Standing Ovations zum Jahresausklang

Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach verabschiedete sich mit einem 28:22 (16:11)-Erfolg über den Tabellen-Dritten TV Bittenfeld aus dem Kalenderjahr 2010 und behauptete damit den so wichtigen 9. Tabellenplatz, der zum Saisonende die Qualifikation für die neue eingleisige 2. Handballbundesliga bedeuten würde. Die Wartburgstädter boten eine überzeugende Leistung in Abwehr und Angriff, wurden von der Saisonrekordkulisse von 2160 Zuschauern mit standing Ovations verabschiedet.
Die herzlich begrüßten langjährigen Eisenacher Erstligaspieler Jörn Schläger, Stephane Joulin und Sergio Casanova waren angetan von der Leistung ihrer Nachfolger und der stimmungsvollen Kulisse. In gecharterten Sonderbussen waren die Handballenthusiasten aus allen Himmelsrichtungen zum Eisenacher Handballtempel gepilgert.
Werner Hartung, der Bürgermeister von Gerstungen, kam mit einem vollbesetzten Sonderbus. Und auch der SVH Kassel, der Ex-Verein von Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, hatte einen Sonderbus ins Thüringische organisiert. Frank Ihl, einst Spieler und Trainer beim ThSV Eisenach, jetzt Coach beim in der Mitteldeutschen Oberliga spielenden HSV Bad Blankenburg, schaute herein. Auch zahlreiche ehemalige ThSV-Spieler jüngster Zeit, wie Manuel Blezinger, Julian Krüger und Robert Weiß, waren in ihre einstige Heimstätte gekommen. Die Partie zwischen den Feiertagen nutzten auch viele selbst aktive Handballer aller Altersgruppen, die an den samstäglichen Spieltagen selbst am Ball sind, um den ThSV Eisenach zu sehen. Sie alle waren hellauf begeistert, feierten bis in die Morgenstunden bei einer Aftergame-Party mit Andreas Rückewold von Antenne Thüringen im Foyer oder in der ThSV-Sportlerklause. Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson schüttelte bis weit nach Mitternacht viele Hände, wurde immer wieder zum Gespräch gebeten und kam dem gern nach.

Emotional bewegter Eisenacher Trainer verteilt Komplimente
«Der ThSV Eisenach war vor einer fantastischen Kulisse das in allen Belangen bessere Team», anerkannte Bittenfelds Trainer Klaus Hüppchen die Leistung der Gastgeber. «Wir wollten die Eisenacher Mannschaft und ihre Fans als zusätzlichen Faktor nicht in Fahrt kommen lassen. Das ist uns nicht gelungen», fügte Klaus Hüppchen an, der mit Günter Schweikardt ein Trainerduo beim TV Bittenfeld bildet. Die Gäste mussten frühzeitig auf ihren torgefährlichen Rückraumspieler Dominik Weiß verzichten, der nach drei Treffern in der Anfangsphase mit einem Mittelhandbruch ausscheiden musste. «Dieser Ausfall schmälert in keinster Weise die Leistung des ThSV Eisenach», betonte Klaus Hüppchen.
«Wir haben diszipliniert und konsequent gespielt. Ein großer Schritt in die richtige Richtung», strahlte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach. Er lobte ausdrücklich Alexander Koke für dessen überragende Leistung als Spielmacher. «Eryk Kaluzinski fand nach einem kleinen Tief in den letzten Begegnungen wieder zu seiner normalen Stärke. Die Abwehr mit zwei guten Torhütern stand sehr kompakt. Wir konnten erfolgreich das Bittenfeld sonst auszeichnende Spiel über die Kreismitte unterbinden. Der junge Gabor Langhans gefiel im Deckungsinnenblock, markierte aber auch selbst wichtige Treffer», resümierte Adalsteinn Eyjolfsson und bezeichnete die 60 Minuten als «großen Schritt in die richtige Richtung».
Emotional sichtlich berührt, verteilte der Isländer während der über den Hallenlautsprecher übertragenen Pressekonferenz reichlich Komplimente und Dankesworte. «Kompliment an meine Mannschaft und diese einzigartigen Fans. Dank an die vielen ehrenamtlichen Helfer, die die Organisation unserer Heimspiele absichern. Es ist ein Genuss, hier spielen zu dürfen. Dank an den Präsidenten und den Geschäftsführer, die dafür sorgen, dass wir in Ruhe arbeiten können.»
Nach einer Verschnaufpause zum Jahreswechsel steigt das ThSV-Team in die Vorbereitung der Fortsetzung der Punktspiele Anfang Februar fort. «Wir werden viel auswärts trainieren, um unserer Auswärtsschwäche zu Leibe zu rücken», erklärte Adalsteinn Eyjolfsson mit einem zwinkernden Auge, zugleich mit der Hoffnung, eine auch von seinem Kapitän Benjamin Trautvetter angekündigte kleine Erfolgsserie zu starten. Und die geht nur mit erfolgreichen Auftritten auch in fremden Hallen. Auf Reisen geht es dann auch zum ersten Punktspiel im neuen Jahr, am 05.02.2011 zum fränkisch-thüringischen Nachbarschaftsvergleich beim HSC Coburg. Der ThSV Eisenach bemüht sich um ein größeres Eintrittskartenkontingent, das Fanprojekt bietet die Mitfahrt im Sonderbus an.

Der Kapitän gibt die Richtung vor
In einer von beiden Seiten einsatzstark, aber überaus fair geführten Partie (insgesamt nur drei Zeitstrafen), die in Markus Kropp und Sebastian Siebert zwei vorzügliche Referees hatte, gab Eisenachs Kapitän Benjamin Trautvetter sofort die Richtung vor. Erstmals wieder in der Startformation versenkte er gleich drei Bälle einsatzstark und spektakulär vom Kreis zum 4:1 (5.). Da war sofort Feuer unter dem Hallendach! Die Gäste beorderten den körperlich robusten Simon Baumgarten an die Kreismitte. Dominik Weiß zog bis zu seinem frühzeitigen verletzungsbedingten Ausscheiden erfolgreich aus dem Rückraum ab. Bis zum 6:5 (14.) blieb der Tabellen-Dritte aus Baden-Württemberg auf Tuchfühlung. Gegen die temposcharfen Angriffszüge der Eisenacher mit ständiger Rotation auf allen Positionen waren sie zunehmend überfordert. Eryk Kaluzinski hatte das Zielwasser wieder gefunden. Der Schwarzschopf schmetterte im Doppelpack aus dem Rückraum zum 8:5 (16.) ein. Alexander Koke ließ sich durch zwei Holztreffer nicht beirren, kurbelte mit Übersicht das Angriffsspiel der Hausherren an. Die Abwehr verengte die Räume, unterband die Ballpassagen der Gäste. Nach einem Tempogegenstoß über Nick Heinemann netzte Eryk Kaluzinski zum 13:7 (22.) ein. Das Bittenfelder Trainerduo Schweikardt/Hüppchen zückte die grüne Karte. Ein Wechsel auf der Regieposition, Jürgen Schweikardt für Florian Schöbinger, hatte nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Und auch die Auszeit änderte nichts an den Kräfteverhältnissen auf dem Parkett. Alexander Koke bediente den eingewechselten Petr Hruby, der Bittenfelds Schlussmann Bastian Rutschmann, der zum Saisonende zu Erstligist Göppingen wechselt, vom Kreis zum 14:9 keine Abwehrchance ließ (26.). Der Treffer zum 26:10 war so richtig nach dem Geschmack des Eisenacher Publikums! Einen von Bittenfelds Torhüter abgewehrten Ball erhechtete Alexander Schiffner und legte diesen an der Kreismitte lauernden Nick Heinemann ab, der zum 16:10 versenkte (28.).

Temposcharfer Kombinationswirbel und kompakte Abwehrarbeit
Deutlich spürbar, die Gäste kamen hoch motiviert aus der Kabine, agierten in der Abwehr mit mehr Biss. Entscheidend beeindrucken ließen sich die Eisenacher davon nicht. Der schnelle Girts Lilienfelds versenkte zum 17:11 (35.). Kombinationswirbel auf höchstem Tempo war angesagt. Gabor Langhans, der junge Linkshänder, ließ – fast schon abgedrängt – das Leder zum 20:15 (41.) im Netz zappeln. Der «neue» Deckungsinnenblock mit den jungen Gabor Langhans (21 Jahre) und Daniel Luther (23) funktionierte gut. Lediglich Adrian Wehner, mit neun Treffern bester Werfer der Gäste aus einem Vorort von Waiblingen, fand die Lücke und hatte das richtige Wurfrepertoire gewählt. Gabor Langhans legte zu Benjamin Trautvetter ab, der seinen Gegenspieler «vernaschte» und zum 23:18 vollendete (43.). Mit Diagonalpässen manövrierten die Gastgeber den Tabellen-Dritten aus. Beide Teams wechselten die Torhüter. Der erfahrene Radek Musil löste beim ThSV Eisenach den jungen Stanislaw Gorobtschuk ab und war sofort zur Stelle. Kurz nachdem Daniel Luther und Adrian Wöhler im ICE-Tempo das 27:19 markiert hatten (51.), blieb Radek Musil im Siebenmeterduell gegen Amor Gunnarsson Sieger und blieb auch gegen den frei vor ihm auftauchenden Florian Schöbinger Sieger. Die Beifallsstürme auf den dicht bevölkerten Rängen wuchsen zum Orkan an! Radek Musil streckte die Fäuste in die Höhe. Ein Lehrbeispiel modernen Angriffshandballs, der Eisenacher Treffer durch den von Rechtsaußen im Rücken der Abwehr eingelaufenen Nick Heinemann, der eine Ballstafette zum 28:21 (57.) vollendete.
Da feierten die 2160 hellauf begeisterten Zuschauer mit standing Ovations ihre Lieblinge. Bessere Werbung in eigener Sache konnte das ThSV-Team nicht betreiben. Die Aftergame Party im Foyer rundete einen vom ThSV Eisenach überaus gelungenen inszenierten Abend ab, der bei nicht weniger Appetit auf Mehr im neuen Jahr gemacht haben dürfte.

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Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil (ab 42.); Trautvetter (5), Sklenak (1), A. Wöhler (1), Koke (2/2), Luther, Bitterlich, Kaluzinski (7), Hruby (2), Schiffner (1), Langhans (2), Heinemann (5), Lilienfelds (2)

TV Bittenfeld: Rutschmann, Sdunek (ab 42.); Schimmelbauer, Schöbinger (3), Forstbauer (2), Weiß (3), Gille, Schweikardt (1), Gunnarsson (2/1), Heib, Baumgarten (3), Wehner (8), Seiz

Zeitstrafen: Eisenach 2 x 2 Min.; Bittenfeld 1 x 2 Min.

Siebenmeter: Eisenach 2/2; Bittenfeld 2/1

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