Rhein-Neckar-Löwen waren erwartungsgemäß nicht die Kragenweite des ThSV Eisenach

Zwei Handball-Welten: Titelanwärter Rhein-Neckar-Löwen mit 39:25 (21:11) über den Aufsteiger von der Wartburg  

Mit den Rhein-Neckar Löwen und dem ThSV Eisenach trafen in der Mannheimer SAP Arena zwei Teams mit völlig unterschiedlichen Saisonausrichtungen aufeinander. Die mit internationalen Spitzen-Handballern gespickte  Rhein-Neckar Löwen gehören zu den „großen Drei“ der DKB Handball-Bundesliga. Für Aufsteiger ThSV Eisenach geht es um den Ligaverbleib. Die Wartburgstädter gehen zudem mit einem gegenüber der Vorsaison personell völlig veränderten Team in die Saison, das noch Zeit braucht, um zu reifen.

In zwei bis drei Monaten werden wir uns in ganz anderer Form zeigen,

sind sich Karsten Wöhler und Velimir Petkovic, Manager und Trainer des ThSV Eisenach, einig.  Zwei Handball-Welten trafen aufeinander. Das Endresultat von 39:25 (21:11) war dann auch Ausdruck der Kräfteverhältnisse vor 5.165 Zuschauern in der 13.200 Besucher fassenden Arena.

Anzeige

Löwen-Abwehr ein „Buch mit sieben Siegeln“
„Nach zwei Vizemeistertiteln wollen wir  ganz oben angreifen“, erklärte Deutschlands Nationalspieler Stefan Kneer, in ganz jungen Jahren im Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach. Er genießt gerade zum zweiten Mal Vaterfreuden. „Im ersten Abschnitt glänzten wir mit einer Super-Abwehr“, vermerkte Stefan Kneer. Auf die offensiv ausgerichtete 3:3-Abwehr der Löwen wussten die Thüringer zunächst keine Antwort. Die Hausherren starteten nach Ballgewinnen zu Tempogegenstößen, vornehmlich von Kapitän Uwe Gensheimer abgeschlossen,  und vollendeten zum 10:3 (15.). „Wir bestraften konsequent Eisenacher Fehler“, bilanzierte ein gelöster Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen. Die Gäste von der Wartburg suchten jene Formation, die Antworten auf die offensiv ausgerichtete Abwehr auf der Gegenseite fand. „Wir haben 20 Minuten gebraucht, um uns darauf einzustellen“, räumte Velimnir Petkovic ein. Er versuchte es mit verschiedenen personellen Varianten, griff auch in die Taktikkiste, verordnete seinen Mannen eine 5:1-Abwehr, zunächst mit Tomas Urban, dann mit Dusko Celica auf vorgezogener Position. Die Hausherren um Andi Schmid trumpften weiter auf. Der Spielmacher der internationalen Extra-Klasse traf zum 14:6 (22.). Wie der Abwehr der Gastgeber beizukommen ist, demonstrierten zuvor Marcel Schliedermann und Branimir Koloper im Duett. Wenig später fanden sich Dirk Holzner und Branimir Koloper erfolgreich (23.). Langsam legten die Eisenacher ihren Respekt ab. „Meine Mannschaft schien von der großen Halle und den Namen auf der Gegenseite beeindruckt, spielte gehemmt“, bilanzierte Velimir Petkovic. Forcierten seine Schützlinge das Tempo, kam auch die Löwen-Abwehr in Bedrängnis. Die Eisenacher suchten weiter nach der richtigen Formation, brachten den auch in der Abwehr bissigen Nick Heinemann auf Rechtsaußen. Dusko Celica ließ seine Qualitäten aus dem Rückraum aufblitzen (26./28.). Uwe Gensheimer nutzte zwei Eisenacher Ballverluste zum 21:11-Pausenstand.

Wartburgstädter legen nach dem Seitenwechsel ihre Ängstlichkeit ab
In völlig veränderter Formation startete der ThSV Eisenach in den zweiten Abschnitt: Jan-Steffen Redwitz im Tor, Adrian Wöhler auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Olafur Ragnarsson, Marcel Schliedermann und Azat Valiullin im Rückraum, Nicolai Hansen am Kreis. Adrian Wöhler agierte couragiert, ohne Ängstlichkeit. Nick Heinemann versenkte schnörkellos von der Siebenmeterlinie (35.). Auch Olafur Ragnarsson netzte ein. Die Rhein-Neckar Löwen schonten über weite Strecken im zweiten Abschnitt ihr Stammpersonal. Die Außen Uwe Gensheimner und Patrick Groetzki schauten nur noch zu. Der „zweite Anzug“ zeigte sich aber ausgesprochen hungrig, „auch wenn wir etwas schludrig spielten“, wie Stefan Kneer befand. „Wie lieferten eine bessere zweite Halbzeit an“, wollte Velimir Petkovic notiert wissen, stellte die eigenen 14 Torerfolge heraus. Der Meisterschaftsanwärter schraubte sein Torepolster in die Höhe. Svetislav Verkic kehrte in den Eisenacher Kasten zurück (40.), musste aber auch die Bälle passieren lassen. Für „Farbtupfer“ sorgte Adrian Wöhler auf Linksaußen ((45./48.). Nicolai Hansen behauptete sich am Kreis. Olafur Ragnarsson wusste mit seinen  Qualitäten auf sich aufmerksam zu machen. Das homogenere Team mit ganz viel individueller Qualität stellten die Hausherren, bei denen sich alle Feldspieler am Trefferreigen beteiligten. Harald Kleinkind und Marius Steinhauser netzten ein. Nach dem 33:22 (53.) erhöhten die Hausherren noch einmal die Schlagzahl, wollten die 40-Tore-Marke knacken. Die gegen die Übermacht auf der Gegenseite vorbildlich fighteten Eisenacher verhinderten das. „Hier werden noch ganz andere Mannschaften Packungen kassieren“, unterstrich Velimir Petkovic. „Mit dem 14-Tore-Sieg sind wir zufrieden“, erklärte Stefan Kneer abschließend. Dieser Meinung war auch sein Trainer Nicolai Jacobsen. „Wir werden weiter hart arbeiten“, betonte Velimir Petkovic. Geduld ist das Gebot der Stunde unter der Wartburg!

Statistik
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Stanic; Schmid (5/2), Gensheimer (8/2), Kneer (1), Sigumannsson (1/1), Baena Gonzalez (4), Steinhauser (2), Larsen (3), Groetzki (2), Reinkind (3), Guardiola (2), Petersson (4), Eckdahl du Rietz (4)
ThSV Eisenach: Verkic, Redwitz; Wöhler (3), Luther, Celica (3), Ragnarssaon (3), Schliedermann, Hansen (3), Urban (2), Holzner (2), Heinemann (1/1), Koloper (2), Valiullin (3), Criciotoiu (3)
Zeitstrafen: Rhein-Neckar Löwen 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach 3 x 2 Min.
Siebenmeter: Rhein-Neckar Löwen 5/5 – ThSV Eisenach 2/1
Schiedsrichter: Kilp/Maier
Zuschauer: 5.165

Foto: Eisenachs Rückraumspieler Olafur Bjarki Ragnarsson (hier im Auswärtsspiel bei Frisch Auf Göppingen)wußte mit seinen individuellen Qualitäten im zweiten Abschnitt einige Farbtupfer zu setzen

Anzeige