ThSV Eisenach zitterte sich ins Achtelfinale des DHB-Pokals

Wenn am Sonntag das Achtelfinale für den DHB-Pokal ausgelost wird, befindet sich ein Los mit dem Namen «ThSV Eisenach» im Topf. Das ist die positive Nachricht vom Mittwochabend. Die Wartburgstädter zitterten sich allerdings mit einem hauchdünnem 34:33 (19:19)-Erfolg über den Regionalligisten HSG Gensungen/Felsberg unter die letzten 16 Teams. «Wir haben uns das Leben nach einer sehr guten Startphase selbst schwer gemacht. In der Abwehr, speziell gegen Linkshänder Steffen Ober, standen wir löchrig. Unsere Angriffsaktionen waren von Ketten technischer Fehler geprägt», bilanzierte Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus. Insgesamt 20 Technik- und Regelfehler hatte Mannschaftsleiter Ralf Illert notiert. «Damit bauten wir unsere Gäste regelrecht auf», gestand Hans-Joachim Ursinus zerknirscht. Die HSG Gensungen/Felsberg, im Stammaufgebot mit gestandenen Zweitbundesligaakteuren, trumpfte nach acht Pflichtspielsiegen in Folge, 12:0 Meisterschaftszählern in der Regionalliga Südwest und zwei Pokalerfolgen, auch in der Wartburgstadt auf. Besonders motiviert war jedoch der junge Christian Gherhard, Sohn von Bundesligaspieler Robert Gherhard (über viele Jahre eine «Institution» bei der HSG Gensungen/Felsberg und mit Eisenachs einstigem As Titel Raduta befreundet), der einige Zeit im Nachwuchs des ThSV Eisenach spielte und auch im Eisenacher Sportinternat wohnte. Nach dem frühzeitigem verletzungsbedingtem Ausscheiden von Frank Eidam (11.) rückte Christian Gherhard in den Rückraum der Gäste, streckenweise sogar auf die Regieposition, initiierte viele positive Spielzüge oder startete selbst mutig in Richtung Eisenacher Kasten durch. «Beide Mannschaften haben toll gekämpft, doch leider haben wir verloren», so Christian Gherhard. «Die Stimmung war famos. Beide Fan-Lager waren gut drauf. Da hat es für uns als Spieler riesigen Spaß gemacht, vor solch einer stimmungsvollen Kulisse zu spielen. Meine eigene Leistung stufe ich als ganz akzeptabel ein. Ich bin ja noch jung und kann noch viel lernen», fügte der Youngster an, bevor er sich in den Kreis ehemaliger Mannschaftskameraden aus seiner Eisenacher Zeit verabschiedete. Der ThSV Eisenach hatte nach dem ruhigen Vorverkauf gar nicht mit einem solchen Zuschauerandrang an einem Mittwochabend gerechnet, sodass kurzfristig noch Einrittskarten nachgeordert werden mussten, Präsident Gerhard Sippel als zusätzlicher Verkäufer einsprang. Mancher der 885 Zuschauer verpasste die aus Eisenacher Sicht rasanten Anfangsminuten zum 7:3 (8.). Doch das fand keine Fortsetzung. Vielmehr war eine Nervenschlacht bis in die letzte Sekunde angesagt. Beim Stand von 19:19 wurden die Seiten gewechselt, beim 21:23 (38.) lagen gar die Hessen mit zwei Treffern vorn. «Weil wir glasklare Chancen in entscheidenden Spielphasen ausließen, sorgten wir nicht für eine Vorentscheidung», analysierte Hans-Joachim Ursinus mit Blick auf die Aktionen nach dem 25:23 (41.) und 31:28 (50.).
Die wackeren Gäste schnupperten beim 32:32 (57.) an einer faustdicken Überraschung. ThSV-Keeper Radek Musil verhinderte im Stil eines Mittelverteidigers an der 9-Meter-Linie gegen den anstürmenden Carsten Göbel die Führung der Gäste. «Die Schlüsselszene der Partie», befand Eisenachs Trainer. Mit seinen Treffern 8 und 9 brachte Benjamin Trautvetter die Eisenacher 83 Sekunden vor dem Ende mit 34:32 in Führung. Die Entscheidung? Mitnichten! Anschlusstreffer durch Stephan Untermann genau 60 Sekunden vor der Sirene. Ballbesitz für den ThSV Eisenach. Doch zum Entsetzen der einheimischen Fans behaupten die Hausherren nicht das Leder. Die Gäste setzen zum Tempogegenstoß und zum möglichen Ausgleichstreffer an. Doch der zurückgelaufene Tomas Sklenak fängt 20 Sekunden vor Ultimo das Leder ab und bewahrt seine Farben vor einer möglichen Verlängerung. Unschön und völlig überflüssig das Handgemenge drei Sekunden vor Ultimo nach grobem Foulspiel von Gensungens Carsten Göbel an Eisenachs Kapitän Karsten Wöhler, das die Unparteiischen mit dem roten Karton ahndeten. Den anschließenden Redeschwall des Linksaußen der Gastgeber quittierten die Referees ebenso mit Rot. Binnen weniger Tage die zweite rote Karte für den heißspornigen Spielführer des ThSV Eisenach! Nach dem Abpfiff gaben sich die «Kampfhähne» allerdings versöhnlich die Hände…..

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Nositschka; Hoffmann (4), Trautvetter (9), Sklenak (5), Luther (2), Emmelmann, Schiffner, K. Wöhler (5/3), Lilienfelds (7), Weidner, Jauernik, Prokopec (2), Hartfiel
HSG Gensungen/Felsberg: Stahl, Meyfarth; Eidam, Ober (7), Hütt (2), Untermann (9/4), Bärthel, Negovan, Schanze, Viehmann (3/1), Horn, Gherhard (3), Göbel (7), Walther (2)

Siebenmeter: Eisenach 3/3; Gensungen 5/5
Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min./ Rot gegen K. Wöhler nach grober Unsportlichkeit, 60.; Gensungen 5 x 2 Min./Rot gegen Göbel nach grobem Foulspiel, 60.

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