Pokal: ThSV-Sieg erst nach Verlängerung

„Mit zwei dunkelblauen Augen sind wir davon gekommen“, beschreibt Peter Rost, der Cheftrainer des ThSV Eisenach, den Pokalausgang. In der 2. Hauptrunde kamen seine Schützlinge mit viel, viel Dusel nach Verlängerung beim Zweitligisten TV Kornwestheim zu einem 34:30 Erfolg. Nach Ende der regulären Spielzeit hieß es vor nur 300 Zuschauern 28:28 (Halbzeit 16:15 für Kornwestheim). Auch nach der ersten Halbzeit der Verlängerung stand es Remis (30:30). Erst in den zweiten 5 Minuten der Verlängerung trumpfte der Erstligist aus Thüringen auf, sicherte sich durch je zwei Treffer der Rückraumakteure Danijel Grgic und Gintautas Vilaniskis den Verbleib im Lostopf des DHB-Pokals.
Sekunden vor dem Ende der normalen Spielzeit hatten die Schwaben den Wartburgstädtern eigentlich den Pokal-Aus verpasst. Beim Stand von 27:27 hatte Eisenachs Klesniks in der Schlussminute nur das Holz des Kornwestheimer Kastens anvisiert. Im Gegenzug fasste sich Almir Mekic ein Herz, überwand den an diesem Tag zweifellos besten Eisenacher, Karsten Lehmann, im ThSV-Gehäuse, zum 28:27. Grenzenloser Jubel beim Außenseiter, zumal die Hallenuhr nur noch 1 Sekunde Spielzeit anzeigte. Die souverän leitenden Unparteiischen Jutta Ehrmann und Susanne Künzig korrigierten jedoch die Zeitnehmer, zeigten noch 3 Sekunden Restspielzeit an. Die bereits in Siegesstimmung befindlichen Hausherren wurden eiskalt erwischt. Der Anwurf gelangte zu Kapitän Karsten Wöhler, der seinen Gegenspieler entwischte, gen Tor steuerte und aus 12 Metern zum glücklichen Ausgleich abdrückte.
Über weite Strecken der Begegnung operierten die Eisenacher mit angezogener Handbremse. Ohne Dragan Jerkovic (Grippe) und Omer Sehovic (Archillessehne) kamen sie durch eine offensiv ausgerichtete Abwehrarbeit zu zahlreichen Ballgewinne, doch die sich daraus eröffnenden Konterchancen wurden kläglichst vergeben. Karsten Wöhler sorgte zwar per Tempogegenstoß zum 3:1 (4.Min.) für seine Farben, doch es schloss sich ein Fehlpass- und Fehlerfestival an. Kornwestheim hebelte durch Aktionen über die Kreismitte (Jens Bürkle/
7 Treffer) Eisenachs Abwehr ein um das andere Mal aus. Nachdem Havard Augensen völlig frei das Leder über den Kornwestheimer Kasten gesetzt hatte, traf im zweiten Versuch Markus Bauer zur 8:7-Führung für Kornwestheim. Die verletzungsbedingt auf ihren Regisseur Mike Wolz verzichtenden Gastgeber operierten mit Elan und Leidenschaft, also jene Tugenden, die Eisenach zum 21:19 Punktspiel-Paukenschlag über Magdeburg geführt hatten. Während einer Auszeit rüttelte das Trainerduo Rost/Allonge seine Mannen wach. Das fruchtete zunächst. Lehmanns Glanzparaden waren nun endlich Ausgangspunkt für konzentriert abgeschlossene Konter. Danijel Grgic versenkte zum 12:8 (20.) und Karsten Wöhler zum 13:9 (23.). Doch das war es mit der Eisenacher Herrlichkeit. „Jeder versuchte nun sein Scherflein ins Trockene zu bringen“, wetterte Peter Rost. Eine 3-Tore.Führung (15:12, 28.Min.) ließen sich die Eisenacher durch kapitale Schnitzer bis zur Pause noch aus der Hand nehmen. Kornwestheim ging mit einer 16:15 Führung in die Kabine.
Mit Gintautas Vilaniskis zog mehr Torgefahr aus der zweiten Reihe ins Eisenacher Team. Per Aufsetzer brachte er seine Mannschaft mit 17:16 (33.) in Vorhand. Danijel Grgic hämmerte nach Freiwurfablage zum 18:16 (38.) ein, legte mit gutem Auge zum am Kreis lauernden Till Bitterlich ab, der zum 20:18 (42.) versenkte. Doch immer wieder stoppten sich die Eisenacher durch haarsträubende Fehler selbst. Für Ronny Göhl kam Khamel Ameddah. Der Rechtsaußen fabrizierte 3 „Fahrkarten“ in Folge und wurde auf die Bank zurück beordert. Kornwestheim nutzte die Gunst der Stunde, ging beim 21:20 (46.) erstmals wieder in Führung. Zu druck- und emotionslos spulten die Eisenacher ihr Pensum herunter. Der Grippe geschwächte Trainer Peter Rost schrie sich die Lunge aus dem Hals. Karsten Lehmann wehrte Ball auf Ball ab, verzweifelte, wie leichtfertig seine Vorderleute das Leder vertändelten. Ein im Nachwurf verwandelter Strafwurf von Karsten Wöhler brachte den ThSV in der 57.Minute mit 27:26 in Führung. Doch dann folgte die bereits erwähnte Schlussphase der regulären Spielzeit mit dem glücklichen Rettungsanker Verlängerung für den Erstbundesligisten.
Auch in der ersten Hälfte der Verlängerung hatten die Gastgeber zunächst knapp die Nase vorn. Nach zwei kapitalen Klesniks-Fehlern wuchtete der lettische Nationalspieler dann zum 30:30 Halbzeit-Ausgleich ein. Dann folgten 5 Minuten Handball, „wie wir es uns vorgenommen hatten“ (P.Rost), die für die Entscheidung sorgten.

STATISTIK
TV Kornwestheim: Hoffmann, Schweizer; C. Hinz (3), Fina (3/1), Mekic (7/1), M.Bauer (3), Brandt (3), J. bauer (3), Burkhart, Bürkle (7), M. Hinz, Matschke, Dietrich, Onofras (1);

ThSV Eisenach: Lehmann, Henkens (n.e.); Casanova (4), Göhl (3), Wöhler (7/2), Karbe, Bitterlich (2), Ameddah, Urban (n.e.), Auer, Augensen (3), Klesniks (4), Vilaniskis (5), Grgic (6)
Zeitstrafen: Kornwestheim 1×2 Min./ Eisenach 7×2 Min.
Siebenmeter: Kornwestheim 3/2 / Eisenach 3/2
Schiedsrichter: Ehrmann/Künzig (Odenthal/Karlsruhe)
Zuschauer: 300

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