Rabenschwarzer Tag für den ThSV Eisenach

Nein, das war nicht jener ThSV Eisenach, der in der Vorwoche die HG Saarlouis in deren Halle mit 38:24 regelrecht vom Parkett fegte und eigene Aufstiegsambitionen artikulierte.

Gegen einen selbstbewusst auftrumpfenden HC Empor Rostock kassierten die Wartburgstädter eine 28:29 (13:17)-Heimniederlage. Das war im zwölften Heimspiel bereits die vierte Heimpleite! «Ein rabenschwarzer Tag», unter diese Überschrift stellte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson sein Resümee.

Sein Team verlor nicht nur beide Zähler, sondern auch seinen torgefährlichen Rückraumspieler Tomas Sklenak. Die erste Diagnose während des Spiels wurde bei der anschließenden Untersuchung im nahe gelegenen St. Georg-Klinikum bittere Wahrheit. Der tschechische Nationalspieler zog sich zu Beginn der zweiten Halbzeit einen Bruch der Hand zu und wird damit längere Zeit ausfallen.

Das dürfte die Ambitionen des ThSV Eisenach mächtig dämpfen, hatte Adalsteinn Eyjolffson deutlich gemacht, «nur wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, können wir im Aufstiegsrennen ein gewichtiges Wort mit reden». Mit einer Leistung wie gegen die Ostseestädter verbieten sich diese Gedankengänge von selbst.

«Ich habe den unbändigen Willen vermisst. Wir haben über weite Strecken jeden Zweikampf verloren, vorn und hinten. Wir erspielten uns eine Vielzahl guter Tormöglichkeiten, konnten diese, oft sogar aus dem Sechs-Meter-Bereich, jedoch nicht nutzen», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson. Die Rostocker, bei denen der nach einer Verletzung erst wieder im Aufbautraining stehende Ex-Eisenacher Gabor Langhans nur zu moralischen Unterstützung seiner Kollegen mit auf der Wechselbank Platz nahm, setzten von Beginn auf ihre zuletzt so erfolgreich praktizierte offensive Deckungsvariante, mit Neuzugang Roman Becvar und Florian Zemlin als vorgezogene Abwehrspieler. Empor Trainer Rastislav Trtik sprach im verständlichen Stimmungshoch von der « richtigen Spielphilosophie und Spieldisziplin, der richtigen Aufstellung sowie einem deutlich spürbaren Siegeswillen als beste Voraussetzungen für einen Erfolg» und zollte seinen Schützlingen ein ganz dickes Kompliment. Er gestand aber auch ein, «wir haben Glück gehabt, dass Tomas Sklenak nicht bis zum Ende mitspielen konnte».

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Die Empor-Kogge schwimmt auf einer Erfolgswelle, im dritten Rückrundenspiel gelang der dritte Doppelpunktgewinn, obwohl drei Stammkräfte verletzungsbedingt fehlen. Die Winter-Neueinkäufe Roman Becvar und Norman Flödl erweisen sich allerdings als Volltreffer. Rückraumspieler Tom Wetzel unterstrich auch in Eisenach seine Torgefährlichkeit (8 Treffer). Torhüter Robert Wetzel lief nach seiner Einwechslung beim Stand von 11:11 (21.) zu großer Form auf, ließ sich von den Außenpositionen einfach nicht bezwingen. Der Auftakt der Gastgeber mit 2:0 (2.), 4:2 (5.) und 6:5 (13.) fand keine Fortsetzung. Kurz vor der Halbzeitpause lagen die Hausherren, die in der Erfolgsformation der Vorwoche gestartet waren, gar mit fünf Treffern im Rückstand (12:17). Bei ihnen vermochte Hannes Jon Jonsson an seinem 33. Geburtstag nicht wie zuletzt zu glänzen.

ThSV Eisenach einfach nicht konsequent genug
In veränderter Formation, Daniel Luther kam im linken Rückraum, Benjamin Trautvetter besetzte die Kreisposition, kämpften sich die Eisenacher ganz mühsam heran. Mühsam, weil sie dickste Tormöglichkeiten (Nicolai Hansen 36./Adrain Wöhler 37.) nicht nutzen konnten, an Schlussmann Robert Wetzel scheiterten. In der Abwehr um Branimir Koloper, im Verbund mit Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, loderte nun jedoch das Feuer der Leidenschaft. Vorn fanden sich Daniel Luther und Benjamin Trautvetter zum erfolgreichen Duett, wie beim Anschlusstreffer zum 21:22 (44.). Längst konnte Tomas Sklenak mit versteinerter Mine das Geschehen nur noch von der Bank verfolgen. Die Rostocker strauchelten. Ein Zuspiel landete im Seitenaus. Nick Heinemann bediente per Steilpass Nicolai Hansen, der zum 22:22-Ausgleich einnetzte (45.). Die Gäste antworteten mit wuchtigen Angriffszügen, von den Hausherren nur auf Kosten von Strafwürfen zu stoppen, zum 22:25 (50.). Der ThSV Eisenach setzte zum Schlussspurt an. Die über 1750 Zuschauer, die trotz schwieriger winterlicher Verkehrsbedingungen gekommen waren, erhöhten ihre Phonstärken. Hannes Jon Jonsson sah den in die Lücke sprintenden Girts Lilienfelds, der zum 24:25 einlochte (52.). Endstation für Rostocks Angriffszug bei ThSV-Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk. Kreisspieler Benjamin Trautvetter, der Eisenacher Kapitän, besorgte den Ausgleichstreffer zum 25:25 (53.) und versenkte – Eisenachs Abwehr hatte einen Wetzel-Ball abgeblockt – ein erneutes Zuspiel von Daniel Luther zum 26:25 (55.). Sollte es doch noch ein gutes Ende für den ThSV Eisenach werden? Nach Regelwidrigkeit an Daniel Luther verwandelte Nick Heinemann seinen vierten Strafwurf zur 27:26-Führung für seine Farben (56.). «Doch wir vermochten die Führung nicht zu behaupten», musste Adalsteinn Eyolfsson eingestehen. Anders wie beim knappen Heimsieg über den SC DHfK Leipzig, patzten die Eisenacher in den Schlussminuten. Die Empor-Kogge verlor indes nicht die Orientierung. Alexander Schiffner, der «Unglücksrabe» des Tages, scheiterte erneut von Linksaußen an Torhüter Robert Wetzel. Rostocks Grieche Vyron Papadopoulus versenkte von Rechtsaußen zum 27:28 (58.). Die ThSV-Crew traf sich per grüner Karte zur Beratung der letzten Minuten. Doch durch ein ungenaues Zuspiel kamen die Gäste in Ballbesitz. Rene Gruszka sorgte von Rechtsaußen mit dem 27:29 für Rostocker Glückseeligkeit. Der in der Schlusssekunde von Nick Heinemann verwandelte Siebenmeter bedeutete nur noch Ergebniskosmetik. Die Gäste tanzten ausgelassen auf dem Parkett der einstigen Eisenacher Heimfestung Werner-Aßmann-Halle.

«Der HC Empor Rostock hat uns mit seiner Qualität bestraft», gestand ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson und sinnierte, «warum tun wir uns zuhause so schwer».
Trotz der Niederlage verbleibt der ThSV Eisenach auf dem dritten Tabellenplatz. Bereits am Freitag, 01.03.2013 ist mit dem TV Bittenfeld ein heißer Anwärter auf Tabellenplatz 3 Gastgeber für die Wartburgstädter.

Statistik
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil; Trautvetter (4), Sklenak (5), Wöhler (2), Jonsson (2), Luther (2), Miljak (2), Kaluzinski, Hansen (2), Schiffner (2), Heinemann (5/5), Lilienfelds (3), Koloper
HC Empor Rostock: Kominek, R. Wetzel; Becvar (3), Dethloff, Höwt, Gruszka (7/2), Flödl (1), T. Wetzel (8), Papadopoulus (6), Todosijevic (1), Wischniewski (1), Zemlin (2) Sadewasser

Siebenmeter: ThSV Eisenach 5/5 – HC Empor Rostock 5/5
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min. – HC Empor Rostock 2 x 2 Min.
Spielfilm: 4:2 (5.), 5:5 (12.), 7:10 (19.), 11:11 (21.), 12:17 (30.), 19:20 (40.), 22:22 (45.), 22:25 (50.), 26:25 (55.), 27:26 (56.), 27:29 (60.), 28:29 (60.)

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