Rote Karte für Tomas Sklenak: Weckruf für Spieler und Fans

Das thüringisch-hessische Nachbarschaftsderby nahm den erwarteten Ausgang. Der ThSV Eisenach bezwang die HSG Gensungen/Felsberg mit 31:25 (16:15) und sieht damit seinem Saisonziel, einstelliger Tabellenplatz, mit Optimismus hingegen. Die Nordhessen sind trotz eines couragierten Auftrittes dem Abstieg in die Regionalliga ein Stück näher gerückt. Die rote Laterne der Liga verbleibt in der Kreissporthalle Gensungen.
Die Schlüsselszene der Partie passierte in der 36. Spielminute. In seiner typischen Art marschierte Eisenachs Tomas Sklenak in Richtung gegnerischen Kasten, wurde von Gensungens Dragos Negovan per Catchergriff gestoppt. Der Tscheche im ThSV-Trikot widersetzte sich energisch. Die Unparteiischen Pritschow/Pritschow hatten jedoch ein Revanchefoul ausgemacht und zückten die rote Karte, belegten den Auslöser der Rangelei nur mit einer 2-Minuten-Strafe. «Eine Entscheidung, die es zu respektieren gilt, aber wohl als äußerst unglücklich zu bezeichnen ist», kommentierte Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus diese Szene. «Die rote Karte für Eisenachs individuell starken Tomas Sklenak hätte eigentlich ein Vorteil für uns sein müssen», sinnierte Alexandr Rymanov, der Coach der HSG Gensungen/Felsberg, nach dem Abpfiff. War er aber nicht! Es war vielmehr der Weckruf für die Eisenacher Mannschaft und die erneut über 1500 Zuschauer auf den Traversen. Die Halle brodelte auf Parkett und Rängen. Da war es, das einzigartige Flair der Werner-Aßmann-Halle. Mannschaft und Fans krempelten im sprichwörtlichen Sinne gemeinsam die Ärmel hoch. In dieser 36. Spielminute stand es nämlich 18:18. Die Eisenacher erhöhten ohne «Turbo» Tomas Sklenak (bis dahin 5 Treffer) deutlich den Angriffsdruck, fanden auch in der Abwehr zu mehr Stabilität. Keeper Timo Meinl parierte mehrere Bälle seiner ehemaligen Teamkollegen, blieb gegen Predag Kontic Sieger (39.). Im Gegenzug setzte der in Abwehr und Angriff überzeugende Stephan Mellack energisch zum 20:18 nach.

Routinier Krisztian Szep-Kis als Joker
Doch es holperte noch im Vorwärtsgang. Till Riehn, dessen sportliche Zukunft weiterhin offen ist, mit Licht und Schatten in dieser Partie, fabrizierte ein Stürmerfoul (44.). Die Rückraumbesetzung mit Till Riehn, Christoph Jauernik und Pavel Prokopec erschien Hans-Joachim Ursinus als nicht torgefährlich genug. Der ThSV-Coach zog seinen Joker, schickte Oldie Krisztian Szep-Kis, mit Beifall überschüttet, in den rechten Rückraum. «Als Linkshänder kam durch ihn mehr Bewegung ins Spiel», begründete Hans-Joachim Ursinus diese Maßnahme. Und Eisenachs Angriffsspiel nahm an Fahrt zu. Die Umstellung der Abwehr auf eine 5:1-Variante, Karsten Wöhler als «Staubsauger» vor der Deckung, streute mächtig Sand ins Getriebe der Gäste, eröffnete nach Ballgewinnen die Chancen zu Tempogegenstößen. Adrian Wöhler explodierte regelrecht, versenkte zum 25:21 (46.). ThSV-Keeper Timo Meinl kaufte im großen Stil Dragos Negovan, den «Verursacher» der roten Karte, das Leder ab (48.). Pavel Prokopec, im Zusammenspiel mit Benjamin Trautvetter seine besten Szenen, zog zum 26:21 (49.) ab und räumte seinen Platz für Daniel Luther. Der 20-Jährige, bereits in der ersten Halbzeit mit platzierten Würfen überzeugend, wuchtete zum 28:22 (52.) ein. Sekunden zuvor hatte Adrian Wöhler das 27:22 besorgt. «Einfach toll, wie er sich als Rechtshänder von Rechtsaußen ins Getümmel warf», zollte sein Trainer ihm Lob. Eisenachs Angriffsspiel war richtig auf Touren. Die Gäste vermochten es nicht zu bremsen. Viel Bewegung mit und ohne Ball, schnelle und scharfe Ballstafetten. Die Hessen waren überfordert. Daniel Luther ließ es mit seinem 6. Treffer zum 30:23 krachen (56.) und öffnete alle Schleusen auf den Rängen. Mit Standing Ovations begleitete die stimmgewaltige Kulisse die Schlussminuten. Dass die Eisenacher ihren dritten Strafwurf ausließen, wurde nur noch am Rande vermerkt.
«Im Positionsangriff und in der Abwehr hat meine Mannschaft über weite Strecken gut agiert. Eine Schwächephase im Angriff brachte uns entscheidend ins Hintertreffen», bilanzierte Aleksandr Rymanov. Insgesamt zu wenig, damit es auch im nächsten Jahr zum Nachbarschaftsderby mit dem ThSV Eisenach kommt.

Statistik
ThSV Eisenach: Meinl, Luckert; Hoffmann (1), Trautvetter (5), Sklenak (5), A. Wöhler (4), Riehn (3/2), Luther (6), Mellack (3), K. Wöhler (1), Jauernik, Prokopec (3), Szep-Kis, Emmelmann
HSG Gensungen/Felsberg: Hüter, Stahl (16.-42.); Eidam (7), Kontic (3), Untermann (5/1), Schröder (1), Negovan (1), Viehmann (3), Fichtner, Horn (1), C. Göbel (3), Walther, Ober, Gherhard
Siebenmeter: Eisenach 5/2 – Gensungen 1/1
Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min., Rot gegen Sklenak nach Foulspiel 36.;Gensungen 4 x 2 Min.

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