Stefan Kneer kam als B-Jugendlicher ins Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach

Mit den Rhein-Neckar Löwen kehrt er als designierter Meister zurück

Stefan Kneer kam im Jahr 2002 als B-Jugendlicher aus dem heimischen Sinzheim zum Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach, bezog Quartier im Sportinternat, schloss das Abitur am Elisabeth-Gymnasium, Kooperationspartner des ThSV Eisenach, mit „Sehr gut“ ab. Frühzeitig rückte er in den Bundesligakader des ThSV Eisenach, bestritt mit 17 Jahren sein erstes Erstbundesligaspiel mit dem ThSV Eisenach zur Einweihung der neuen Campus-Halle in Flensburg. Danach folgten Stationen in Balingen, Großwallstadt und Magdeburg,  ehe der zweifache Familienvater im Sommer 2014 zu den Rhein-Neckar Löwen wechselte. Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab der 1,94 Meter große Baden-Württemberger im April 2007 gegen die Schweiz. Jetzt steht der sympathische Rückraumspieler mit den Rhein-Neckar Löwen kurz vor der so heiß ersehnten Deutschen Meisterschaft. Am Mittwoch, 04.05.2016 gastiert Stefan Kneer mit den Rhein-Neckart Löwen als haushoher Favorit beim abstiegsbedrohten ThSV Eisenach (Anwurf um 19.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle). Nach der Saison wechselt Stefan Kneer zur HSG Wetzlar.

Wir sprachen mit Stefan Kneer vor der Rückkehr an seine einstige Wirkungsstätte:

Wie geht es der jungen Familie Kneer, was macht der Nachwuchs?
Uns geht es bestens. Unsere beiden Kinder,  jeweils Mitte August geboren, entwickeln sich prächtig. Gregor, unser Junge, ist derzeit 8 ½ Monate, unser Mädchen Emilie ist fast auf den Tag genau zwei Jahre älter.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Werden die Rhein-Neckar Löwen in diesem Jahr Deutscher Meister?
Das ist unser großes Ziel. Wir haben alles selbst in der Hand, benötigen keine Schrittmacherdienste. Wenn wir jedes unserer noch sechs Punktspiele gewinnen, heißt der Deutsche Meister Rhein-Neckar Löwen! Wir denken von Spiel zu Spiel, zumal wir noch ein schweres Restprogramm haben. Wir haben einen noch besseren Kader wie im Vorjahr, spielen konstanter.

Was zeichnet das Team aus, was hat sich verbessert gegenüber den Vorjahren?
Wir haben die Spielphilosophie des im Sommer 2014 zu uns gestoßenen Trainers Nikolaj Jacobsen vollkommen verinnerlicht. Unsere Neuzugänge haben sich hervorragend integriert. Wir haben uns in der Abwehr gesteigert. Alles läuft rund. Sicherlich von Vorteil, der Kern der Mannschaft spielt 4 bis 5 Jahre zusammen.

Die Einsatzzeiten von Stefan Kneer bei den Rhein-Neckar Löwen sind weniger geworden; auch ein Grund für den Wechsel zur HSG Wetzlar?
Die Gespräche liefen im November und Dezember letzten Jahres. Da stand ich noch auf dem Parkett.  Was meine Zukunft betrifft, wollte ich nicht bis zum März oder April dieses Jahres warten. Ob meine wenigen Einsatzzeiten mit dem seinerzeit verkündeten Wechsel zu tun haben, da bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich glaube es nicht.

Weshalb entschieden Sie sich mit 30 Jahren zum Wechsel ins Hessische?
Aufgrund des Absprungs eines Sponsors lag mit seinerzeit kein Angebot der Rhein-Neckar Löwen vor. Doch ich wollte seriös planen können. Die Kontakte zur HSG Wetzlar intensivierten sich. Ein sehr guter Verein, der stets aus den vorhandenen Mitteln ein Optimum macht, dessen Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Bei der HSG Wetzlar bietet sich mir die gute Möglichkeit, mich auf diesem überaus interessanten Weg einzubringen. Der Wechsel zur HSG Wetzlar war zu diesem Zeitpunkt die beste Alternative.

Eine Rückkehr zum ThSV Eisenach stand nicht zur Debatte?
Dieser Gedanke spielte keine Rolle. Ohne dem ThSV Eisenach nahe zu treten, die HSG Wetzlar ist die bessere Adresse, die bessere Alternative für mich.

Sie waren in ganz jungen Jahren im Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach, wohnten im Internat. Ist ein Sportinternat noch zeitgemäß?
Ein klares Ja! Ein Nachwuchsprojekt mit einem Sportinternat ist zeitgemäß! Es bietet Talenten ganz andere Möglichkeiten der Trainingssteuerung, der Trainingsabläufe, das Verbinden von Schule und Leistungssport und eines geregelten Tagesablaufes einschließlich Ernährung. .Zu meiner Jugendzeit begann die Entwicklung der Handballinternate gerade. Es gab wohl gerade zwei oder drei. Der ThSV Eisenach war Vorreiter. Mich für einen Wechsel zum ThSV Eisenach zu entschließen, war für meinen weiteren Werdegang ganz wichtig. Inzwischen hat fast jeder Handball-Bundesligist – in vielfältigen Formen,  ein Internat. Na klar, ein Handball-Bundesligist ist inzwischen ein Wirtschaftsunternehmen;  da gilt es abzuwägen, für was die finanziellen Mittel eingesetzt werden. Investitionen in den eigenen Nachwuchs sind Investitionen in die eigene Zukunft. Mir ist schon bewusst, dass es schwer ist, angesichts des Angebotes anderer Vereine, Talente für den ThSV Eisenach zu gewinnen. Die Konkurrenz aus Magdeburg, Berlin und Leipzig ist in den neuen Bundesländern groß.

Ein Wort zum Mittwochabend. An der haushohen Favoritenrolle der Rhein-Neckar Löwen gibt es wohl nichts herumzudeuteln?
Wir sind der klare Favorit. Wir wollen und müssen gewinnen, um unser Ziel zu erreichen. Im Vorjahr haben wir bei sogenannten Kleinen gepatzt, beispielsweise in Erlangen verloren. Es sind noch 6 Spiele bis zum Titel! Wenn wir unsere Leistung auf dem Parkett abrufen, dürfte es keinen Zweifel am Spielausgang geben. Wir wissen, für den ThSV Eisenach geht es um den Klassenerhalt, sicherlich voll besetzte Zuschauerränge werden für das Aßmann-Hallen-Fluidum sorgen. Wir müssen von Beginn den Kampf annehmen. Und das werden wir tun.

Titelfoto: Stefan Kneer vor 12 Jahren im Trikot des ThSV Eisenach

Foto 2: Kennen sich seit fast 15 Jahren: Thomas Levknecht (ThSV Eisenach) und Stefan Kneer, hier beim Hinspiel der Eisenacher in Mannheim im Herbst 2015