ThSV Eisenach verpasst Sensation nur haarscharf

Wartburgstädter unterliegen dem klar favorisierten SC Magdeburg nach großem Fight im Finish mit 27:28 (15:11)

Die Überraschung blieb aus! Aber es roch lange, ganz lange danach. Im DHB-Pokal-Achtelfinale unterlag Zweitbundesligist ThSV Eisenach vor über 2.500 Zuschauern erst im Finish, quasi auf den letzten Metern, dem klar favorisierten SC Magdeburg mit 27:28 (15:11). Vor wenigen Monaten standen sich beide Teams noch um Punkte im Oberhaus gegenüber; der ThSV Eisenach, nahezu in identischer Besetzung, lag seinerzeit zur Halbzeit mit 4:21 zurück. Bei der Neuauflage führten die Wartburgstädter fünf Minuten vor Ultimo mit 26:25 und in der 59. Minute hieß es 27:27. Am Ende bejubelte der Tabellen-Vierte der Eliteliga ein überaus glückliches und schmeichelhaftes Erreichen des Viertelfinales im DHB-Pokal. „Wir sind glücklich in der nächsten Pokalrunde zu stehen“, gestand Steffen Stiebler, der Sportliche Leiter des SC Magdeburg, der die fantastische Atmosphäre in der Werner-Aßmann-Halle lobte. „Unglaublich diese Stimmung, ein Riesenspaß da Handball zu spielen“, betonte der einstige Abwehrstratege des SC Magdeburg. Die Eisenacher indes waren traurig, dass es nicht ganz gereicht hatte. „Wir haben gesehen, zu welcher Leistung die Mannschaft in der Lage ist. Sie glaubt an das, was wir uns erarbeiten. Die Leistung über etwa 40 Minuten muss der Maßstab für uns werden“, betonte Velimir Petkovic.
„Der alte Fuchs“ hatte seinem Team einen maßgerechten taktischen Anzug geschneidert. „Wir hatten mit einem solchen Abwehrsystem gerechnet, doch wir bekamen in der Realität erhebliche Probleme“, räumte Geir Sveinsson, seit dem Sommer Coach an der Elbe, ein. „Wir waren in den ersten 15 Minuten nicht bereit, den Kampf anzunehmen“, befand Steffen Stiebler. Die Handballer von der Wartburg spielten eine famose erste Halbzeit, sorgten mit ihrer 5:1-Deckungsvariante für helle Aufregung beim Favoriten. Im Konterspiel und im Positionsangriff hatten die Eisenacher klare Vorteile, führten nach 14 Minuten mit 9:3! Aivis Jurdzs hatte gerade vollendet. Hannes Jon Jonsson schwang bei den Hausherren vortrefflich den Taktstab. SCM-Rechtsaußen Robert Weber, der Toptorjäger des deutschen Handballoberhauses, biss sich gleich zwei Mal von der Siebenmeterlinie und auch von Rechtsaußen die Zähne am Eisenacher Schlussmann Rene Villadsen aus. Obwohl der ThSV Eisenach im ersten Abschnitt drei Siebenmeter ausließ, führte er zur Halbzeitpause mit 15:11. „Doch wir hätten deutlicher führen müssen“, erklärte Velimir Petkovic mit Verweis auf die ausgelassenen Siebenmeter und ungenutzte Überzahlaktionen. Bjarki Elisson, Eisenachs Goalgetter der letzten Wochen, nahezu 70 Treffer in sechs Spielen, versenkte zunächst die Gegenstöße und Ballstafetten zur Linksaußenposition, fand in den Duellen von der Siebenmeterlinie in SCM-Keeper Jannick Green seinen Meister.

Der Favorit taumelte beim Underdog
Den ersten Angriff der Elbestädter im zweiten Abschnitt wehrten die Thüringer noch ab, zogen nach einem 18:16 (37.) auf 21:16 (41.) davon. „In dieser Phase hätten wir nachlegen müssen“, sinnierte Velimir Petkovic. Beim SC Magdeburg setzte vor allem Andreas Rojewski die Segel auf Sturm. Mit zunehmender Spieldauer atmeten die Würfe der Eisenacher jedoch nicht mehr die Schärfe und Präzision, steigerte sich zudem SCM-Keeper Jannick Green. Seine Gegenüber im Eisenacher Kasten bekamen indes kaum noch einen Ball zu fassen, auch weil die Magdeburger Rückraum-Recken, allen voran Andreas Rojewski, nun ungehinderter zum Wurf kamen. Beim 21:21 (47.) kam der Favorit erstmals zum Ausgleich (47.). Mit Willen und Leidenschaft, gepaart mit handballerischem Können, hielten die Eisenacher weiter erfolgreich dagegen. Velimir Petkovic versuchte die vorhandenen personellen Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen, schickte phasenweise Hannes Jon Jonsson und Tomas Sklenak gemeinsam auf das Parkett. Aivis Jurdzs traf mit einer Energieleistung zum 23:22 (50.) Wen später brachte Bjarki Elisson nach Regelwidrigkeit an Branimir Koloper seinen dritten Strafwurf nicht unter (51.). Den ersten Führungstreffer der Gäste nach 51 (!) Minuten durch Yves Grafenhorst zum 23:24 (51.) setzten die Hausherren das Mobilisieren der letzten Kräfte entgegen. Die Eisenacher, unterstützt von ihren Fans, „kämpften wie die Löwen“. An Aivis Jurdzs (53.) und Tomas Sklenak (55.) verwirkte Siebenmeter versenkte Nick Heinemann schnörkellos zum 26:25. Die Magdeburger antworteten zum 26:27 (Grafenhorst per Heber). SCM-Keeper Jannick Green tauchte bei den folgenden Eisenacher Würfen in die richtige Ecke ab, seine Vorderleute taumelten jedoch, patzten in Ballbesitz. Tomas Sklenak, kürzlich nach langwieriger Verletzung (Kreuzbandriss) erst wieder auf das Parkett zurückgekehrt, setzte sich im Zweikampf zum 27:27 durch (59.). Die Spannung erreichte ihren Siedepunkt. Jure Natek wuchtete das Leder zum 27:28 ins Eisenacher Gehäuse. Da waren noch 86 Sekunden zu spielen. Doch ausgerechnet Hannes Jon Jonsson unterlief ein technischer Fehler, die Spielleiter erkannten den Gästen den Ball zu. Um den glücklichen Sieg zu retten, griff Geirs Sveinsson rasch zur grünen Karte, zur Besprechung der letzten 32 Sekunden. In diesen behaupteten die Elbestädter das kostbare und glückliche 1-Tore-Pölsterchen.

ThSV Eisenach am Samstag Heimrecht um Zweitligapunkte
Der ThSV Eisenach will die famose Leistung nun auch im Punktspielbetrieb in der 2. Liga wiederholen. Am Samstag, 20.12.2014 empfangen die Schützlinge von Velimir Petkovic die HG Saarlouis. Anwurf ist um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle. Da soll zum Abschluss der Hinrunde der 5. Punktspielsieg in Folge verbucht werden. Das Team um Kapitän Benjamin Trautvetter hofft auf eine ähnlich lautstarke Unterstützung wie am Mittwochabend im DHB-Pokal. Nach dem Abpfiff lädt der ThSV Eisenach zu Livemusik ins Foyer ein. Eintrittskarten sind vorab online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle sowie am Spieltag an der Abendkasse erhältlich.
Am 2. Weihnachtsfeiertag (26.12.2014) folgt mit dem Heimspiel gegen den HC Empor Rostock bereits der Rückrundenstart (Anwurf: 19.30 Uhr). Auch hierfür läuft der Eintrittskartenverkauf bereits auf Hochtouren. Zwei Tage später, am Sonntag, 28.12.2014 reist der ThSV Eisenach zu einem Spitzenteam der Liga, zur HSG Nordhorn-Lingen. Es schließt sich eine Punktspielpause bis Anfang Februar an.

Statistik
ThSV Eisenach: Villadsen, Gorobtschuk; Trautvetter, Elisson (5), Sklenak (1), Wöhler, Jurdzs (4), Jonsson (5), Luther, Forstbauer (2), Schliedermann (1), Heinemann (3/2), Lilienfelds (4), Koloper (2)
SC Magdeburg: Green, Quenstedt; Rojewski (7), Musche (1), van Olphen, Natek (4), Bagerstedt (3), Grafenhorst (3), Haaß (2), Bezjak (2/1), Weber (2/1), Saul, Jurecki, Lie Hansen (4)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 6/2 – SC Magdeburg 5/2
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min. – SC Magdeburg 3 x 2 Min.
Schiedsrichter: Immel/Klein
Zuschauer: 2.502

Hier alle Resultate des DHB-Pokal-Achtelfinales
TSV Hannover-Burgdorf    – VfL Gummersbach 30:21
GWD Minden               – Frisch Auf Göppingen 23:32
SG Flensburg-Handewitt – TSG Friesenheim 39:20
HC Erlangen              – Füchse Berlin 23:27
DHfK Leipzig             – HBW Balingen-Weilstetten 28:24
Wilhelmshavener HV       – Rhein-Neckar Löwen 27:31
THW Kiel                 – TuS N-Lübbecke 30:29
ThSV Eisenach            – SC Magdeburg 27:28

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