ThSV Eisenach wie aus einem Guss gegen Hüttenberg

Handball-Eisenach feierte ein rauschendes Fest. Der ThSV Eisenach bezwang den TV Hüttenberg mit 33:27 (17:11), stockte seine Bilanz auf 11:1 Punkte aus den letzten sechs Partien auf, versetzte seine über 1600 Fans in Jubelstimmung.
«Das Beste, was wir seit langem vom ThSV Eisenach gesehen habe», so der Tenor unter der Anhängerschaft. Der aus Berlin angereiste ehemalige Motor-Spieler Gunter Funk, ein Anwärter auf den Trainerposten bei Eisenachs Kooperationspartner HSV Bad Blankenburg, zeigte sich ausgesprochen angetan über die aktuelle Eisenacher Crew.

«Wir hatten den Trainingsschwerpunkt auf Angriffshandlungen gegen eine offensive Abwehr gelegt. Mit Erfolg», frohlockte Maik Handschke, der Coach des ThSV Eisenach, nach dem Abpfiff. Seine Crew wirbelte die Hessen völlig durcheinander. «Unsere sonstige Stärke, Abwehrqualität, konnten wir nicht aufbauen. Stattdessen hat uns Eisenach aus den Angeln gehoben», gestand Hüttenbergs Trainer Jan Gorr. Pavel Prokopec brillierte als torgefährlicher (9 Treffer) «Häuptling» in Abwehr und Angriff. «Den Grundstein zum souveränen Erfolg legten wir in der ersten Halbzeit, vornweg mit unserer exzellenten Abwehrarbeit und einem überragenden Torhüter», bilanzierte Maik Handschke. Mit überwiegend sauberer Deckungsarbeit stoppten die Eisenacher ihre Gäste. Dabei lief Schlussmann Radek Musil vom Anpfiff an zur Galaform auf. Er parierte 24 (!!) Bälle, gewann das Duell mit seinem «Kollegen» im Hüttenberger Kasten, dem ebenso erstligaerfahrenen 40-jährigen Waldemar Strzelec, um Längen, wurde vom Publikum geradezu frenetisch gefeiert. «Hüttenbergs Schlussmann hatte allerdings auch einen wesentlich schwereren Job», warf Maik Handschke ein. Seine Spieler, mit und ohne Ball ständig in Bewegung, zogen ausgesprochen platziert ab, glänzten mit großem Wurf-Repertoire von nahezu allen Positionen. Geradezu vor Spielfreude strotzte der im August das 37. Lebensjahr vollendende Krisztian Szep-Kis, der seinen fünften Handball-Frühling zu erleben scheint. Nahezu ausschließlich in der Offensive auf dem Parkett, verblüffte er seine Gegenspieler, animierte die Fans zu Beifallstürmen. Mit Maßarbeit traf der Linkshänder zum 7:4 (11.), bediente mit «Auge» Benjamin Trautvetter, der vom Kreis zum 17:11-Pausenstand versenkte, ließ listig einen Aufsetzer zum 22:16 (40.) im Netz zappeln, legte zum Rechtsaußen aufgebotenen Girts Lilienfelds ab, der mit einem Wurf ins kurze Eck zum 27:21 (47.) einlochte. Wie ein «junger Hirsch» tankte sich der Oldie zum 28:22 (49.) durch und jagte kurz vor Ultimo mit seinem 6. Treffer das Leder zum 32:26 (59.) ins Hüttenberger Gehäuse. Da feierten die völlig verzückten Fans bereits ihr Team. «Wir hatten keine Chance, das Blatt noch zu wenden. Eisenach verbuchte völlig zu Recht beide Zähler», räumte Jan Gorr, der erst 30-jährige Trainer des TV Hüttenberg, freimütig ein.

Gegen Eisenacher Tempohandball fanden die Hessen kein Rezept
Die Eisenacher, denen fünf Akteure (u.a. Kapitän Karsten Wöhler) fehlten, stellten sich nach dem 1:2 (Allendörfer, 2.Min.) bestens auf die offensive Abwehr der Gäste ein. Schwungvoller Kombinationswirbel mit vielen Überraschungsmomenten, ständige Bewegung aller Akteure, hieß das Rezept von Trainer Maik Handschke. Rotation im Rückraum schuf immer wieder Überraschungsmomente. Daniel Luther zeigte seine Stärken als Werfer aus größeren Entfernungen, wuchtete mit seinem dritten Treffer zum 5:2 (7.) ein. Den Braten hatten die Hessen spätestens jetzt gerochen. Um den Spielfluss zu erhöhen, brachte Maik Handschke seinen Routinier Krisztian Szep-Kis in der Offensive im rechten Rückraum (Daniel Luther löste ihn zumeist in der Abwehr ab.) Eisenachs Defensive verengte geschickt die Räume. Blitzschnell wurde von Abwehr auf Angriff umgeschaltet. Pavel Prokopec traf nach Tempogegenstoß zum 8:4 (11.). Zeit für die grüne Karte durch Hüttenbergs Trainer Jan Gorr sowie einige personelle Umstellungen. Der lange Arne Rigterink tauchte nun am Kreis auf. Zündende Ideen, um Eisenachs Abwehr auszumanövrieren, hatten die Gäste jedoch nicht parat. Ein gut aufgelegter Florian Laudt, den sein Trainer als einzigen aus der Mannschaftsleistung heraushob, war zu wenig, um Eisenachs Defensive entscheidend zu knacken. Tomasz Jezewski wählte zu oft die falsche Wurfvariante. Alexander Schiffner, auf Linksaußen beginnend, mogelte sich im Rücken der Hüttenberger Abwehr zur Kreismitte, drückte im zweiten Zupacken das Leder zum 11:7 (21.) über die Linie. Der junge Philipp Lindner löste ihn dann auf Linksaußen ab. Tomas Sklenak startete energisch zum 13:7 (24.) durch. Wo war die hoch gelobte Abwehrstärke der Hüttenberger vom 22:21-Triumph über Tabellenführer HSG Düsseldorf? Eisenachs Pavel Prokopec täuschte ein Abspiel an, marschierte aber selbst zum 14:8 (24.) durch. «Wir kamen stets einen Schritt zu spät», kritisierte Jan Gorr.

ThSV-Keeper Radek Musil ließ Gäste verzweifeln
Mit einer «versetzten Spitze» gegen Eisenachs dynamisch in die Tiefe durchstartenden Tomas Sklenak versuchten die Hüttenberger Eisenachs Angriffswirbel einzudämmen. «Das bereitete uns doch einige Probleme», verhehlte ThSV-Coach Maik Handschke nicht. Doch die eigene Defensive ließ nichts anbrennen. Der eingewechselte 18-jährige Julian Krüger blieb im Siebenmeterduell mit Hüttenbergs Peter Dettling Sieger (32.). Wie ein Teufelskerl parierte Radek Musil gegen den völlig freien Arne Rigterink (34.), kaufte dann auch noch Tomas Jezewski vom Punkt das Leder ab (39.). In Unterzahl schmetterte Daniel Luther den Ball zum 21:15 am kurzzeitig das Hüttenberger Gehäuse hütenden Mathias Lang vorbei ins Netz (40.). Benjamin Trautvetter schloss eine der zahlreichen von den Außenpositionen gestarteten Ballstafetten zum 23:16 (42.) ab. Den Gästen gelangen einige Ballgewinne, die sie per Tempogegenstoß zu Treffern nutzten. Eisenachs Devise: Keine unnötigen Zeitstrafen bei Tempogegenstößen der Hüttenberger einhandeln, diese nicht unfair attackieren, vielmehr im Gegenzug die eigene Offensivstärke ausspielen. Pavel Prokopec wurde durch Florian Laudt regelwidrig gebremst. Aus den vorausgegangenen Spielen die Lehren ziehend, der gefoulte Spieler soll selbst nicht werfen, übernahm Benjamin Trautvetter die Rolle des Siebenmeterwerfers – und verwandelte zum 26:20 (47.). Nachdem ein Prokopec-Aufsetzer zum 29:24 im Netz einschlug (52.) versuchte Hüttenbergs Trainer Jan Gorr seine Schützlinge während einer Auszeit auf einen Schlussspurt einzustimmen. Eine erfolgreiche Aufholjagd der Hessen gestatteten die Eisenacher nicht. Im großen Stil kaufte ThSV-Keeper Radek Musil beim Stand von 29:25 Hüttenbergs Andreas Lex das Leder ab (53.). Eine Prokopec-Fackel zischte zum 30:25 in die Maschen (54.). Radek Musil meisterte einen Jezewski-Ball. Eisenachs Philipp Lindner sicherte das zurückspringende Leder, Girts Lilienfelds visierte von Rechtsaußen mit Erfolg das kurze Eck an (31:25, 27.). Kurz vor der Sirene kann dann auch noch der junge Johannes Drieß zu einem Sekunden-Bundesliga-Einstand.

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Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Krüger; Hoffmann, Trautvetter (4/1), Sklenak (5), Drieß, Lindner, Luther (4), Schiffner (1), Lilienfelds (4), Prokopec (9/1), Szep-Kis (6)

TV Hüttenberg: Strzelec, Lang; Weber (2), A. Lex (2), Laudt (6), Dettling (3/3), Stelzenbach, Jezewski (5/1), Rigterink, S. Lex, Scholz (4), Bepler, Langenbach (4), Allendörfer (1)

Siebenmeter: Eisenach 2/2; Hüttenberg 7/4

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min.; Hüttenberg 5 x 2 Min.

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