Strahlend blauer Himmel über Handball-Eisenach

Kann ein 83. Geburtstag für einen eingefleischten Fan des ThSV Eisenach schöner sein?
Otto Thees stand vor 54 Jahren im Fußballtor beim Vorspiel zur Eröffnung des Eisenacher Wartburgstadions, doch seine große Liebe gilt, neben der zu seiner Frau und seiner Familie, dem kleinen runden Leder. Seit Jahrzehnten fiebert er mit den Eisenacher Handballern, erst mit Motor und seit der Wiedervereinigung Deutschlands mit dem ThSV Eisenach. Viele Jahre unterstützt er den ThSV Eisenach ehrenamtlich bei der Organisation der Heimspiele, baute die Werbung auf und ist auch noch heute als Ordner in der von Sohn Manfred geleiteten Ordnergruppe dabei. Enkel Christian, inzwischen 29 Jahre, einst in der Jugend beim ThSV Eisenach am Ball, spielt in Magdeburg auf Freizeitebene Handball; also eine handballbegeisterte Familie. Seinen 83. Geburtstag verlebte Otto Thees, wie stets korrekt mit Krawatte, in der Werner-Aßmann-Halle, beim Heimspiel «seines» ThSV Eisenach, bejubelte mit den erneut über 1600 Zuschauern einen 35:24 (20:12)-Erfolg über Tuspo Obernburg.
«Wir können auf unsere Jungs wahrlich stolz sein. Fantastisch, welche Entwicklung die Truppe unter Trainer Maik Handschke genommen hat», erklärt Ott Thees mit strahlenden Augen.

Über Handball-Eisenach strahlt wahrlich die Sonne. Mit diesem souveränen Erfolg stockte der ThSV Eisenach seine Erfolgsserie auf 15:1 Punkte auf und kletterte auf Tabellenplatz 4. «Wir ließen uns nicht vom Tabellenplatz und der kargen Auswärtsbilanz zu einer Unterschätzung der Gäste hinreißen. Wir waren voll konzentriert bei der Sache. Unser Umschalten von Abwehr auf Angriff glich schon einer Lehrvorführung», strahlte ein aufgekratzter ThSV-Coach Maik Handschke. Mit ausgesprochen sauberer Abwehrarbeit (lediglich eine Zeitstrafe) im Zusammenspiel mit Torhüter Radek Musil stoppten die Gastgeber die Angriffsbemühungen der Römerstädter. Mit Ballbesitz ging die Post ab. Temposcharfe verwirrende Kombinationen lösten bei den Gästen geradezu Orientierungsschwierigkeiten aus. «Es ist uns einfach nicht gelungen, unsere Abwehr zu stabilisieren, die Angriffsflut der Eisenacher einzudämmen», gestand Thorsten Schmid, der Trainer von Tuspo Obernburg. Der gute Milos Hacko im Tuspo-Kasten, einst auch im Werrataler Gehäuse, verhinderte Schlimmeres für seine Farben. Eisenachs Aufbaureihe mit dem immer wieder explodierenden Tomas Sklenak, dem umsichtigen Spiellenker Pavel Prokopec und dem aus dem Rückraum scharf und platziert abziehenden Daniel Luther (9 Treffer) präsentierte sich in Galaform. Maik Handschke setzte auf Rotation, sowohl positionsbezogen als auch personell. Oldie Krisztian Szep-Kis sorgte bei seinen Kurzeinsätzen für überraschende Momente. Alexander Schiffner deutete seine Spielintelligenz auf der Regieposition an. Torgefahr von allen Positionen, die Gäste wussten sich mehrfach nur regelwidrig zu helfen. Die daraus resultierenden Überzahlsituationen nutzten die Gastgeber mit ungewohnter Effizienz. «Obernburg war chancenlos», bilanzierte Maik Handschke nüchtern. Mehr noch, den Gästen drohte gar die Rolle eines Sparringspartners, als Karsten Wöhler mit seinem Treffer zum 24:14 (39.) frühzeitig die Laola-Welle über die Traversen auslöste, Krisztian Szep-Kis listig zum 27:14 (45.) einlochte. Mit der Umstellung auf ein defensives Abwehrsystem entgingen die Obernburger einem Untergang. «Dadurch gelang es uns wenigstens, Eisenach nicht weiter enteilen zu lassen», erklärte bescheiden Thorsten Schmid. «Statt zu versuchen immer wieder über den Kreis spielen zu wollen, hätten wir in dieser Phase mehr aus dem Fernwurfbereich abziehen müssen», fand Maik Handschke einige wenige kritische Anmerkungen. Ein «fliegender» Tomas Sklenak sorgte mit seinem sechsten Treffer für den 35:24-Endstand. Da feierten die freudetrunkenen Fans bereits mit Standing Ovations ihr Team. Für Tuspo Obernburg wird die Luft hinsichtlich des Abstiegs-Relegationsplatzes immer dünner. «Auswärts gelingt es uns einfach nicht, unser Potential abzurufen. Wir müssen den Rückschlag in Eisenach wegstecken, denn vor uns stehen drei Endspiele», unterstreicht Thorsten Schmid die Bedeutung der nächsten drei Wochen. Ganz anders die Gemütslage bei Maik Handschke: «Ein tolles Spiel, das garantiert reichlich Appetit auf das letzte Heimspiel der Saison am 16. Mai gegen Erstbundesligaaufsteiger HSG Düsseldorf gemacht hat», blickte ThSV-Coach Maik Handschke schon einmal voraus. (Tickets sind bereits in den bekannten Vorverkaufstellen erhältlich, können unter Tel. 03691/82800 oder 72360 reserviert werden.).

Daniel Luther ließ es richtig krachen
Mit Alexander Schiffner auf Links- und Girts Lilienfelds auf Rechtsaußen setzten die Eisenacher von Beginn auf hohes Tempo. Tuspo-Keeper Milos Hacko unterstrich zunächst seine Klasse gegen Girts Lilienfelds und Daniel Luther. Energisch durchstartende Eisenacher wurden auf Kosten von zwei Strafwürfen gebremst. Benjamin Trautvetter verwandelte nervenstark zum 4:2 (7.). Der gerade eingewechselte Linkshänder Krisztian Szep-Kis traf per Doppelpack zum 6:3 (11.). Die Gäste antworteten nach Balleroberungen zum 6:6 (Volk, Milde per Strafwurf 15.). Der letztmalige Gleichstand. Fortan war der ThSV Eisenach klar Chef auf heimischem Parkett, versenkte binnen drei Minuten fünf Bälle zum 11:6 (18.). Respektlos hatte Alexander Schiffner das Leder ins kurze Eck gezirkelt, versenkte Daniel Luther nach einem Ballgewinn des eingewechselten Youngsters Philipp Lindner konsequent. Nach einer Auszeit folgte kurzzeitige Besserung bei den Gästen. Philipp Reuter konnte sich erfolgreich durchsetzen, verkürzte auf 12:9 (21.). Doch Eisenachs Abwehr mit dem erneut gut aufgelegten Radek Musil schob dem rasch einen Riegel vor. Selbst Pressdeckungen gegen Eisenachs Schaltzentrale Prokopec/Sklenak vermochten Eisenachs Feuerwerk nicht zu löschen. Daniel Luther nutzte die dadurch entstehenden Freiräume, ließ es gleich doppelt zum 17:11 (26.) krachen. Juraj Niznan gelang es nicht, Obernburgs Angriffsspiel gefährlichen Zuschnitt zu verleihen. Karsten Wöhler markierte von Linksaußen den 20:12-Pausenstand.
Eine offensive Deckung nach dem Seitenwechsel erwies sich als untauglich, um Eisenachs Angriffsflut auch nur ansatzweise einzudämmen. Gegen die Würfe von Daniel Luther war selbst der gute Milos Hacko machtlos. Der 21-Jährige schmetterte mit seinem 7. Treffer zum 23:13 (37.) ein. Die sicher amtierenden Unparteiischen Klinkermann/Lutze (Göttingen) schickten kurz hintereinander wegen Foulspiels Obernburgs Mastthias Conrad und Philipp Reuter auf die Strafbank. In doppelter Überzahl stibitzte sich Daniel Luther das Leder, vollendete zum 25:14, zog Alexander Schiffner von der mittleren Aufbauposition ansatzlos zum 26:14 ab (43.). Die Gäste schienen völlig konsterniert. Tobias Milde und Philipp Reuter fanden nicht mehr den Mitspieler, ihre Abspiele landeten im Seitenaus. Selbstbewusst «tunnelte» Daniel Luther Tuspo-Torhüter Mikos Hacko zum 28:16 (49.). Es spricht für das gute Klima innerhalb des ThSV-Teams, Radek Musil räumte seinen Platz für die zehn Schlussminuten für den «urlaubenden Andreas Nositschka». Erste Konzentrationsschwächen auf Seiten der Eisenacher bei Holztreffern von Pavel Prokopec und Benjamin Trautvetter. Die Gäste «verkürzten» durch Philipp Reuter, Tobias Milde und Otto Fetser (30:21, 54.). Doch die Eisenacher wollten keinen Sieg unter 10 Toren Differenz…..!

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann, Trautvetter (4/2), Sklenak (6), A. Wöhler, Lindner, Luther (9), Schiffner (3), K. Wöhler (3), Lilienfelds (2), Prokopec (5/1), Szep-Kis (3)
Tuspo Obernburg: Hacko, Nießner, Klimmer; Wilhelm, Schmittner, Milde (6/3), Schmid, Niznan (2), Conrad (1), Fetser (2), Justus, Hain (2), Volk (5), Reuter (6)

Siebenmeter: Eisenach 4/3; Obernburg 4/3
Zeitstrafen: Eisenach 1 x 2 Min.; Obernburg 7 x 2 Min.

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