ThSV Eisenach entzaubert Erstligaaufsteiger

«Oh, wie ist das schön» sangen über 1650 Zuschauer am Samstagabend voller Inbrunst in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Der ThSV Eisenach bescherte seinen Anhängern zum letzten Saisonheimspiel ein rauschendes Handballfest, entzauberte Erstligaaufsteiger Bayer Dormagen mit einem 33:24 (19:14)- Sieg. Die Gäste hatten zuvor 17 Spiele ohne Niederlage absolviert, wollten diese imposante Serie auch unter der Wartburg fortsetzten. Doch es kam völlig anders.
Zunächst hatten Spieler und Zuschauer den Schock der Nachricht über den tragischen Unfall auf dem nahe gelegenen Flugplatz Eisenach-Kindel zu verdauen, gedachten der Opfer mit einer Minute des Schweigens. Der ThSV Eisenach hatte wegen dieser aktuellen Ereignisse das Programm seiner Saisonabschlussfeier auch umgestellt.

Die Spieler des ThSV Eisenach gratulierten vor dem Anpfiff den Gästen zum Aufstieg, verteilten danach jedoch keine Präsente mehr. Im Gegenteil, sie hetzten die Bayer-Crew mit einem Angriffsfeuerwerk bester Güte über das Parkett. «Wir ließen uns regelrecht vorführen», gestand ein enttäuschter Bayer-Coach Kai Wandschneider. Er hatte an diesem Tag keine Brandmeister in seinen Reihen, schon gar nicht die im bisherigen Saisonverlauf hoch gelobten Torhüter Vitali Feshanka und Matthias Reckzeh, die das Duell gegen Eisenachs Timo Meinl um Längen verloren. Der Eisenacher Kapitän lief, obwohl deutlich noch von einer schmerzhaften Verletzung der Wirbelsäule gehandicapt, in seinem letzten Heimspiel im ThSV-Trikot nochmals zu großer Form auf. Eisenachs torhungrige Rückraumreihe mit Tomas Sklenak, Krisztian Szep-Kis und Pavel Prokopec (zusammen 20 Treffer) ließ es immer wieder kräftig krachen. Nach dem 12:11 (21.) übernahmen die Wartburgstädter klar das Ruder, enteilten zunächst auf 16:11 (26.). Nach dem Seitenwechsel überrollten die Eisenacher den künftigen Erstbundesligisten, verzückten sogar mit Kempa-Treffern. Andrej Kastelic bediente von Linksaußen den in den Kreis fliegenden Krisztian Szep-Kis, der zum 23:15 (40.) versenkte. Die Werner-Aßmann-Halle glich einem Tollhaus. In seinem Abschiedsspiel versenkte Andrej Kastelic zum 25:15 (44.). Damit hatten die kühnsten Optimisten nicht gerechnet! «Einfach fantastisch. So macht Handball Spaß», schwärmte selbst der aus Hamburg angereiste einstige Eisenacher Kämpe Viktor Eiser, an der Seite des Urgesteins des Handballs unter der Wartburg, Rainer Osmann. «Was meine Mannschaft bot, war unterste Schublade; ein Totalausfall der gesamten Mannschaft», war Kai Wandschneider, der Coach des TSV Bayer Dormagen stinksauer. «Das Spiel in Eisenach hat aber auch gezeigt, wir müssen noch einiges tun, um in der 1. Liga wettbewerbsfähig zu sein», fügte Kai Wandschneider mit Fingerzeig an die eigene Führungsetage an. Sein Team traf auf eine Eisenacher Mannschaft, die zur besten Saisonleistung auflief, in Angriff und Abwehr. Die gleiche Eisenacher Mannschaft, die gleichen Spieler, die nur wenige Tage zuvor in Aue so kläglich gescheitert waren. Das nun wiederum löste allenthalben völliges Unverständnis aus. Stephan Mellack setzte mit seinem Treffer zum 33:24 den Schlusspunkt unter begeisternde sechzig Handballminuten.
Emotionen pur nach dem Abpfiff: Der ThSV Eisenach verabschiedete mit Vladimir Bojinovic, Till Riehn, Robert Weiß, Timo Meinl, Stephan Mellack und Andrej Kastelic gleich ein Sextett. Bewegende Momente, wenn gestandene Männer sich ihrer Tränen nicht schämen!

Statistik
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (bei zwei Strafwürfen); Hoffmann, Trautvetter (1), Sklenak (7), A. Wöhler (2), Riehn (6/3), Luther, Mellack (1), K. Wöhler, Kastelic (3), Jauernik, Prokopec (6), Szep-Kis (7)
TSV Bayer Dormagen: Feshanka, Reckzehn (15.-22./ 44.-60.); Wisotzki, Schindler (5), Pfahl (2), Piaz (1), Henkel (1), Koke (3/2), Duin, Meckes (1), Laurencz (2), Jozsa (5/2), Lochtenbergh (2), Dmytruszynski (2)
Siebenmeter: Eisenach 5/3; Dormagen 5/4
Zeitstrafen: Eisenach 6 x 2 Min.; Dormagen 5 x 2 Min.

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