ThSV Eisenach verteidigt in doppelter Unterzahl einen Zähler

Ein Handball-Klassiker am 2. Weihnachtsfeiertag! Die 94. Auflage (seit 1961) der Duelle zwischen dem ThSV Eisenach und dem EHV Aue endete vor der Eisenacher Saison-Rekordkulisse von 2.453 Zuschauern mit einem 27:27 (15:15)-Remis. Über 93 Sekunden in doppelter Unterzahl (!) verteidigten die Thüringer einen Zähler. Gregor Remke, der beste Werfer der Gäste (8 Treffer), scheiterte aussichtsreich am Eisenacher Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk, dessen Vorderleute das Leder sicherten. In den Schluss-Sekunden bot sich den Wartburgstädtern noch eine Wurfchance. Eine Freiwurfablage vermochte Eisenachs Bester an diesem Abend, Alexander Saul (7 Treffer), aber nicht unterzubringen.
Eine letztendlich wohl gerechte Punkteteilung zwischen zwei Teams in argen Abstiegsängsten. Der EHV Aue – zuletzt 4 Siege und 1 Remis – überquert die Schwelle ins neue Kalenderjahr knapp über der Linie, auf einem Nichtabstiegsplatz. Der ThSV Eisenach verbuchte nach dem Trainerwechsel am 11.Dezember drei Spiele ohne Niederlage (4:2 Punkte), geht allerdings auf Platz 18, einem Abstiegsplatz, ins neue Jahr. Der Rückstand von drei Zählern auf das rettende Ufer lässt die Thüringer hoffen.

Beide Teams ließen big points liegen
„Es war vor stimmungsvoller Kulisse nicht das schöne Spiel, die Partie wurde von Kampf und Leidenschaft dominiert. Im Spielaufbau waren wir zu pomadig“, konstatierte ThSV-Coach Arne Kühr, der seinem Team ein Riesenkompliment machte. „Die Jungs waren heiß, wollten das Derby auf keinen Fall verlieren.“ Stephan Swat, der Coach des EHV Aue, trauerte unmittelbar nach Spielende der Siegchance nach: „Im Finish haben wir drei big points liegen gelassen.“ Positiv registrierte er, dass sein Team auf hohes Tempo gesetzt habe, dabei allerdings zwei bis drei Fehler zu viel unterlaufen seien. „Wir trafen bis zur 45. Minute sehr gute Entscheidungen, kamen vielfach über die schnelle Mitte zum Torerfolg. Die körperlich überlegene Eisenacher Abwehr war da noch unsortiert“, konstatierte Stephan Swat. Als Joker hatte er „Aushilfskraft“ Alexander Koke frühzeitig mit der Spielführung betraut. Der ehemalige Eisenacher glänzte auch mit 38 Jahren als spielintelligenter Regisseur mit gutem Auge für den eigenen Torwurf. „Beide Teams versäumten es im Spielverlauf big points zu setzen. Unterm Strich kam es zu einer gerechten Punkteteilung. Unser Vorteil, das Tempospiel nach Balleroberungen oder auch nach einem Eisenacher Torerfolg. Wir haben stets ganz viel Druck aufgebaut, vermochten aber die sich daraus ergebenden Chancen nicht konsequent genug zu nutzen. Das war unser Manko“, analysierte Alexander Koke, der unbedingt vermerkt wissen will, dass es ihm vor der prächtigen Kulisse riesigen Spaß gemacht habe, zu spielen. „Beide Fangruppen trugen zu einer fantastischen Stimmung bei.“ Für Alexander Koke war es vertragsgemäß das Abschiedsspiel beim EHV Aue. Für das Handball-Seniorenheim fühlt er sich freilich noch nicht reif. „Ich habe gemerkt, dass ich in der zweiten Liga noch gut mithalten und Teams verstärken kann. Sollte ein Engagement mit unserem Lebensmittelpunkt und meiner privaten und beruflichen Situation vereinbar sein, spiele ich gerne weiter. Auf alle Fälle möchte ich dem Handball verbunden bleiben, ob als Spieler oder als Trainer“, hatte Alexander Koke schon im Vorfeld der Partie am 2. Weihnachtsfeiertag erklärt. Mit Lebenspartnerin Kristin und dem 14 Monate alten Sohn Philipp wohnt er in Halle, arbeitet in Erfurt am Institut für Sportwissenschaften, ist dort für die Ausbildung der Lehramts- und Bachelorstudierenden im Bereich der Sportspiele verantwortlich

Matthias Gerlich mit Sahnehäubchen
Die Eisenacher, zunächst mit Daniel Luther im linken Rückraum, nutzten eine Balleroberung nach 25 Sekunden durch den agilen Alexander Saul zum Führungstreffer nach 36 Sekunden. Für Abwehraufgaben wurden er oder Marcel Schliedermann von Duje Miljak abgelöst. Diesen Angriffs- und Deckungswechsel nutzte das Team aus dem Erzgebirge, um über die schnelle Mitte vielfach erfolgreich abzuschließen. Die Wartburgstädter zeigten mit einem Doppelpack von Willy Weyhrauch ihre Qualitäten im Umkehrspiel (3:2, 7.). Sehenswert der Heber von Marcel Niemeyer (8.). Der vor Tatendrang sprühende Alexander Saul und Willy Weyhrauch netzten zur 6:4-Führung der Gastgeber ein (12.). Stephan Swat, der Coach des EHV Aue, regierte, betraute Alexander Koke mit der Spielführung. Doch die Thüringer blieben zunächst tonangebend, auch weil Torhüter Jan-Steffen Redwitz mehrfach zur Stelle war, selbst mit dem Kopf abwehrte. Marcel Schliedermann marschierte in der für ihn typischen Art in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr. Daniel Luther wuchtete zum 9:7 ein, scheiterte Sekunden später nach einem Gegenstoß völlig frei an EHV-Keeper Robert Wetzel, konnte kurz darauf nur regelwidrig gestoppt werden. Matthias Gerlich versenkte von der Siebenmeterlinie zum 10:8 (18.). Alexander Saul war mal wieder zu schnell für seine Gegenüber, markierte das 11:9 (20.). Eric Meinhardt und Alexander Koke verliehen dem Angriffsspiel der Gäste einen gefährlicheren Zuschnitt, brachten Rückraumspieler Gregor Remke immer wieder in Wurfposition. Mit seinem 4. Torerfolg brachte er die Gäste in Führung (12:13, 23.). Mit zwei Treffern durch Alexander Saul antworten die Wartburgstädter zum 14:13 (27.). Rasant die Schlussphase der ersten Halbzeit. EHV-Keeper Robert Wetzel blieb im Siebenmeterduell mit Alexander Saul Sieger, Eisenachs SchlussmannJan-Steffen Redwitz parierte mit spektakulärer Fußabwehr. Jan Fäth nutzte einen Ballverlust der Hausherren zum 14:15 (30.). Mit der Sirene verwandelte Matthias Gerlich, ansonsten vielfach ohne Fortune, einen Freiwurf direkt zum 15:15-Pausenstand. Das Sahnehäubchen der ersten Spielhälfte.

Dramatik pur bis zur Schluss-Sekunde
Mit Nicolai Hansen am Kreis, Matthias Gerlioch, Daniel Luther und Alexander Saul im Rückraum, kamen die Eisenacher nach Wiederanpfiff zur 18:16-Führung (35.). Heißblütig, aber nicht abgeklärt genug die Wartburgstädter. Effizienter, mit Alexander Koke als Spielgestalter, trafen die Gäste zum 20:22 (43.), Stanislaw Gorobtschuk löste Jan-Steffen Redwitz im Eisenacher Kasten ab. Marcel Schliedermann übernahm wieder die Regieposition, Marcel Popa besetzte die linke Rückraumposition, Marcel Niemeyer kehrte an den Kreis zurück. Den Eisenacher Anschlusstreffer beantworteten die Gäste stets Sekunden später mit einem eigenen Torerfolg. Beim 25:25, nach einem Schliedermann-Treffer, war wieder der Gleichstand hergestellt (52.). Die Schlussphase lebte vor allem von der Spannung, stand die Partie auf des Messers Schneide. ThSV-Kapitän Daniel Luther übernahm Verantwortung, erzielte mit purer Willenskraft das 27:26 (56.). Bis zum Ende standen die Eisenacher in Unterzahl auf dem Parkett. Gregor Remke glich zum 27:27 aus (56.). Es fiel kein Treffer mehr. Kevin Roch scheiterte völlig frei am Eisenacher Torhüter Stanislaw Gorobtschuk (58.). Der eingewechselte EHV-Torhüter Eric Töpfer parierte einen Schliedermann-Wurf. Kurz darauf mussten Marcel Schliedermann und Willy Weyhrauch wegen zu ungestümen Einsteigens in der Abwehr vom Parkett. Der ThSV Eisenach stand 93 Sekunden, eine lange Zeit im Handball, in doppelter Unterzahl auf dem Parkett. Das Team aus der Erzgebirgshalle konnte kein Kapital daraus schlagen. Bravourös verteidigten 4 Eisenacher gegen 6 Gästespieler. Stanislaw Gorobtschuk verhinderte den wohl spielentscheidenden Treffer, als er gegen Gregor Remke parierte. Der ThSV Eisenach kam sogar noch einmal in Ballbesitz, doch Alexander Saul gelang niczht sein 8. Treffer. Es blieb bei der Punkteteilung im ersten Spiel der Rückrunde und vor der alljährlichen en Punktspielpause im Januar.

Statistik

ThSV Eisenach
Redwitz (1.-44./ 9 Paraden – 23 Gegentore), Gorobtschuk 44.- 60./ 4 Paraden – 4 Gegentore), Brand; Iffert, Wöhler 1, Luther 3, Gerlich 5/3, Miljak, Schliedermann 2, Hansen, Streckhardt, Popa 1, Niemeyer 3, Weyhrauch 5, Saul 7/2, Richardt

EHV Aue
Wetzel (1.-53./ 11 Paraden – 24 Gegentore), Töpfer (bei zwei 7-Metern und ab 53./ 4 Paraden – 3 Gegentore); Meinhardt 1, Roch 2, Ebert, Bornhorn, Dumcius, Mägi 2, Faith 2, Koke 4, Neuteboom, Jungemann 3, Remke 8, Pechstein 5/2

Siebenmeter
ThSV Eisenach: 7/5 (Gerlich verwandelt 3x gegen Wetzel und scheitert 1x an Töpfer, Saul verwandelt 2x gegen Töpfer und scheitert 1x an Wetzel)

EHV Aue
2/2 (Pechstein verwandelt 2x gegen Redwitz)

Zeitstrafen
ThSV Eisenach: 6×2 Min. (Niemeyer 2x 2 Min., Wöhler, Hansen, Weyhrauch je 2 Min.)

EHV Aue
4×2 Min. (Remke 2x 2 Min., Dumcius und Roch je 2 Min.)

Schiedsrichter
Matthias Klinke/ Sebastian Klinke

Zuschauer
2.453

Anzeige