Schlechte Chancenverwertung ließ die Erfolgsserie reißen

HBV Jena und der ThSV Eisenach II lieferten sich ein gutklassiges Spitzenspiel / Selbsternannter Titelfavorit hat die Nase knapp mit 32:29 vorn

Nach sechs Siegen in Folge die erste Niederlage: Im Top-Spiel der Handball-Thüringenliga der Männer unterlag der ThSV Eisenach II beim HBV Jena mit 29:32 (10:13). Zeitgleich war die A-Jugend in der Nachwuchsbundesliga gefordert (32:25-Sieg in Wiesbaden), sodass bis auf Torhüter Lars Kremmer kein A-Jugendlicher im Aufgebot stand.

Ein Spitzenspiel auf hohem Niveau, ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, so richtig nach dem Geschmack der Zuschauer, befand Sergio Casanova.

Der einstige Eisenacher Erstligaspieler ist als einziger Hauptamtlicher des HBV Jena „Mädchen für alles“; am Sonntag zunächst auf der Trainerbank der HBV-A-Jugend, dann der Mann zur Musikeinspielung, des Aufstellens der Tische für die Imbissversorgung und der Verteilung von Trommeln unter den Zuschauern. „Letztendlich waren nur Kleinigkeiten ausschlaggebend, wobei der Heimvorteil eine nicht unwichtige Rolle gespielt hat. Unsere kräftigen Spieler in der Abwehr machten den Eisenachern das Leben schwer. Ein Tick mehr Cleverness, das alles in Summe, führte zum Sieg des HBV Jena“, analysierte der einst beidhändig stark werfende Spanier. In der Rückraumreihe mit dem spielintelligenten Regisseur Malte Hartmann, dem in jeden Spielzug involvierten Viktor Beketov und Goalgetter Hagen Rose, zusammen auch 22 Tore, hatte der HBV Jena sein Prunkstück im Angriff. „Im Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart hatten wir an diesem Tag Defizite“, erklärt Arne Kühr aus dem ThSV-Trainerteam mit Blick auf die vielen Gegentore aus dem Fernwurfbereich. Beim ThSV Eisenach II strahlte aufgrund seiner individuellen Qualitäten nur Philipp Emmelmann (8 Treffer) durchgehend Torgefahr aus dem Rückraum aus. Beim jungen Linkshänder Jonas Richardt wechselten Licht und Schatten. Mit der Rolle des alleinigen rechten Rückraumspielers schien er überfordert. (Tom Seifert fehlte.) Die Stärken von Hannes Iffert liegen am Kreis und nicht im Rückraum. Tauchte er am gegnerischen Kreis auf, brannte es lichterloh. Allerdings, nicht alle Zuspiele erreichten den 19-Jährigen. Die Abwehr der Hausherren um den nur für Defensivaufgaben eingewechselten Jan Vanek, Sohn des einstigen Eisenacher Bundesligaspielers und Trainers Zdeno Vanek, war sehr aufmerksam, hatte die Wartburgstädter in den vorangegangenen Spielen studiert. „Wir konnten unser Leistungsoptimum nicht erreichen“, bekannte Arne Kühr. „Phasenweise gute Lösungen reichten nicht aus“, fügte der Co-Trainer der Zweitbundesliga-Mannschaft hinzu.

Letztendlich sind wir an unserer Chancenverwertung gescheitert. Der streckenweise Einsatz des 7. Feldspielers wirkte als belebendes Element, bilanzierte Benjamin Riemann aus dem Trainerteam.

Insbesondere von den Außenpositionen und vom Kreis ließ der ThSV Eisenach II zu viele Torchancen aus.

Anzeige

Weichenstellung zu Beginn der zweiten Halbzeit
Eine Vorentscheidung fiel im ersten Abschnitt der zweiten Halbzeit. Sascha Kleint, mit Startschwierigkeiten, im zweiten Abschnitt zu gewohnter Leistungsstärke findend, hatte nach Regelwidrigkeit gegen Hannes Iffert „humorlos“ von der Siebenmeterlinie zum Anschlusstreffer eingenetzt (14:13, 33.). Es folgte ein furioser Zwischenspurt der seit dieser Saison von Ralph Börmel betreuten Zeiss-Städter. Ihre Stärken voll einsetzend zogen sie auf 23:18 (41.) davon. Die Eisenacher indes brachten das Leder nicht unter. Die Würfe wurden geblockt, waren der Türöffner für Gegenstöße. Hagen Rose (13 Treffer) gelang alles, er traf wie im Rausch. Eine Eisenacher Auszeit und ein Torwartwechsel, Sebastian Brand löste den im ersten Abschnitt starken Lars Kremmer (9 Paraden bis zum Seitenwechsel) ab, doch die Hausherren ließen sich ihr Torpolster nicht mehr entreißen. Mit Ballstafetten auf Linksaußen Sascha Kleint hatten die Eisenacher ein Rezept gefunden. Eine Aufholjagd fand nicht statt; auch, weil die Schiedsrichter Klich/Pfefferkorn zwei heftig umstrittene Zeitstrafen verhängten, der ThSV Eisenach in doppelter Unterzahl auf dem Parkett stand, bei einem siebenmeterwürdigen Foul an Sascha Kleint der Pfiff ausblieb. Der Versuch, mit einer offensiven Deckung im Schlussgang noch das Blatt zu wenden, misslang. Die Hausherren ließen einem Eisenacher Treffer prompt einen eigenen folgen, steckten auch die Verletzung ihres Spielgestalters Malte Hansemann (55.) weg. Jonas Richardt donnerte das Leder in die Werbetransparente über dem Tor, ein Emmelmann-Ball landete am Holz.

Platztausch in der Tabelle
Eine überaus torreiche zweite Halbzeit, in separater Wertung 19:19, endete mit der ersten Saisonniederlage des ThSV Eisenach II.  Der HBV Jena überholte aufgrund der besseren Tordifferenz den ThSV Eisenach II in der Tabelle, belegt nun Platz 2 (beide 12:0 Punkte). Sergio Casanova sammelte die Trommeln wieder ein, baute die Versorgungstische und schloss den Regieraum ab. Bis zur vom HBV Jena spätestens  in 8 Jahren angepeilten Handballbundesliga ist es noch ein weiter Weg. In einer Stadt, in der Fuß- und Basketball im Sport regieren. Das Spitzenspiel in der Handball-Thüringenliga der Männer wollten gerade einmal 150 Zuschauer sehen; das waren dennoch nahezu doppelt so viele wie beim Heimspiel zuvor…

Bei Würfen von Außen ohne Zielwasser
Nach ausgeglichener Auftaktphase (4:4, 10.) klemmte es beim ThSV Eisenach II, mit Sascha Kleint- und Links- und Philipp Urbach auf Rechtsaußen, Hannes Iffert, Philipp Emmelmann und Jonas Richardt im Rückraum, Tim Voigt am Kreis und Lars Kremmer, an der Torwurfeffizienz, fehlte es  – ohne das sonstige Klebemittel –  an der Passgenauigkeit. Insbesondere von Linksaußen brachten Sascha Kleint und Steven Wagner, freilich oft aus ganz spitzem Winkel, das Leder nicht am guten Keeper vorbei. Mit ihrem schnellen und dynamischen Handball brachten die Hausherren ihre torgefährlichsten Spieler in Position. Malte Hansemann traf per Gegenstoß zum 7:4 (15.). Trotz allen energischen Bemühens und mehrmaligen Anschlusstreffer, den Mannen von der Wartburg gelang bis zum Ende kein einziges Mal mehr der Gleichstand. Ihr Angriffsspiel wurde durch die Hereinnahme des 7. Feldspielers (Pierre Jauernik) kreativer, aber nur selten mit dem erfolgreichen Torwurf gekrönt. Die Jenenser, mit einem Angriffs- und Deckungswechsel operierend,  waren bei Zuspielversuchen zum Kreis hellwach, ergatterten das Leder und setzten zum erfolgreichen Gegenstoß an, wie beim 13:8 (28.). Treffer von Philipp Urbach und Philipp Emmelmann ließen den ThSV Eisenach II bei den Pausengetränken hoffen.

Nach Anschlusstrefferdie wohl spielentscheidenden Patzer
Mit frischem Schwung und dem zweifachen Anschlusstreffer startete der ThSV Eisenach II in die zweiten 30 Minuten – doch patzte dann.  Binnen 180 Sekunden trafen die Gastgeber vom 14:13 (33.) zum 17:13 (36.). „In wenigen Sekunden zerstörten wqir unsere gute Arbeit der Minuten vor und nach der Pause“, ärgerte sich Benjamin Riemann. Der HBV Jena hatte die Weichen gestellt und rollte zielstrebig auf diesen Schienen weiter.

Nun kommt der verlustpunktfreie Tabellenführer
Mit hochkarätigen Gegnern geht es für den ThSV Eisenach II weiter. Am Sonntag, 06.11.2016 kommt der weiterhin verlustpunktfreie Tabellenführer VfB Mühlhausen in die Werner-Aßmann-Halle (Anwurf 16.00 Uhr). Mit 14 Treffern des im Vorjahr noch das ThSV-Trikot tragenden Marcus Collatz bezwang der VfB TM Mühlhausen den SV Town & Country Behringen/Sonneborn klar mit 37:28, thront mit 14:0 Punkten an der Tabellenspitze.

Statistik
HBV Jena: Krause, Wiersbin; Hansemann (6), Gottschalk, Richter, Grau, Wetzel, Beketov (3), Vanek, Köppen (1), Le (3), Rose (13/3), Langer (4), Fazik (2)
ThSV Eisenach II: Kremmer, Brandt; Iffert (2), Jauernik, Urbach (2), Emmelmann (8), Voigt (3), Wagner, Kreutzer, Krajewski, Richardt (6), Kleint (8/4)
Siebenmeter: HBV Jena 5/3 – ThSV Eisenach II 4/4
Zeitstrafen: HBV Jena 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach II 5 x 2 Min.
Schiedsrichter: Klich/Pfefferkorn
Zuschauer: 150 in der Werner-Seelenbinder-Halle Jena

Foto: Philipp Emmelmann netzte im Spitzenspiel 8 Bälle ein, doch die Punkte blieben in Jena.

Anzeige