ThSV Eisenach mit Saisonstart nach Maß

Derbysiege schmecken besonders süß. Ein Derbysieg am ersten Spieltag einer neuen Saison ist ein Hochgenuss. Der ThSV Eisenach feierte mit einem 28:24 (15:12)-Derbysieg beim SC DHfK Leipzig einen Saisoneinstand nach Maß. In der Arena Leipzig, der neuen Heimstätte des SC DHfK, intonierte die in blau-weiß getauchte über hundertköpfige Anhängerschaft von der Wartburg Thüringens Nationalhymne, das Rennsteiglied, streckte Torhüter Radek Musil die Fäuste triumphierend in die Höhe.
Gerade hatte Hannes Jonsson, einer der beiden Neuzugänge, seine Qualitäten beim Treffer über die linke Seite zum Endstand eingebracht (59.). Die Thüringer waren vor 2380 Zuschauern das klar tonangebende Team, überzeugten mit Stabilität in der Abwehr und Kreativität im Angriff, präsentierten sich als homogene Einheit. Sie verzeichneten zudem ein klares Plus auf der Torhüterposition. Das Duell der Torwart-Oldies entschied Eisenachs Radek Musil (38 Jahre) gegen seine Leipziger Kollegen Gabor Pulay (42) und Michael Galia (39) über Längen für sich. Bescheiden, so wie er ist, entgegnete Radek Musil den Lobeshymnen, Handball sei eine Mannschaftssportart, in der jeder Spieler seine Rolle zum Erfolg des Kollektivs zu erfüllen habe. Der sympathische Sportsmann füllte diese (wieder einmal!) blendend aus.

Mit Tempogegenstößen die Weichen gestellt
Über Balleroberungen starteten die Eisenacher zum Tempogegenstoß. Nick Heinemann traf per exzellenten Heber von Rechtsaußen zum 4:10 (15.). Der kleine Linkshänder bewies zudem wieder Nervenstärke vom Punkt, versenkte alle seinem Team zuerkannten vier Strafwürfe; alle an Kapitän Benjamin Trautvetter verwirkt. «Wir standen in der Abwehr gut und im Angriff klappte fast alles», freute sich ThSV-Keeper Radek Musil über die ersten dreißig Minuten. Sechs technische Fehler und zwölf Fehlwürfe bis zur Halbzeitsirene ließen Leipzigs Trainer Uwe Jungandreas die Stirn runzeln. Die Ex-Eisenacher Pavel Prokopec und Till Riehn in seinen Reihen blieben ausgesprochen blass.

Der DHfK-Coach griff in die Taktikkiste, stellte seine Abwehr um; nach vorn schwang der von der HSG Düsseldorf gekommene junge Alexander Feld als Regisseur den Taktstock. Die Eisenacher erreichten nicht mehr die Souveränität der ersten Halbzeit. «Bei der einfachen oder doppelten Manndeckung bekamen wir Probleme, fabrizierten unnötige Panikaktionen», kritisierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. «Zu einfache Fehler, leichtfertige Ballverluste», konstatierte Eisenachs Schlussmann Radek Musil. Trotz der Zwischenstände 15:20 (nach einem Treffer von Girts Lilienfelds, 43.) und 18:22 (Tomas Sklenak hatte den Turbo gezündet, 48.) stand die Partie auf des Messers Schneide.
Leipzigs leichtfüßiger und spielintelligenter Alexander Feld hatte zum 23:24-Anschlußtreffer eingenetzt (55.). Die Wartburgstädter profitierten von ihrem gegenüber der Vorsaison qualitativ und quantitativ aufgestockten Kader. Nicolai Hansen, bis dahin nur für Abwehraufgaben eingewechselt, besetzte im Angriff die Kreisposition, wurde von Hannes Jonsson lehrbuchreif in Szene gesetzt, lochte gleich drei Bälle zum 23:27 (58.) ein und machte den Eisenacher Überraschungscoup perfekt.

«Wir haben von Beginn rotiert, alle bekamen Verschnaufpausen. In punkto Frische hatten wir dadurch in den letzten Minuten einen Vorteil», merkte Radek Musil an. «Ein starker Radek Musil, ein überzeugender Hannes Jonsson und ganz wichtige Tore von Nicolai Hansen in der Schlussphase», unterstrich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson, trat aber zugleich auf die Bremse. «Riesenrespekt meiner Mannschaft, aber kein Grund für Euphorie nach dem ersten von 38 Spieltagen.» Das von der Leipziger Führungsetage ausgegebene «Projekt Aufstieg» bekam hingegen gleich einen kräftigen Dämpfer. «Die in der Vorbereitung erkennbaren Schwächen setzten sich leider fort. Wir haben es Eisenach teilweise sehr einfach gemacht. Erst mit einer unorthodoxen Abwehr im zweiten Abschnitt waren wir drauf und dran, die Partie zu kippen. Der so wichtige Ausgleichstreffer fiel nicht. Den im Vorjahr erreichten 5. Tabellenplatz haben wir uns ganz, ganz hart erarbeitet. Und ganz harte Arbeit wartet auf uns in den nächsten Wochen», betonte Uwe Jungandreas und nannte Hannes Jonsson als besten Spieler auf Seiten der Eisenacher.

Alexander Schiffner trifft zum 2:6
In der Besetzung mit Tomas Sklenak auf der mittleren Aufbauposition, Duje Miljak im rechten und Eryk Kaluzinski im linken Rückraum, Alexander Schifner auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtaußen, Benjamin Trautvetter im Kreis (in der Abwehr von Nicolai Hansen abgelöst) begannen die Eisenacher konzentriert und engagiert. Nick Heinemann stibitzte sich das Leder und nach genau einer Umdrehung des Sekundenzeigers lag der ThSV Eisenach in Führung und gab diese nicht ein einziges Mal ab! Am Eisenacher Abwehrbollwerk mit Duje Miljak. Eryk Kaluzinski und Nicolai Hansen gab es kaum ein Schlupfloch für die Sachsen. Tempogegenstoß auf Tempogegenstoß rollte in Richtung DHfK-Gehäuse. Alexander Schiffner vollendete zum 2:6 (8.). Die Hausherren versuchten es zwischenzeitlich mit Härte (Prokopec und Feld waren nach zwei Zeitstrafen frühzeitig Rot gefährdet). Nick Heinemann passte das Leder von Rechtsaußen zu Alexander Schiffner auf Linksaußen und Gabor Pulay war erneut geschlagen (4:8, 12.). DHfK-Coach Uwe Jungandreas reagierte, beorderte Till Riehn auf die Bank, später auch Pavel Prokopec. Es kamen Alexander Feld und Eric Jacob. Nur langsam bekam Leipzigs Angriffsspiel Struktur und Schärfe. Eric Jacob zerrte ständig an den Ketten, traf zum 8:12 (22.). Von Ulrich Streitenberger war an diesem Tag bei den Leipzigern nicht viel zu sehen. Ein Lichtblick, dessen Treffer zum 9:13 (26.). Als «verkappter Linksaußen» narrte hingegen Eisenachs Hannes Jonsson die Abwehr auf der Gegenseite. Bei eigener Überzahl standen Hannes Jonsson und Tomas Sklenak gemeinsam auf der Spielfläche. Zwischenzeitlich kamen Daniel Luther, Adrian Wöhler und Girts Lilienfelds.

Nicolai Hansen macht den Sack zu
Mit neuem Elan und verändertem Abwehrsystem kamen die Leipziger aus den Katakomben. Bei Eisenach besetzte Girts Lilienfelds im Angriff die rechte Rückraumposition. Die Hausherren erhöhten die eigene Schlagzahl; den Eisenachern unterlief so mancher Lapsus. Schlussmann Radek Musil stand nun mehrfach im Brennpunkt. Mit Glanzparaden gegen den freien Lukas Binder verhinderte er beim Stand von 15:17 den möglichen Anschlusstreffer (39./40.). Nick Heinemann (per Strafwurf) und Girts Lilienfelds (im Doppelpack) sorgten für das 15:20 (43.). Die Leipziger wollten, das war spürbar. Doch was passiert? Unmittelbar nach einer erneuten Auszeit landet ein Freiwurf im Seitenaus. Neue Hoffnung keimt beim Gastgeber, als der ins Tor eingewechselte Michael Galia das Leder vor der Linie zu greifen bekam.
Benjamin Trautvetter und Girts Lilienfelds scheiterten an ihm (47.). Dann Auszeit durch Eisenach. Gleich nach Wiederanpfiff startete Tomas Sklenak durch die verdutzte DHfK-Deckung zum 18:22 (48.). Leipzigs Trainer Uwe Jungandreas verordnete Pressdeckung gegen Tomas Sklenak und Hannes Jonsson. Nach dem 21:24 (54.) traf Alexander Feld gleich doppelt, während ein Kaluzinski-Ball am Holz des Leipziger Kastens landete. Beim Stand von 23:24 (55.) wurde es für die Eisenacher noch einmal ganz kribbelig, zumal dann Girts Lilienfelds scheiterte. Zu ungestüm die Leipziger im Bemühen um den greifbaren Ausgleich. Die Eisenacher zogen stattdessen noch eine Trumpfkarte mit Nicolai Hansen, der mit seinen drei Treffern letzte Zweifel an der Punktvergabe beseitigte.

Saftige Parkgebühr sorgte für ersten Schock
Die Arena Leipzig, Fassungsvermögen 7000 Zuschauer, war auf 4000 Plätze «gestutzt», wovon gut die Hälfte belegt waren. Offiziell war seitens des SC DHfK die Rede vom «neuen Wohnzimmer». Mancher fühlte sich im riesigen Areal wohl eher «verloren». Und auch für die einmischen Spieler war es wohl eher «eine große fremde Halle». Ein erheblicher Aufwand an Personal, auch an verschiedenen Verkaufsständen, war im weiten Hallenareal zu verzeichnen. Den ersten Schock bekamen die Gäste aus Eisenacher bei der Zufahrt zum Parkplatz, wo eine Parkgebühr je Pkw von 5,00 € zu entrichten war. Der zweite Schock kam beim Blick auf die Preistafeln für Getränke und Speisen. Da waren Durst und Hunger verflogen. Nach der Partie waren noch große Bestände an belegten Brötchen an den Verkaufsständen. Dem gut gemeinten Rat eines Besuchers aus Eisenach, bei etwas herabgesetztem Preis werde man vielleicht die Ware noch los, wurde mit einem kategorischen Nein begegnet. Lieber werfe man die belegten Brötchen weg. Mitgenommen haben die Eisenacher allerdings was viel Wichtigeres, nämlich zwei Pluspunkte!

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Am Samstag Heimspiel gegen die HG Saarlouis
Zum Heimauftakt erwartet der ThSV Eisenach am Samstag, 08.09.2012 um 19.30 Uhr die HG Saarlouis. Der Ticketvorverkauf ist bereits angelaufen. Eintrittskarten sind erhältlich in Eisenach in der ThSV-Geschäftsstelle, ThSV-Sportlerklause, HME-Tankstelle (Langensdalzaer Straße), 02-Shop (Querstraße 1) und Bäckerei Rabe (Marienstraße) sowie in Waltershausen in der Gaststätte «Friedenstein» (Ibenhainer Straße).

Statistik
SC DHfK Leipzig: Pulay, Galia; Müller, Dietzmann (1), Emanuel, Streitenberger (3), Baumgärtel, Oehlrich (3), Binder, Boese (6/5), Jacob (5), Riehn, Prokopec (1), Feld (5)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter, Sklenak (4), Wöhler, Jonsson (5), Luther, Miljak (1), Kaluzinski (1), Hansen (3), Schiffner (3), Heinemann ((8/4), Lilienfelds (3)

Siebenmeter: Leipzig 5/5 – Eisenach 4/4

Zeitstrafen: Leipzig 6 x 2 Min. – Eisenach 3 x 2 Min.

Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic

Zuschauer: 2380 in der Arena Leipzig

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