So richtig weg war ich nicht!

Stanislaw Gorobtschuk kehrt zu zwei Lieben zurück, gehört wieder zum Torhüterteam des ThSV Eisenach

Torhüter Stanislaw Gorobtschuk feierte mit dem ThSV Eisenach zwei Erstbundesliga-Aufstiege, 2013 und 2015. Sein Vertrag nach der Aufstiegssaison 2014/2015 in Eisenach wurde nicht verlängert. Die Frage „aus Leistungsgründen“ könne er selbst nicht beantworten, da müsse schon der damals verantwortliche Trainer gefragt werden. Die Nichtverlängerung lag ihm ganz schwer im Magen, war er doch im Saison-Schlussgang mit beständig guten Leistungen einer der Erfolgsgaranten. „Das ich sauer war, wohl verständlich, doch bei anderen Teamkollegen wog die Nichtverlängerung noch schwerer, die sich dadurch plötzlich persönlich in einer ganz schwierigen Situation befanden“, verweist Stanislaw Gorobtschuk auf die 8 und 10 Jahre das Eisenacher Trikot tragenden Rückraumspieler Girts Lilienfelds (jetzt HSC Coburg) und Tomas Sklenak (jetzt TV Hüttenberg). Beide langjährigen Eisenacher Rückraumspieler fanden dann im HSC Coburg und TV Hüttenberg neue Vereine, erhielten dort längerfristige Verträge. Stanislaw Gorobtschuk nahm ein Angebot von der nach einem einjährigen Intermezzo aus dem Oberhaus in die 2. Handballbundesliga abgestiegenen SG BBM Bietigheim an. „Letztendlich war das gar nicht so übel. Ich konnte in der 2. Liga spielen, neue Erfahrungen sammeln, viele Freundschaften knüpfen, mich menschlich und sportlich weiter entwickeln“, argumentiert Stanislaw Gorobtschuk in diesen Tagen. Die Worte fallen leicht, ist er doch nach Eisenach zurückgekehrt.

Derzeit kuschelig eng
„So richtig weg war ich  ja eigentlich nicht“, erklärt der in Frankfurt/Oder geborene und im Sommer 2009 vom VfL Gummersbach in die Wartburgstadt gekommene 28-jährige Keeper. Die Liebe zu seiner Freundin führte ihn während des Engagements bei der SG BBM Bietigheim immer wieder nach Eisenach. Nach der Saison 2015/2016 war im Männerbereich der SG BBM Bietigheim Abspecken und für die neue Spielzeit Sparkurs angesagt. Der Vertrag mit Stanislaw Gorobtschuk wurde nicht verlängert. „Mir lagen mehrere Angebote vor, doch der erste Ansprechpartner war der ThSV Eisenach“, berichtet Stanislaw Gorobtschuk. „Wir kennen seine Qualitäten. Da er aus persönlichen Gründen unbedingt nach Eisenach zurück wollte, führten die Wege zusammen“, berichtet Karsten Wöhler, der Manager des ThSV Eisenach. Derzeit ist es für Stanislaw Gorobtschuk, seine Freundin und einem kleinen Hund „kuschelig eng“, bewohnen sie eine Ein-Raum-Wohnung. Doch das soll sich möglichst rasch ändern. Trainer Christoph Jauernik bescheinigt ihm besonders engagiertes Training. Die Rückkehr zu zwei Lieben, zu seiner Freundin und zum ThSV Eisenach beflügelt!

Ins Tor gewandert, weil die kurze Hose fehlte
Im Alter von 12 Jahren begann Stanislaw Gorobtschuk, inspiriert durch seinen Bruder,  beim Eisenbahn-Sportverein Frankfurt/Oder (erster Übungsleiter war Dietmar Riedel). Zuerst spielte er auf Linksaußen. Zu einer der Trainingseinheiten hatte er statt einer kurzen eine lange Hose in der Sporttasche. Damit war er prädestiniert für das Tor. Und dabei blieb es dann auch. Vor seiner Handballzeit betätigte er sich sportlich beim Ringen und beim Judo. Über den LHC Cottbus wechselte Stanislaw Gorobtschuk als 17-Jähriger zum VfL Gummersbach, einem Verein mit klangvollem Namen. Ein Jahr später unterzeichnete er hier den ersten Profivertrag. Von 2009 bis 2015 bildete er zunächst einige Jahre mit Radek Musil und zuletzt mit Rene Villadsen das Torhütergespann beim ThSV Eisenach. Die stimmungsvolle Eisenacher Kulisse, das besondere Flair der Werner-Aßmann-Halle haben es ihm besonders angetan. Beides hatte er im vergangenen Jahr doch sehr vermisst!

Nichts übers Knie brechen
„Ich freue mich riesig, wieder vor diesen Fans spielen zu dürfen“, erklärt Stanislaw Gorobtschuk mit leuchtenden Augen. Mit dem Abstieg aus der DKB Handball-Bundesliga endete das Arbeitsverhältnis mit Svetislav Verkic (inzwischen bei der MT Melsungen). Dadurch wurde eine Torhüterposition beim ThSV Eisenach frei. Frei für die Rückkehr von „Stani“!  „Na klar, auch ich hege die Hoffnung, in absehbarer Zeit mit dem ThSV Eisenach wieder in die Eliteliga aufzusteigen. Doch das ist aus meiner Sicht nicht verpflichtend gleich für das erste Jahr. Die Mannschaft muss aus innen heraus zusammenwachsen, nicht durch externe Spieler zum Aufstieg verdammt werden“, schildert Stanislaw Gorobtschuk die Situation aus seiner Sicht. „Alle haben durch unseren neuen Trainer wieder Spaß am Handball gefunden. Sehr wichtig, es gibt keine sprachlichen Barrieren. Alle arbeiten fleißig mit“, berichtet Stanislaw Gorobtschuk. „Wir haben eine gute Mischung, mit jungen und erfahrenen Spielern, die sich innen heraus steigern, Qualität entwickeln kann. Christoph Jauernik gibt jungen Spielern eine Chance. Hut ab vor der Courage, unterstreicht Stanislaw Gorobtschuk.“

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Was seine eigene Rolle betrifft?

Ich hoffe, wie in früheren Jahren mit Radek Musil und dann mit Rene Villadsen ein sich gut ergänzendes Torhüterteam mit Jan-Steffen Redwitz und dem jungen Sebastian Brand zu bilden. Eine gute Abwehr mit guten Torhütern gehörte in den Zweitbundesliga-Jahren stets zu den Stärken des ThSV Eisenach.

Wie sieht Stanislaw Gorobtschuk die 2. Liga in der anstehenden Saison?

Fast alle trainieren fast professionell, 5 bis 7-mal in der Woche. Es wird keine einfachen Spiele geben. Das muss jeder wissen. Der TuS Nettelstedt-Lübbecke muss sich auch aufgrund seines herausragenden international erfahrenen Torhüterduos mit der Favoritenrolle abfinden.

Auf den ThSV Eisenach bezogen:

Wir müssen das in der Vorsaison enttäuschte Publikum zurückgewinnen. Das ist ganz wichtig. Das Testspiel gegen den SC Magdeburg und das eigene Turnier mit zusammen über 2.000 Zuschauern und die tolle Stimmung auf den Rängen haben gezeigt, die Eisenacher Fanschar steht voll hinter dem neuen Weg. Einen Aufstieg auf Biegen und Brechen zu erzwingen, auch aus den jüngsten Erfahrungen heraus, wäre der falsche Weg, betont Stanislaw Gorobtschuk.

„Ich werde wohl ein paar Sprints mehr machen!“
„Da muss man nicht so viel laufen“, heißt es zumeist über Torhüter im Fuß- und Handball. Durch die Regeländerungen im Handball, mit der Möglichkeit eines 7. Feldspielers, sind bei den Torhütern auch läuferische Qualitäten gefragt. „Ich werden ein paar Sprints mehr machen“, schmunzelt Stanislaw Gorobtschuk. Die Regeländerung eröffne neue taktische Möglichkeiten, allerdings werde ein gut funktionierendes Spiel verändert, unnötig kompliziert. Dafür habe er kein Verständnis. „Die Schiedsrichter, Zeitnehmer und Sekretäre müssen die schwerverdauliche  Suppe mit auslöffeln“, ergänzt der Eisenacher Schlussmann.

Foto: Stanislaw Gorobtschuk beim jüngsten Testspiel des ThSV Eisenach gegen den SC Magdeburg

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