ThSV – Der fünfte Sieg in Folge!

Die frohe Botschaft für alle Handballfans in und um Eisenach kam am späten Sonntagnachmittag aus der Sporthalle Krefelder Straße in Duisburg. Der ThSV Eisenach feierte mit einem 32:29 (18:15)-Erfolg beim gastgebenden OSC Rheinhausen den fünften Sieg in Folge und kletterte damit auf den so begehrten 9. Tabellenplatz, der am Saisonende die direkte Qualifikation für die neue eingleisige 2. Handballbundesliga bedeutet.

Dabei brillierte der ThSV Eisenach zunächst mit Handball der Extraklasse, schien die Gastgeber regelrecht zu überrollen, startete nach Balleroberungen zu präzisen Gegenstößen und führte nach 18 Minute sage und schreibe mit 15:6! Die mitgereisten Eisenacher Fans schnalzten mit der Zunge, fühlten sich von ihrer Mannschaft verzaubert.
Matthias Reckzeh, in jungen Jahren beim HSV Suhl im Bundesligakasten, ein in vielen Bundesligaschlachten bei verschiedenen Vereinen gestählter 2-Meter-Hühne, hatte bereits wenige Minuten zuvor seinen Platz im Gehäuse des OSC Rheinhausen geräumt. Jeder Ball aus den Eisenacher Reihen zappelte im Netz. Doch statt besonnen weiter zu spielen, verfielen die Eisenacher in Tempohatz, ließen sich von zumindest merkwürdigen Schiedsrichterentscheidungen beeindrucken, verloren urplötzlich ihr Gleichgewicht.

«Uns unterliefen nun zu viele einfache Fehler, die Struktur in unserem Spiel ging verloren», analysierte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach der Wartburgstädter. Beim OSC Rheinhausen wechselte Torjäger Mirko Szymanovicz (Platz 2 in der Torjägerliste der Liga) auf die mittlere Aufbauposition, kam Oldie Mirko Bernau im rechten Rückraum. Die Gastgeber setzten zu einer bis dahin für völlig unmöglichen Aufholjagd an. «Das war schon beeindruckend, wie wir uns auf Schlagweite heran fighteten», befand Achim Schürmann, der Trainer des OSC Rheinhausen. Bis zur Halbzeit schmolz das 9-Tore-Plus der Eisenacher bis auf drei Treffer.

Im zweiten Abschnitt kam Rheinhausen mehrfach bis auf zwei Treffer heran. Mehr ließen die Eisenacher allerdings nicht zu. «Uns fehlte in entscheidenden Phasen die Cleverness», erklärte Achim Schürmann und bezog sich auf die Phase um die 40. Minute, als seine Crew gleich zwei Siebenmeter nicht im vom jungen Stanislaw Gorobtschuk gehüteten ThSV-Gehäuse unterbrachte. Auf der Gegenseite, nach einer Regelwidrigkeit an Kapitän Benjamin Trautvetter, Alexander Koke für die Eisenacher vom Punkt zum 21:25 (42.) verwandelte. Eine Vorentscheidung war weder dies, noch der Doppelschlag von Daniel Luther zum 23:27 (48.); die Gastgeber kämpften sich auf Tuchfühlung heran (25:27, 51.), unterstützt durch den ins Tor zurückgekehrten Matthias Reckzeh, der nun mehrfach parierte, auch einen Siebenmeter von Alexander Koke. Doch der in der Vorwoche 32 Jahre jung gewordene Eisenacher Rückraumspieler stellte sich beim Stand von 27:29 erneut der Verantwortung vom Punkt, dem Duell mit dem inzwischen 37-jährigen Keeper des OSC Rheinhausen.
Alexander Koke bemühte allerdings das «Glück des Tüchtigen», denn seinen hoch geworfener Siebenmeter erwischte Matthias Reckzeh mit den Händen, doch das Leder trudelte über ihn hinweg noch ins Tor zum 27:30 (57.). Mit seinem siebenten Treffer zum 28:30 (59.) ließ Mirko Szymanovicz die Hausherren nochmals hoffen. Die im gesamten Spielverlauf starke rechten Eisenacher Seite mit Girts Lilienfelds und Nick Heinemann, dazu eine Glanzparade von Stanislaw Gorobtschuk, sorgte mit dem 28:32 exakt 34 Sekunden vor Ultimo für die Entscheidung.
«In der zweiten Halbzeit kein schönes Spiel, doch wir haben beide Punkte mitgenommen. Das zählt letztendlich. Vor drei Monaten hätten wir ein solches Spiel wahrscheinlich noch verloren», wertete Adalsteinn Eyjolfsson die 60 Minuten als Beleg für die Aufwärtsentwicklung des Teams. Nun gilt es für ihn mit seinen Schützlingen die sieben noch anstehenden Begegnungen (inklusive der Neuansetzung gegen den TV Korschenbroich am Mittwoch, 11.05.2011 in Eisenach) erfolgreich zu absolvieren.
Am Samstag, 16.04.2011 gastiert der TV Groß-Umstadt in der Werner-Aßmann-Halle, Mit einem weiteren Doppelpunktgewinn will der ThSV Eisenach seine Ambitionen auf den Sprung in die neue zweithöchste deutsche Handball-Spielklasse untermauern!

Erinnerungen an Eisenachs letztes Gastspiel
Zu Beginn der Partie erinnerte der Hallensprecher an den letzten Auftritt des ThSV Eisenach am 28.12.1997 in der Sporthalle Krefelder Straße. An diesem Abend verkündete der OSC Rheinhausen aus finanziellen Zwängen den sofortigen Rückzug aus der 1. Handballbundesliga. Ein sehr emotionaler Abend, der allen Augenzeugen in Erinnerung blieb. Erst im Sommer vergangenen Jahres hatte sich der OSC Rheinhausen «zurückgemeldet», in der 2. Handballbundesliga. Schlussfolgernd aus den sportlichen Ergebnissen verzichteten die Verantwortlichen auf einen Lizenzantrag für die neue 2. Liga, planen vielmehr für die dritte Liga in der Saison 2011/2012. Das sie dennoch nicht gewillt sind, in den restlichen Partien dieser Saison die Punkte zu verschenken, stellten sie in der Partie gegen den ThSV Eisenach unter Beweis. Die trotz besten Frühlingswetters gekommenen zahlreichen eigenen Anhänger unterstützten ihr Team lautstark.

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ThSV Eisenach zelebriert eine Viertelstunde Handball der Extraklasse
Die Hausherren schöpften durch eine 3:1-Führung nach exakt zwei Minuten zunächst Hoffnung. Doch recht rasch nahm das Eisenacher Spiel Fahrt auf. In der Erfolgsformation der letzten Wochen, mit Daniel Luther und Eryk Kaluzinski im Deckungsinnenblock, mit Tomas Sklenak auf der Regieposition, Girts Lilienfelds im rechten und Eryk Kaluzinski im linken Rückraum, Adrian Wöhler auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen sowie Benjamin Trautvetter am Kreis übernahmen die Eisenacher nach dem 5:5 (7.) die Chefrolle. Ballgewinne zuhauf fanden ihre Fortsetzung in temposcharfen Gegenstößen. Alexander Koke (vom Punkt), Girts Lilienfelds und Eryk Kaluzinski netzten zum 5:9 (12.) ein.
Die Auszeit der Hausherren änderte nichts am Geschehen. Daniel Luther angelte sich das Leder und vollendete zum 5:10 (12.). Konfus die Gastgeber. Einen Rheinhäuser Eckball stibitzte sich Eryk Kaluzinski, bediente den sprintenden Nick Heinemann, der per Heber zum 5:11 vollendete (13.). Die Eisenacher spielten die Vorort-Duisburger schwindlig. Das Kombinationsspiel lief wie im Lehrbuch! Alle Spieler waren in Bewegung, alle waren in die Kombinationen einbezogen. Adrian Wöhler lochte von Linksaußen zum 6:15 (18.) ein. Die mitgereisten ThSV-Anhänger, glaubten an einen «ruhigen Sonntagnachmittag». Doch dann verließen die THSV-Akteure auf dem Parkett die Erfolgsspur. Technische Fehler und Fehlwürfe ermutigten die Gastgeber zu vier Treffern in Folge zum 10:15 (21.). Das Signal für Adalsteinn Eyjolfsson, seine Schützlinge zur Besprechung zu bitten. Die fruchtete zunächst, Girts Lilienfelds und Benjamin Trautvetter trafen zum 11:17 (25.). In doppelter Unterzahl (!) kam Rheinhausens Lukas Esser zum Torerfolg, Auslöser des Rheinhäuser Endspurts der ersten Halbzeit. Auch der ins ThSV-Gehäuse eingewechselte Routinier Radek Musil vermochte die Fehler seiner Vorderleute nicht auszubügeln. Rheinhausen verkürzte bis auf drei Treffer beim Gang in die Kabinen.

Girts Lilienfelds und Nick Heinemann klärte alle Zweifel
Die zweite Halbzeit begann wie die erste endete, mit einem Eisenacher Ballverlust, den Mirko Szymanowicz zum 16:18 nach 25 Sekunden nutzte. Vom Selbstbewusstsein der ersten Viertelstunde war beim ThSV Eisenach nicht viel zu sehen. Tomas Sklenak gelang es nicht, das Spiel zu ordnen. In Unterzahl versuchten es die Gastgeber mit einem zusätzlichen Feldspieler für ihren Torhüter. Das einheimische Publikum war vollends erwacht. Die Eisenacher schienen sich langsam zu fangen, Nick Heinemann traf zum 21:24 (38.). Doch Mirko Szymanowicz und Oldie Mirko Bernau, dazu der torgefährliche Lukas Esser, kurbelten das Angriffsspiel des OSC Rheinhausen an. ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter scheiterte am blitzschnell die Füße schließenden Matthias Reckzeh (50.) und auf der Gegenseite landete ein Bernau-Ball zum 25:27 (51.) im ThSV-Kasten. Es blieb hoch dramatisch. Den Treffer von Adrian Wöhler zum 25:28 (54.) «beantwortete» Rheinhausens Fabian Schneider mit dem Ball zum 26:28 (54.). Wenig später der wichtige Siebenmeter von Alexander Koke zum 27:30 (57.). Die Eisenacher ließen sich auch durch eine Zeitstrafe gegen Benjamin Trautvetter und damit die letzten 120 Sekunden in Unterzahl die zwei so wichtigen Pluszähler nicht entreißen. Girts Lilienfelds und Nick Heinemann mit ihren Treffern und Stanislav Gorobtschuk mit einem abgewehrten Ball «machten den Sack zu».

Statistik
OSC Rheinhausen: Reckzeh, Bothe (12.-36.); Loschinski, Backhaus (3), Schneider (4), Zimmermann, Bochwitz (2), Bernau (4/2), Giesbert, J. Schürmann (1), Dickel (1), Gentges (1), Esser (6), Szymanowicz (7)

ThSV Eisenach: Gorontschuk, Musil (26.-37.); Trautvetter (3), Sklenak (2), A. Wöhler (5), Luther (5), Bitterlich, Kaluzinski (3), Adams, Schiffner, Langhans, Heinemann (5), Lilienfelds (4)

Zeitstrafen: Rheinhausen 4 x 2 Min.; Eisenach 3 x 2 Min.

Siebenmeter: Rheinhausen 4/2; Eisenach 6/5

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