ThSV Eisenach läßt big points ungenutzt verstreichen

Wartburgstädter kassieren 26:27 (13:11)-Heimniederlage gegen die HG Saarlouis
Eine Woche nach dem umjubelten 27:26-Erfolg im Traditionsderby beim EHV Aue gab es lange Gesichter beim ThSV Eisenach. Das Team verließ bedeppert das Parkett, die über 1.750 Zuschauer enttäuscht die Werner-Aßmann-Halle. Was war geschehen? Der ThSV Eisenach kassierte mit einem 26:27 (13:11) gegen die HG Saarlouis die zweite Heimniederlage in Folge.
Freud und Leid lagen wieder einmal ganz dicht beieinander. Beim Stand von 26:26 sprang ein Ball von Tomas Urban, dem besten Eisenacher, vom Innenpfosten zurück ins Feld. Sekunden später besorgte Jonas Faulenbach, der drittbeste Werfer der Liga aus dem Feld, mit seinem 10.Treffer am Abend den Doppelpunktgewinn der HG Saarlouis. Völlig losgelöst bejubelten die Saarländer diesen unerwarteten Sieg. Eine der Überraschungen, mit der die Liga von Spieltag zu Spieltag aufwartet. Die Konstante ist die Unkonstanz. Die Wartburgstädter reihen sich da mit ein. Nach einem 30:25-Erfolg bei der HSG Nordhorn-Lingen setzte es zwei Tage später eine 22:26-Heimniederlage gegen den VfL Bad Schwartau. Nun die Fortsetzung des Kontrastprogramms, das in der Summe aktuell Platz 7 bedeutet. Mehr nicht.

Meine Mannschaft ist ihrem System treu geblieben, verbuchte zwei Punkte, mit denen nicht zu rechnen waren, erklärte ein aufgekratzter Jörg Bohrmann, Trainer der erst am Spieltag angereisten HG Saarlouis, als Aktiver in den 90er Jahren mit dem TV Niederwürzbach am Ball, gemeinsam mit den damals ins Saarland abgewanderten Eisenachern Uwe Schreiber und Karsten Kalbitz, die inzwischen wieder ihren Wohnsitz unter der Wartburg haben.

Jubelszenen im Saarländischen Fernsehen
Das Saarländische Fernsehen hatte den richtigen Riecher, bat ein Fernsehteam des  mdr um „Amtshilfe“, sodass die Bilder der jubelnden Spieler der HG Saarlouis am Sonntag zu sehen waren. Der mdr hatte hingegen ohnehin keine Bilder aus der Werner-Aßmann-Halle eingeplant.

Zahlen sagen manchmal nicht alles
Manchmal geben auch Zahlen ein verzerrtes Bild. Christoph Jauernik hatte auf dem von Co-Trainer Arne Kühr erstellten Statistikbogen 13 technische Fehler und eine Angriffseffektivität von 60 Prozent. Keine drastisch negativen Werte, die gefühlten sahen freilich anders aus.

Durch die offensive Abwehr der Saarländer fabrizierten wir einfach zu viele technische Fehler, räumte mit Hannes Iffert der Jüngste im Eisenacher Aufgebot ein.

Die Hausherren vermochten zudem mehrere Überzahlphasen nicht effektiv zu nutzen.

Lichtblick: Toms Lielais bei seinen Kurzeinsätzen
Was war positiv? Sicher wieder Tomas Urban, der beim Innenpfostenwurf in der Endphase einfach Pech hatte, zweifelsohne bester Eisenacher war. Da sind auch die gelungenen Aktionen von Neuzugang Toms Lielais zu nennen, der selbstbewusst 3 Bälle versenkte. Torhüter Stanislaw Gorobtschuk parierte drei Siebenmeter, insgesamt 14 Bälle, wartete mit einer soliden Leistung auf.

Hannes Iffert: „Wir hätten es gar nicht spannend machen dürfen“
„Wir haben die big points nicht gemacht“, darin waren sich Kreisspieler Hannes Iffert und Trainer Christoph Jauernik einig.

Wir hätten unsere 3-Tore-Führung ausbauen müssen, um entspannter in die Schlussphase zu gehen. Wir hätten es gar nicht spannend machen dürfen, konstatierte Hannes Iffert.

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In einer insgesamt zerfahrenen Partie mit unattraktivem Handball führte der ThSV Eisenach nach einem Ragnarsson-Treffer mit 17:14 (39.). Die Gäste blieben ihrer Linie treu, mit einer offensiven Abwehr auf Zerstörung des Eisenacher Spielflusses aus. Wer wollte es den in Abstiegsängsten schwebenden Saarländern verdenken?

Mit einer aggressiven Abwehr wollten wir Eisenachs torgefährliche Rückraumspieler Matthias Gerlich und Duje Miljak von der 9-Meter-Linie fernhalten, erläuterte Jörg Bohrmann, der Coach der HG Saarlouis, der Eisenachs Sieg im Erzgebirge genau analysiert hatte.

Seine taktische Vorgabe ging auf, auch, weil er für diese kraftraubende Abwehrarbeit eine voll besetzte Wechselbank nutzen konnte. In der Schlussviertelstunde brachte er sechs frische Kräfte, operierte mit einer 3:3-Abwehr  gegen langsam ermüdete Eisenacher. Nach ihrer 24:22-Führung versenkten die Hausherren nur noch zwei, die Gäste hingegen 5 Bälle. Nicolai Hansen hatte in den letzten Spielen mit Heber vom Kreis Erfolg. Nun nicht! Keeper Patrik Schulz mit seinen 1,95 Meter fischte das Leder herunter (54.). ThSV-Schlussmann Stanislav Gorobtschuk parierte beim Stand von 24:24 den 3. Strafwurf von Lars Weissgerber (55.). Aufatmen auf den Rängen. Eisenachs Trainer Christoph Jauernik brachte den zusätzlichen Feldspieler, das Erfolgsrezept beim 34:28-Hinspielsieg im September, setzte nun auf drei Kreisspieler, auf Marcel Niemeyer, Nicolai Hansen und Hannes Iffert. Das klappte zunächst nicht, stattdessen traf Martin Murwaski zum 24:25 in den verwaisten Eisenacher Kasten. Dann fanden sich Matthias Gerlich und Hannes Iffert zum 25:25-Ausgleichstreffer, Lars Weissgeber kassierte eine Zeitstrafe. Die Gäste waren mutig, versuchten es mit einem Kempa, der allerdings misslang. Auf Zuspiel von Duje Miljak versenkte Tomas Urban mit seinem 9. Treffer von Rechtsaußen zum 26:25 /57.). Schlussmann Stanislav Gorobtschuk wehrte seinen 14. Ball ab. Doch noch ein Happyend für die Gastgeber?

Wir verfielen in Hektik, fabrizierten Fehler, gestand Hannes Iffert.

Statt der möglichen 2-Tore-Führung ein Ballverlust. Michael Schulz lochte für die Gäste zum 26:26 ein (59.). Dann sprang der Wurf des besten Eisenachers, Tomas Urban (9 Treffer bei 12 Versuchen),  vom Innenpfosten ins Feld zurück (60.). Sekunden später zappelte der 10. Treffer von Jonas Faulenbach  zum 26:27 im Eisenacher Kasten. Der letzte Wurf der Gastgeber, ein direkter Freiwurf von Matthias Gerlich, wurde abgeblockt, die Hausherren standen vollends mit leeren Händen da.

Toms Lielais mit erfolgreichen Körperfinten
Der ThSV-Motor holperte von Beginn gegen die offensive Abwehr der Gäste, die zudem mit Keeper Patrick Schulz einen starken Rückhalt hatten. Kreative Spielzüge oder individuelle Qualitäten wären die passenden Antworten. Von seinen Fähigkeiten wäre Olafur Bjarki Ragnarsson in der Lage, doch ihm fehlten Dynamit und Entschlossenheit. Der durch einen Autounfall verletzte Marcel Schliedermann wurde schmerzlich vermisst. Zuspiele zur Kreismitte wurden eine Beute der Gäste. Nach dem 2:5 (11.) kamen die Eisenacher über eine gute Abwehrleistung besser ins Spiel. Nicolai Hansen verwertete ein Zuspiel von Duje Miljak zum 6:6 (19.). Der im linken Rückraum eingewechselte Toms Lielais überraschte mit einer Finte seine Gegenüber zum 7:6 (22.) und 9:8 (23.). Eine Gerlich-Fackel zappelte zum 10:9 im Gästekasten (25.). Die Eisenacher patzten, die Gäste dankten zum 10:11 (26.), lieferten sich dann eine hitzige Debatte mit dem Kampfgericht und den Schiedsrichtern, mussten zwei Minuten in Unterzahl spielen. Die Gastgeber schlossen konsequent ab. Tomas Urban versenkte einen schwer unter Kontrolle zu bringenden Steilpass zur 13:11-Halbzeitführung.

Gäste drehen mit frischen Kräften im Finish die Partie
Nach Wiederbeginn schienen die Eisenacher leichtes Oberwasser zu gewinnen. Tomas Urban zeigten den Gästen die Hacken und netzte zum 16:13 ein (37.). Abpraller landeten immer wieder bei den Gästen, die im zweiten Versuch einlochten (17:17, 42.).  Um die Spielfähigkeit zu erhöhen, rückte zwischenzeitlich Tomas Urban in den rechten Rückraum, Adrian Wöhler übernahm die Rechtsaußenposition. Linksaußen war Dirk Holzner im zweiten Abschnitt am Ball, der zum 19:18 getroffen hatte (44.). Tomas Urban und Hannes Iffert fanden sich zum 20:18 (46.). Adrian Wöhler, Sekunden nach einer Gorubtschuk-Parade, versenkte zum 22:20 (49.). Die Gäste verfielen nicht in Hektik, blieben ihrer Linie konsequent treu – und entführten mit frischen Kräften von der Bank am Ende beide Zähler.

Statistik
ThSV Eisenach: Redwitz (1.-9. und bei 1 Siebenmeter/ 5 Gegentore – 1 Parade), Gorobtschuk (ab 9. / 14 Paraden – 22 Gegentore); Iffert (2), Wöhler (1), Gerlich (4),  Ragnarsson (1), Miljak (2), Hansen (1), Urban (9/3), Holzner (1), Kaufmann, Lielais (3), Niemeyer (2) / HG Saarlouis: P. Schulz ( 16 Paraden – 26 Gegentore), Jonczyk; Faulenbach (10), Leist (1), Mecki-Ebcbeste (3), Kessler (1), Murawski (2), Weissgerber (4/2), Müller (1), M. Schulz (2), Paetow, Polydore (1), Engels (2), Walz,
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/3 (Urban verwandelt 3 x gegen Schulz u. scheitert 1 x an Schulz) / HG Saarlouis: 5/2 (Weissgerber verwandelt 1 x gegen Gorobtschuk und 1 x gegen Redwitz, Weissgerber scheitert 3 x an Gorobtschuk)
Zeitstrafen:  ThSV Eisenach 2 x 2 Min. (Hansen u. Urban je 2 Min.) HG Saarlouis 6 x 2 Min. (Kessler 2 x 2 Min., Leist, Weissgerber, Müller. M. Schulz je 2 Min.)
Schiedsrichter: Linker/ S. Schmidt
Zuschauer: 1.755
Spielfilm: 2:5 (11.), 8:7 (22.), 10:11 (26.), 13:11 (30.), 16:13 (37.), 17:17 (42.), 20:18 /46.), 24:22 (52.), 24:25 (55.), 26:25 (57.), 26:27 (30.)

Foto: Direkter Freiwurf für den ThSV Eisenach in der Schluss-Sekunde. Der Ball von Matthias Gerlich wird anbgeblockt, die Saarländer jubeln völlig losgelöst über einen unerwarteten Doppelpunktgewinn.

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