ThSV Eisenach II zeigt sich von seiner Schokoladenseite

Riemann-Crew strotzt vor Spielfreude, demonstriert ihre Heimstärke und überrollt personell arg gehandicapte GoGo Hornets mit 37:23 (16:10)

Augenzeugen vermochten es nicht zu glauben, dieses Team, das vor Spielfreude und Spielwitz sprüht, in der jeder seine individuellen Qualitäten in den Dienst der Mannschaft stellt, hat bei allen Tabellen-Kellerkindern der Handball-Thüringenliga der Männer das Parkett als Verlierer verlassen. Am Sonntag wucherte dieses Team, der ThSV Eisenach II, mit seiner Heimstärke, überrollte, obwohl auch nicht in Bestbesetzung, die personell arg gehandicapte HSG GoGo Hornets mit 37:23 (16:10). Mit einer seitlich versetzten 5:1-Abwehrvariante gegen David Trenkelbach hatten die Eisenacher die richtige Abwehrtaktik gefunden. Stefan Juhnke, der Coach des Teams aus dem Landkreis Gotha, der nur einen Torhüter und acht Feldspieler zur Stelle hatte, war stinksauer.

Der personelle Engpass darf nicht als Entschuldigung dienen. Eine desolate Leistung, ein kopfloser Auftritt. Man kann verlieren, aber nicht so,

schwoll Stefan Juhnke, vor 15 Jahren selbst erfolgreich im Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach am Ball, geradezu der Kamm.

Eine sehr gute Mannschaftsleistung. Mancher ging sogar an seine Leistungsgrenze. Wie sich der grippegeschwächte Philipp Urbach ins Zeug warf, verdient allerhöchste Anerkennung. Der eigene Torterfolg in der Anfangsphase stärkte das Selbstvertrauen unseres jungen Torhüters Felix Krüger. Der ins kalte Wasser geworfene A-Jugendliche Hermann Bach schwamm sich schnell frei,

bilanzierte Benjamin Riemann, der Coach des ThSV Eisenach II, der an seine erfahrenen Spieler Philipp Emmelmann und Sascha Kleint ebenso ein Lob verteilte.  Nicht unerwähnt sollte die vorzügliche Spielleitung durch das junge Schiedsrichtergespann Böhme/Rudolph bleiben.

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Philipp Emmelmann öffnete die Trickkiste
Der ThSV Eisenach II, ohne die verletzten Stammkräfte Marcus Römer, Jason Mignon und Markus Collatz, dafür den reaktivierten 48-jährigen Keeper Andreas Rabe und erstmals den 17-jährigen Hermann Bach im Aufgebot, übernahm von Beginn das Kommando. Die biederen Gäste kamen beim Eisenacher Kombinationswirbel nicht aus dem Staunen heraus. Philipp Emmelmann, mit vorzüglicher Mischung aus gekonnter Spielführung und eigener Torgefahr (9 Treffer), initiierte kreativem Angriffshandball. Die Außen Sascha Kleint und Philipp Urbach (je 7 Treffer) stillten ihren Torhunger. Die hausbackenen Angriffszüge der HSG GoGo Hornets brachten die Abwehr der Hausherren kaum ins Schwitzen. Bälle, die dennoch das ThSV-Gehäuse erreichten, wurden vielfach eine Beute des zuletzt in der Kritik stehenden Felix Krüger. Der 18-jährige Keeper, nächste Saison bei Drittligist TV Korschenbroich,  wurde mit 20 (!) Paraden notiert. Dass mit Tim Voigt eine wichtige Säule bereits vor der Halbzeit nach der dritten Zeitstrafe zum Zuschauen gezwungen wurde, hatte letztendlich nur statistischen Wert. Was die erfahrenen Philipp Emmelmann und Sascha Kleint zeigten, ließ das Handballherz höher schlagen. Inspiriert durch die Spielfreude netzte gar der 38-jährige Steven Wagner im Schlussgang bei drei Versuchen drei Bälle ein. Die Gäste hatten in  Marc Danaj (parierte 14 Bälle) einen ihrer Besten im Tor. Stammkeeper Florian Schneegaß fehlte urlaubsbedingt. Sebastian Juhnke befindet sich nach einer Handball-Pause erst wieder im Aufbautraining, wie Siegfried Juhnke, der emsige Handball-Abteilungseiter aus Goldbach,  kundtat. Das „Häuflein der Aufrechten“ schien von Beginn – im Gegensatz zum mitgereisten Anhang –  nicht an sich selbst zu glauben, vermochte in diesem in den Vorjahren stets spannenden Derby den Eisenachern „nicht das Wasser zu reichen“.

ThSV-Keeper Felix Krüger trifft aus dem eigenen Kreis
Das ThSV-Trainergespann Benjamin Riemann/Arne Kühr vertraute zunächst Sascha Kleint auf Links- und Maximilian Jäschke auf Rechtsaußen, Philipp Emmelmann, Marco Röll und Philipp Hempel im Rückraum sowie Tim Voigt am Kreis. Nach 20 Minuten besetzte Philipp Urbach die Rechtsaußenposition und lief zur Hochform auf. Youngster Hermann Bach übernahm nach dem vorzeitigen Aus von  Tim Voigt die für ihn ungewohnte Kreisposition. Wenige personelle Alternativen hatte Stefan Juhnke für das Gästeteam: Fabian Voigtritter auf Rechts- und Thomas Skowronek auf Linksaußen, David Trenkelbach, Jens Moratschke und Daniel Fekete in der Aufbaureihe, David Obst am Kreis und Marc Danaj im Tor.

Die einzige Gästeführung zum 0:1 egalisierte ThSV-Keeper Felix Krüger mit einem Wurf aus dem eigenen Kreis in den gegnerischen Kasten (3.). Schnelles Umschaltspiel war beim ThSV Eisenach II angesagt. Sascha Kleint vollendete schnörkellos von Linksaußen zum 5:2 (9.). Drei Trenkelbach-Treffer ließen die Gäste hoffen. Dem rasanten Angriffsspiel der Gastgeber hatten sie nur wenig entgegenzusetzen. Bei zurückspringenden Bällen schalteten die Eisenacher schneller und einsatzstärker. Sascha Kleint setzte zum 9:5 nach (20.). Gerade von der Strafbank gekommen, versenkte Tim Voigt zum 12:6 (25.). Marc Danaj im Kasten der GoGo Hornets verhinderte einen frühzeitigen klaren Rückstand, als er dem freistehende Tim Voigt zwei Mal das Leder abkaufte (21./27.). Toni Gewalt stockte die Trefferausbeute der Gäste etwas auf. Der eingewechselte Philipp Urbach und der schlitzohrig vollendende Philipp Emmelmann trafen zum 16:9 für den ThSV Eisenach II (30.).

Selbst Youngster Hermann Bach netzt ein
Ungebremst starteten die Wartburgstädter  in den zweiten Abschnitt. Ihr Spiel nahm noch mehr Fahrt auf. Sascha Kleint stibitzte das Leder und vollendete selbst zum 19:12. Der junge Papa spielte befreit auf. Zu zaghaft die Angriffsbemühungen der Gäste, die in der Abwehr heillos überfordert schienen, nach dem Seitenwechsel 21 Gegentore kassierten. Philipp Hempel bediente den am Kreis lauernden Rückraumkollegen Marco Röll, der zum 24:14 vollendete (43.). Hermann Bach markierte das 25:15 (43.). Philipp Emmelmann und Philipp Urbach erhöhten auf 27:15 (46.). Den Handballern aus Goldbach und Gotha gelang die eine oder andere gelungene Ballstafette. Thomas Skowronek versenkte von Außen und von der Siebenmeterlinie (29:20, 50.). Die GoGo Hornets sehnten jedoch die Schluss-Sirene herbei, doch es waren noch knapp zehn Minuten zu spielen. So richtig in Torlaune ließen die Hausherren, inzwischen mit den Oldies Steven Wagner und Sven Felsberg, nicht nach. Philipp Urbach nutzte einen Ballgewinn zum 31:20 (51.). Steven Wagner lochte zum 32:20 (52.), 33:20 (53.) und 36:22 (55.) ein. Philipp Emmelmann platzierte das Leder zum 37:22 ins Netz (57.). Der 23.Treffer für die Gäste (Toni Gewalt) beendete bereits in der 57. Minute den Torreigen.

Statistik
ThSV Eisenach II: Krüger (1), Rabe; Urbach (7), Jäschke (1), Emmelmann (9/2), Kleint (7/1), Voigt (3), Röll (2), Felsberg, Wagner (3), Koch, Hempel (2), Bach (2)
HSG GoGo Hornets: Danaj; Trenkelbach (6), Skowronek (5/2), Fekete (1), Obst, Voigtritter (4/3), Moratschke, Gewalt (6), Kraus (1)
Siebenmeter: ThSV Eisenach II 4/3 / HSG GoGo Hornets 6/5
Zeitstrafen: ThSV Eisenach II 6 x 2 Min., Rot für Voigt nach 3. ZS (29. Min.) / HSG GoGo Hornets 5 x 2 Min.
Schiedsrichter: Böhme/Rudolph
Zuschauer: 120

Foto: Philipp Urbach, hier beherzt im Zweikampf, wartete mit einer ganz starken Leistung auf.

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