Spielerische Fortschritte unverkennbar

Ganz viel Last lag auf wenigen Schultern – Verletztenmisere verhinderte bessere Ausbeute

Da gibt es keine zwei Meinungen: Nach einem erneuten personellen Schnitt nach dem zweiten Abstieg aus der DKB Handball-Bundesliga binnen vier Jahre weist der ThSV Eisenach unter dem neuen Trainergespann Jauernik/Kühr klare spielerische Fortschritte auf.

Es wächst was zusammen, wir blicken optimistisch in die Zukunft, fasst Heimkehrer Stanislaw Gorobtschuk die Situation in Worte.

Zweifellos ein Vorteil, alle im Kader sind der deutschen Sprache mächtig. Der neue Kurs, mit jungen hungrigen deutschen Spielern und einigen wenigen international erfahrenen Haudegen, findet allenthalben Zustimmung. Aus dem eigenen Nachwuchs rückten Hannes Iffert, Jonas Richardt und Sebastian Brand (nach kurzem Abstecher von den Füchsen Berlin zurück) in den Zweitligakader, schnupperten andere (Jonas Bogatzki, Jan Minas, Luca Baur, Maximilian Manys) schon einmal herein. Der treue Sponsorenpool unterstützt den Weg, neue Partner kommen hinzu!

Über 14.000 Zuschauer pilgerten zu den 8 Heimspielen in die Werner-Aßmann-Halle. Sie sahen sieben Siege! Nur Titelfavorit TuS Nettelstedt-Lübbecke mussten sie personell „auf dem Zahnfleisch kriechend“ den Vortritt lassen. Christoph Jauernik greift immer wieder in die Taktikkiste, hat den mancherorts verpönten Einsatz eines zusätzlichen Feldspielers als neues taktisches Mittel eingeführt. „Das hat uns zu etlichen Punktgewinnen verholfen“, unterstreicht  Manager Karsten Wöhler, selbst viele Jahre als kampfstarker Linksaußen im Oberhaus am Ball. Das verletzungsbedingt Fehlen von Stammkräften über längere Zeiträume zwang zum Improvisieren, konnte freilich nicht vollends kompensiert werden! Ganz viel Last lag auf wenigen Schultern! Zum Jahreswechsel stehen Daniel Luther, Jonas Richardt, Tom Seifert, Dirk Holzner und Willy Weyhrauch auf der Langzeitverletztenliste!

Foto 2: Marcel Schliedermann schlüpfte schon vielfach in die Rolle des Leaders.

Rückbesinnung auf alte Tugenden

Ich freue mich, dass wir uns wieder besinnen, eigene Talente in die 1. Mannschaft einzubauen – eine Sache, die wir in der Vergangenheit oft stiefmütterlich behandelt haben. Ich glaube fest daran, dass der mit einem jungen Trainer aus dem eigenen Stall eingeschlagene Weg schwer, aber langfristig der erfolgversprechende sein wird. Mit diesem Weg steigen die Bindung und die Identifikation zwischen Mannschaft, Trainer und der Region. Ein unschätzbarer Vorteil, unterstrich jüngst Günter Oßwald, Premiumpartner, Gesellschafter und seit über 20 Jahren dem ThSV Eisenach mit seinem Unternehmen „Oßwald – Fahrzeugteile und technischer Handel“ tatkräftig zur Seite stehend.

Duje Miljak – der Mann der Hinrunde
Rückkehrer Duje Miljak legte das Klischee des Nur-Abwehrspezialisten ab, wuchs im Angriff in die Rolle des Denkers und Lenkers sowie des Vollstreckers. Diese Rolle behagt dem Linkshänder offensichtlich. Bei seinem vorherigen Engagement in Eisenach (2011 bis 2013) wurde er zum reinen Abwehrspieler degradiert – und kehrte dem ThSV Eisenach den Rücken. „Duje Miljak ist der Mann der Hinrunde“, erklärte Christoph Jauernik beim bestbesuchten Sponsorenstammtisch im Eisenacher Hotel „Sophienaue“. Als Volltreffer erwies sich zugleich die Verpflichtung von Matthias Gerlich (vom HSC Coburg). Der Rückraum-Linke schwang sich zum Top-Torjäger der Liga auf. Seine Verletzung traf die Eisenacher besonders hart. „Er wird zu seiner Leistungsstärke finden, da bin ich mir sicher“, betont Christoph Jauernik. Kapitän Daniel Luther streifte das Vorjahres-Trauma ab, zahlte das Vertrauen des Trainers mit Leistung zurück, schmetterte beim Remis in Bietigheim gleich 10 Bälle ins Netz, verletzte sich eine Woche später im Auswärtsspiel beim TV Hüttenberg schwer. Er fällt bis zum Saisonende aus. Kreisspieler Nicolai Hansen, durch Ernährungsumstellung sein Körpergewicht auf 98 Kilo reduzierend, wurde auf und neben dem Parkett eine echte Führungspersönlichkeit. Marcel Schliedermann hat kräftig an seiner Athletik gearbeitet und davon profitiert. „In vielen Spielen wuchs er schon in die Rolle des Leaders“, befand Christoph Jauernik. Durch die längerfristige Verletzung von Dirk Holzner muss Adrian Wöhler die Aufgaben auf Linksaußen allein bewältigen, löst das mit konstant guten Leistungen in der Abwehr und im Angriff. Marcel Niemeyer, aus dem Lipperland unter die Wartburg gewechselt, entwickelt sich zu einem wichtigen Faktor im Angriff (am Kreis) und in der Abwehr (im Deckungs-Innenblock). Die „solide haltenden Torhüter“, so Trainer Christoph Jauernik, profitierten von der guten Abwehr vor ihnen, insbesondere vom Innenblock mit Duje Miljak. Nicolai Hansen und Marcel Niemeyer. Spielgestalter Olafur Bjarki Ragnarsson laborierte an einer schwierigen Rückenproblematik, fehlte längere Zeit und vermochte danach sein Potential nicht annähernd abzurufen. „Er muss jetzt an seiner Athletik, an seiner Fitness arbeiten. Er ist ein Super-Handballer, den wir unbedingt brauchen“, hebt Christoph Jauernik hervor. „Nick Heinemann, inzwischen mit Volltime-Job im Berufsleben, hält sich bereit, ist zur Stelle, wenn wir ihn brauchen. Im Auswärtsspiel in Emsdetten gelangen ihm zwei ganz wichtige Ballgewinne“, erklärt Christoph Jauernik.

Foto 3: Der junge Trainer Christoph Jauernik (li, 32 Jahre) und sein verlängerter Arm auf dem Parkett, Routinier Duje Miljak (33 Jahre).

Bestmögliche Platzierung im oberen Drittel bleibt das Ziel
Mit der Zielstellung „oberes Tabellendrittel“ sind die Wartburgstädter in die Saison gestartet. Sie wurden von einer nicht endenwollenden Verletztenmisere heimgesucht. Gleich mehrere Stammkräfte (Ragnarsson, Hansen, Luther, Gerlich, Holzner, Weihrauch, dazu Youngster Richardt)  fehlten über Wochen. „Nach einer schwierigen Anfangsphase, auch durch die personellen Wechsel mit einem neuen Deckungs-Innenblock, fanden wir in die Erfolgsspur. Doch dann fehlten uns verletzungsbedingt mehrere wichtige Spieler  gleichzeitig. Darunter litt auch die Trainingsqualität. Wir hätten sonst, da bin ich mir sicher, mehr Punkte und damit eine bessere Platzierung vorzuweisen“, analysiert Keeper Jan-Steffen Redwitz. Der ThSV Eisenach überschreitet mit 20 Pluszählern auf Platz 8 die Schwelle zum neuen Kalenderjahr. „Das ist ein Zwischenstopp, angesichts unserer personellen Probleme bin ich zufrieden“, erklärt Manager Karsten Wöhler.

Unser Ziel bleibt das obere Tabellendrittel, mit der bestmöglichen Platzierung. Bei nur 4 Zählern Rückstand auf Platz 4 und noch 11 Heimspielen ist das umsetzbar. Erst im Juni wird abgerechnet, betont Karsten Wöhler. In zwei  bis drei Spielen war mehr möglich, räumt Christoph Jauernik selbstkritisch ein.

Der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber, Lehrer für Sport und Mathematik am Martin-Luther-Gymnasium in Eisenach, denkt da insbesondere an die Auswärtsspiele in Ferndorf, Neuhausen und auch Dessau. Ein Jammern gab es bei ihm nicht. Improvisationsvermögen, im Training und im Wettkampf, war angesagt. „Unser gesamter Trainerstab half beim Improvisieren“, unterstreicht Karsten Wöhler. Nicht selten trainierten das Zweitbundesligateam mit der zweiten Mannschaft (Thüringenliga) und der A-Jugend (Nachwuchsbundesliga) zusammen. Christopher Kaufmann, im Sommer seine Handball-Laufbahn in der 5. Liga (beim VfB Mühlhausen) eigentlich beendend, ehrenamtlich – neben dem täglichen beruflichen Pensum –  als Fußball-Übungsleiter bei einem Kreisoberligisten, hilft aus.

Großer Dank gebührt unserem Physiotherapeuten-Team sowie der Sportklinik Erfurt mit unserem Mannschaftsarzt Dr. Tilo Trommer, will Christoph Jauernik unbedingt vermerkt wissen. In diesen Dank bezieht er das ganze Team um das Team ein.

Titelfoto: Hannes Iffert, der junge Kreisspieler aus dem eigenen Nachwuchs.