler (1), Bojinovic (4), Jauernik (1)

Frisch Auf Göppingen: Galia, Shejbal (22.-30.); Schweikardt (4/2), Oprea (7), Thiede (5), Schöne (7), Harsanyi (1), Späth, Rajkovic (2), Anusic (4), Garcia (2), Horak (5)

Siebenmeter: Eisenach 5/2 – Göppingen 4/2
Zeitstrafen: Eisenach 3 x 2 Min. – Göppingen 5 x 2 Min.